Die Bundeswehr kann für 880 Millionen Euro 155mm-Artilleriemunition für die Auffüllung eigener Bestände und für die Verwendung durch die ukrainischen Streitkräfte bestellen. Dies geht aus einer Veröffentlichung des BMVg auf seiner Webseite hervor. Legt man etwa gleiche Preise wie bei ähnlichen Verträgen zugrunde, sind das knapp 300.000 komplette Schüsse (mit Treibladungen und Anzündern).
Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat am 5. Juni der Beschaffungsmaßnahme zugestimmt und Finanzmittel aus dem Sondermögen und aus dem Kernhaushalt des Einzelplans 14 bereitgestellt.
Darüber hinaus soll die im Rahmenvertrag vereinbarte Menge vervielfacht werden und damit die Beschaffung mehrerer Millionen Schuss Artilleriemunition ermöglichen. Dabei sei zu betonen, so das BMVg, dass die Geschosse zukünftig in Deutschland produziert werden. Dies sei ein deutliches Zeichen, dass Deutschland seine Verteidigungsfähigkeit nachhaltig stärkt und seine Abhängigkeit bei der Beschaffung von kriegsentscheidender Munition weiter reduziert.
Der Rahmenvertrag enthalte eine Öffnungsklausel, damit sich weitere Nationen anschließen können. Dänemark, Estland und die Niederlande seien bereits Vertragsparteien. EU-weit laufe derzeit eine Initiative gemeinsam mit der Rüstungsindustrie, um die Produktion von Munition zu steigern.
Artilleriemunition gehört neben der Luftverteidigung zum Schwerpunktbedarf der ukrainischen Streitkräfte. Die Ukraine verteidige seit mehr als zwei Jahren ihr Territorium gegen Russland, schreibt das BMVg. Die ukrainischen Streitkräfte seien dabei mehr denn je auf Waffen- und Munitionslieferungen angewiesen. Im Stellungskrieg in der Ostukraine gebe es einen hohen Verbrauch an Artilleriemunition – insbesondere an Geschossen im Kaliber 155 Millimeter. Deutschland und seine Verbündeten hätten seitdem immer wieder Unterstützungspakete für das angegriffene Land bereitgestellt. Im Lichte der aktuellen sicherheitspolitischen Situation müssen die Bestände kontinuierlich aufgefüllt und erweitert werden.
Seit Mitte 2022 hat die Ukraine 22 Panzerhaubitzen 2000 erhalten, aus denen die 155mm-Munition verschossen werden kann. 14 Haubitzen kommen aus Deutschland, acht aus den Niederlanden. Zum Erhalt der Einsatzfähigkeit dieser Haubitzen sind vor einer Woche 300 Geschützrohre bei Rheinmetall bestellt worden (S&T berichtete), von denen mindestens ein Teil für die Ukraine bestimmt ist.
Redaktion / gwh