Es wird den wenigsten S&T-Lesern entgangen sein, dass Angehörige der Spezialkräfte der Bundeswehr mit dem „Mulittarndruck“ (siehe Titelbild) ein eigenes Tarnmuster tragen, welches dem der Rest der Truppe verwehrt bleibt. Der CDU-Bundestagsabgebordnete Jens Lehmann, Mitglied im Verteidigungsausschuss und Berichterstatter der CDU/CSU-Fraktion für das Heer, ist dem Umstand nachgehen, wieso dieses Tarnmuster nur Spezialkräften vorbehalten ist.
Dazu reichte er eine Frage an die Bundesregierung ein: „Warum tragen die Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) und des Kommandos Spezialkräfte der Marine (KSM) der Bundeswehr einen anderen Tarndruck als die restliche Truppe (die weiterhin mit Uniformen im Fünffarbentarndruck ausgestattet wird), und warum wird kein einheitlicher Tarndruck für alle tarndrucktragenden Soldaten im Sinne einer Einheitlichkeit angestrebt?“
Die Antwort auf diese Frage, die Soldat & Technik vorliegt, lieferte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium der Verteidigung Siemtje Möller. „Weil die Spezialkräfte der Bundeswehr im Rahmen der Krisenprävention und -reaktion schnell verfügbar weltweit in allen Klima- und Vegetationszonen einsatzbereit sein müssen, verfügen sie über eine Vielzahl an Tarndrucken (Fünffarbtarndruck, Schneetarn und Multitarndruck)“, so Möller. Hingegen sei der überwiegende restliche Teil der Bundeswehr nach der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung in einem Gebiet mit einer dominaten mitteleuropäischen Vegetationszone eingesetzt, wo Grüntöne dominieren. Daher werde diese Truppe auch mit dem Fünffarbtarndruck ausgestattet.
Die Überzeugungskraft dieser Antwort hält sich in Grenzen, wenn man bedenkt, dass der kurfristige weltweite Einsatz kein Alleinstellungsmerkmal der Spezialkräfte ist. So hat beispielsweise die Division Schnelle Kräfte (DSK) im Heer, zu der neben den Spezialkräften des Heeres auch die Luftlande- und Gebirgstruppe gehören, die Aufgabe, Soldatinnen und Soldaten als Bestandteil von Krisenreaktionskräften bereitzustellen, die innerhalb kürzester Zeit für eine breite Palette an Missionen, beispielsweise die Evakuierung deutscher Staatsbürger, weltweit eingesetzt werden können. Dieser Auftrag findet sich sogar im Motto der Division – „einsatzbereit – jederzeit – weltweit“ wieder. Diese „überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft“ ist nach Eigendarstellung der Bundeswehr „zentraler Identifikationspunkt aller Divisionsangehörigen“.
Wäre die schnelle weltweite Verfügbarkeit der alleinige Grund für die Ausstattung der Spezialkräfte mit dem Multitarndruck, müssten zumindest die Angehörigen der DSK ebenfalls komplett mit dem Multitarndruck ausgestattet werden und die Soldaten des KSK und KSM bei Übungen in Mitteleuropa Ausrüstung im „besser“ geeigneten Fünffarbentarndruck tragen. Dem ist aber nicht so.
In den gemeinsamen Einsätzen und Übungen sind Spezialkräfte daher einfach an der Uniform erkennbar, wie man anhand der von der Bundeswehr veröffentlichen Bilder der Mission Gazelle sehr deutlich sehen kann. Im Rahmen von Gazelle haben die für die Mission federführend verantwortlichen Kampfschwimmer des KSM bis 2022 nigrischen Spezialkräften Ausbildungsunterstützung gewährt. Unterstützt wurden die „Sägefische“ durch Angehörige der DSK. „Zur direkten Unterstützung der Kampfschwimmer sind als schnelle Eingreifkräfte Quick Reaction Force Fallschirmjäger mit erweiterter Grundbefähigung in Tillia“, schreibt die Bundeswehr im Rahmen eines Erklärbeitrages zur Mission Gazelle auf der Webseite der Bundeswehr.
Jüngste Bestrebungen, den Multitarndruck, so wie es die bevollmächtigten Vertreter der Truppe einheitlich vorgeschlagen haben, querschnittlich in die Bundeswehr einzuführen, sind zurzeit angehalten, da das Verteidigungsministerium erst weitere Prüfungen abwarten will, S&T berichtete.