StartBewaffnungSystem Sturmgewehr Bundeswehr – Heckler & Koch Angebot das wirtschaftlichere?

System Sturmgewehr Bundeswehr – Heckler & Koch Angebot das wirtschaftlichere?

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Der Rechtsstreit um das System Sturmgewehr Bundeswehr fördert zuweilen neue Erkenntnisse über den Entscheidungsprozess zu Tage. So hat die Vergabekammer des Bundes den Zuschlag für das HK416 A8 nicht wegen etwaiger Patentrechtsverstöße seitens des ursprünglich ausgewählten MK556 von C.G. Haenel für rechtens befunden. Vielmehr habe Heckler & Koch das wirtschaftlichere Angebot abgegeben. Das geht aus einer Pressemitteilung des Bundeskartellamtes hervor.

Die 1. Vergabekammer des Bundes hatte am 10. Juni 2021 über einen Nachprüfungsantrag der Suhler Firma entschieden. In der Urteilsbegründung heißt es: „Über diesen Ausschluss aufgrund der angeführten Patentverletzung musste die Vergabekammer [..] letztlich nicht entscheiden, da Haenel aus anderen Gründen für einen Vertragsschluss nicht mehr in Betracht kam: Eine erforderliche Neuberechnung des Angebotspreises von Haenel hatte ergeben, dass das Angebot des Unternehmens dem von Heckler & Koch in wirtschaftlicher Hinsicht unterlegen war. In ihrer Entscheidung hat sich die Vergabekammer des Weiteren mit Ausschlussgründen befasst, die gegenüber Heckler & Koch von Haenel geltend gemacht wurden. Die Ermessensentscheidung des BAAINBw, Heckler & Koch nicht von der Vergabe auszuschließen, war im Ergebnis nicht zu beanstanden.“

Der Business Insider hatte zuvor anderes von der Auswahlentscheidung berichtet. So sei das Angebot von C.G. Haenel (angeblich 152 Millionen Euro) rund 27 Millionen preiswerter als das von Heckler & Koch gewesen. Dies wäre wohl aber erst der Fall gewesen, nachdem das BAAINBw beiden Herstellern eine Möglichkeit zur Nachkalkulation gegeben hätte. In einem am 28. Oktober 2020 veröffentlichten Artikel veröffentlichte das zum Axel-Springer-Verlag gehörende Magazin zudem Einzelheiten aus der technologischen Erprobung. Diese hätte dem HK416 bessere Ergebnisse hinsichtlich Trefferleistung und Störanfälligkeit bescheinigt.

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Nach Auskunft des Bundesministeriums der Verteidigung haben jedenfalls alle drei eingereichten Bewerberwaffen um das System Sturmgewehr Bundeswehr die technischen Voraussetzungen erfüllt und liegen „dicht beieinander“.

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Gegen die Entscheidung der Vergabekammer kann Haenel innerhalb einer Frist von zwei Wochen sofortige Beschwerde einlegen, über die gegebenenfalls das Oberlandesgericht Düsseldorf entscheiden würde. Es ist davon auszugehen, dass die Suhler Waffenschmiede diesen Schritt gehen wird.

HK416 A8

Das HK416 A8 ist ein indirekter Gasdrucklader mit Kurzhub-Gaskolbensystem und Drehkopfverschluss. Die Waffe wird in zwei Rohrlängen  – 14“ und 16,5“ angeboten. Äußerlich fällt der neue sandfarbene Farbton auf. Es gehört zur 416/417-Waffenfamilie des Oberndorfer Herstellers Heckler & Koch. Die Entwicklung des HK416 begann im Frühjahr 2002.

Beide Versionen des HK416 A8 können ein Bajonett aufnehmen. Der werkzeuglos abnehmbare Handschutz fällt kürzer als der des G95K aus. Die Waffe ist mit einer verstellbaren Gasabnahme für Normal- und Schalldämpferbetrieb ausgestattet. Die Schulterstütze lässt sich in der Länge verstellen und verfügt über eine höhenverstellbare Schaftbacke. Wie auch das G95K verfügt das HK416 A8 über den beidseitig bedienbaren Sicherungs- und Feuerwahlhebel mit dem 45-Grad-Schaltweg. Magazinhaltehebel und Kammerfang sind beidseitig bedienbar.

Weiterhin lässt sich werkzeuglos der Kammerfang deaktivieren, so dass die Waffe im Bedarfsfall nach der letzten verschossenen Patrone geschlossen bleibt. Durch bestimmte Bohrungen – „Fluid-Öffnungen“ genannt – kann beispielsweise bei einem amphibischen Einsatz eingedrungenes Wasser nach dem Auftauchen schnell aus der Waffe gelangen. Durch dieses und weitere patentierte Merkmale ist die „Over the Beach-Fähigkeit“ gewährleistet.

Das HK416 A8 wiegt leer rund 3600 Gramm. Die Munitionszuführung erfolgt über AR-15-kompatible Kunststoff-Magazine. Dieses HK-GEN3 Magazin mit 30 Schuss Kapazität wurde im Rahmen des G95K-Beschaffungsprojektes in die Truppe eingeführt. Es lassen sich aber auch andere Patronenbehälter verwenden.

Waldemar Geiger und Jan-Phillipp Weisswange