Das Gefechtsübungszentrum Heer (GefÜbZH) ist die zentrale Ausbildungseinrichtung des Heeres zur streitkräftegemeinsamen Ausbildung und Beübung von nationalen, internationalen und multinationalen Verbänden sowie Einheiten aller militärischen Organisationsbereiche. Ein Beitrag zu Sachstand und Weiterentwicklung ist in der aktuellen Ausgabe unseres Schwestermagazins „Hardthöhenkurier“ erschienen.
Die auf Nutzung modernster Livesimulationstechnik basierende Ausbildung, inklusive einer qualitativ hochwertigen multimedialen systemgestützten Auswertung, ist dabei Markenkern und Alleinstellungsmerkmal des Zentrums. An 240 Übungstagen werden 21 im Jahr durchgeführt. In den unterschiedlichen Arten von Übungsdurchgängen werden Verbände der Kampf- und Einsatzunterstützung, Einsatzkontingente sowie Führungsnachwuchs ausgebildet. Mit der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung hat sich der Stellenwert des Gefechtsübungszentrums keineswegs verringert. Stattdessen wird in diesem Szenario die Bedeutung, Verbände in ihrer Gesamtheit mit all ihren Kampf- und Einsatzunterstützern auszubilden und zu beüben, umso deutlicher.
Gleichzeitig erweist sich der bewährte methodische Aufbau der Ausbildung im Gefechtsübungszentrum sowohl in Aufträgen im Rahmen des internationales Krisenmanagements als auch in der Landes- und Bündnisverteidigung als zweckmäßig und zielführend. Grundsätzlich gliedert sich ein zweiwöchiger Übungsdurchgang in eine Phase der Zug- und Kompanieausbildung, begleitet von einer digitalen Führungsübung für die Soldaten des Gefechtsstandes, um die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Bestehen in der zweiten Phase, der Bataillons-Gefechtsübung, zu schaffen. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass alle Teileinheiten und Einheiten die nötigen Abholpunkte für die weitere Ausbildung erreichen und somit auch in der stets knappen Zeit eine effiziente und zielgerechte Ausbildung auf Ebene des Bataillons möglich ist.
Systemtechnik im Gefechtsübungszentrum ist State of the Art
Die Bewertung des taktischen Verhaltens der Übungsteilnehmer stützt sich dabei maßgeblich auf die Überwachung durch die ganzheitliche Systemtechnik des Übungszentrums ab. Die gleichzeitige Aufzeichnung von Bewegungen, Feuerkampf, Sprech- und Datenfunk aller Teilnehmer der Ausbildung erzeugen ein gläsernes Gefechtsfeld. Durch die moderne leistungsfähige Systemtechnik und die neueste Version von AGDUS (Ausbildungsgerät Duellsimulator Handwaffen 2. Generation) ist das Gefechtsübungszentrum technisch zumindest State of the Art, wenn nicht sogar eine der modernsten Ausbildungseinrichtungen weltweit. Die konzeptionellen Vorgaben und die aus den aktuellen Konflikten abgeleiteten militärischen Anforderungen werden vollumfänglich abgebildet.
Mit der Mobilen Auswerteausstattung Infanteristischer Einsatz (MASIE) im urbanen Ballungsraum Schnöggersburg zur raumgenauen Auswertung sowie der implementierten Produktverbesserung Sanität (PV-SAN, System zur Simulation sanitätsdienstlicher Versorgung von Verwundeten) verfügt das Gefechtsübungszentrum neben dem Alleinstellungsmerkmal zur systemgestützten Auswertung über weitere Fähigkeiten, die in dieser Qualität einzigartig sind. Ziel muss es weiterhin sein, mit den aktuellen Entwicklungen der Technik, der Truppe (insbesondere bezogen auf die Hauptwaffensysteme), aber auch den aktuellen Bedrohungen schrittzuhalten.
Integration D-LBO steht bevor
Während im Bereich der Informations-/Kommunikationssysteme die Nutzung von Battle Management Systems in Übungsdurchgängen schon zur Regel gehört, so steht die Integration Digitalisierung landbasierter Operationen (D-LBO) als wesentlicher Schritt für die Zukunftsfähigkeit der Systemtechnik im Übungszentrum noch bevor. Das wird in den nächsten Jahren eine wesentliche Herausforderung darstellen. Das genutzte AGDUS-System befindet sich in steter Anpassung an die Ausstattung der Truppe. In manchen Bereichen, wie der Integration von neuer Munition der Artillerie (Vulcano), mit der Fähigkeit zur Laserzielmarkierung oder dem in Beschaffung befindlichen 60-mm-Mörser ist diese Arbeit bereits weit fortgeschritten.
Im Bereich der Non-line-of-sight-Funktionalität von Munition, z. B. der AirBurst-Munition des Puma oder des mehrrollenfähigen leichten Lenkflugkörpersystems (MELLS), laufen entsprechende, durch die Projektleitungen beauftragte Studien oder sind bereits erfolgreich abgeschlossen. Bei den Handwaffen läuft die Integration der eingeführten Waffen stetig weiter. AGDUS Pistole P8, Granatpistole 40 mm AG40 und das Gewehr große Reichweite G82 wurden beschafft. Eine Version des Sturmgewehrs G95K wurde bereits erfolgreich mit dem AGDUS-System im Gefechtsübungszentrum genutzt. Ähnliches gilt für das Schießen im indirekten Richten mit der Granatmaschinenwaffe.
Oberst Heiko Diehl, Leiter Gefechtsübungszentrum Heer