Die australischen Streitkräfte haben Hanwha Defense Australia (HDA), eine Tochter des südkoreanischen Rüstungskonzerns Hanwha Defense, mit der Lieferung von 30 155-mm-Panzerhaubitzen des Typs AS9 und 15 gepanzerten Munitionsversorgungsfahrzeugen des Typs AS10 beauftragt. Dies geht aus einer gestrigen Mitteilung auf der offiziellen Seite des australischen Premierministers Scott Morrison hervor. Das Auftragsvolum beläuft sich auf 1 Mrd. AUD (ca. 720 Mio. USD). Die Beschaffung findet im Rahmen des Projekts LAND 8116 Phase 1 statt, dass im Mai 2019 beschlossen wurde. Die Vertragsunterzeichnung fand in Anwesenheit von Premierminister Scott Morrison und dem koreanischen Präsidenten Moon Jae-in statt.
„Unsere umfassende strategische Partnerschaft mit der Republik Korea wird durch unser gemeinsames Engagement für die Zusammenarbeit in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit untermauert. Der Vertrag mit Hanwha zeigt den Wert der industriellen Zusammenarbeit bei der Unterstützung unserer Länder bei der Bewältigung der gemeinsamen Sicherheitsherausforderungen. Wir arbeiten mit Hanwha zusammen, um in der Region Geelong ein Kompetenzzentrum für gepanzerte Fahrzeuge einzurichten, das ein weiteres strategisches Zentrum der Verteidigungsindustrie und künftige Exportmöglichkeiten für australische Unternehmen schaffen wird“, so Premierminister Morrison. Im Rahmen dieser Beschaffung sollen 300 neue Arbeitsplätze entstehen.
Der Bau der Anlage in Geelong soll im zweiten Quartal 2022 beginnen. Hier werden die Fahrzeuge ab dem vierten Quartal 2024 produziert.
Verteidigungsminister Peter Dutton wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass dieser erste Vertrag neben den 30 Panzerhaubitzen und 15 gepanzerte Munitionsnachschubfahrzeuge auch Bodenüberwachungsradare zum Aufspüren feindlicher Artillerie umfasst. Die Anzahl dieser Radare wurde auch auf Nachfrage nicht weiter konkretisiert. Dutton: „Die wichtigste Fähigkeit der neuen Fahrzeuge besteht darin, schnell zu wirken und sich zu bewegen, um einen gegnerischen Gegenangriff zu vermeiden. Dieses Projekt wird die Feuerkraft und Sicherheit der australischen Artillerie erheblich verbessern.“
AS9 Huntsman
Das in Australien als AS9 Huntsman bezeichnete Waffensystem basiert auf der koreanischen Panzerhaubitze des Typs K9 Thunder von Hanwha. Genutzt wird eine 155 mm/52-Kaliber-Kanone. Die K9 hat mit konventioneller 155-mm-Munition eine Reichweite von über 40 Kilometern. Mit reichweitengesteigerter Munition kann die Kampfentfernung auf bis zu 67 Kilometer erhöht werden. Ausgestattet mit einem automatischen Feuerleitsystem kann die Haubitze innerhalb von 30 Sekunden aus dem Stand und innerhalb von 60 Sekunden aus der Fahrt feuern. Die K9 kann zudem drei Schuss in unter 15 Sekunden, oder 18 aufeinander folgende Schüsse in unter drei Minuten verschießen.
Basierend auf den Merkmalen der K9 wird die AS9 nach Angaben von Hanwha speziell für die Anforderungen der australischen Streitkräfte gebaut und mit einer verbesserten Panzerung und einem Waffenortungsradar ausgestattet. Die AS9 soll der norwegischen K9-Vidar-Variante am ähnlichsten sein, verfügt jedoch über eine zusätzliche Panzerung und eine verbesserte Aufhängung. Die Standard-K9 hat einen Schutz aus 19 mm dickem Panzerstahl gegen Handfeuerwaffen und Artilleriebeschuss.
Die K9 hat ein Kampfgewicht von 46,3 Tonnen, die Höchstgeschwindigkeit auf der Straße beträgt 67 km/h und die Reichweite liegt bei etwa 360 km.
Angeboten wird Australien auch das verbesserte K9 A2-Geschütz, das sich noch in der Entwicklung befindet. Die K9A2 soll mit einem vollautomatischen Munitionsladesystem ausgestattet sein, das 9 bis 10 Schuss pro Minute abfeuern kann. In Betracht werden Gummiband-Verbundketten (Composite Rubber Track, CRT) sowie eine Minenschutzausrüstung gezogen. Bereits jetzt wird eine K9A3 Version entwickelt. Dabei handelt es sich um ein unbemanntes Geschütz, das ab 2030 zur Verfügung stehen soll.
Bisher ist das K9-System in unterschiedlichen Varianten in einer Stückzahl von etwa 1.700 Systemen in sieben unterschiedlichen Nationen eingeführt. Zu diesen zählen: Südkorea, die Türkei (Firtina), Polen (KRAB), Indien (K9 Vajra-T), Finnland (K9 Moukari), Norwegen und Estland (K9 KoU). Australien wird nun als achte Nation hinzukommen. Darüber hinaus werden derzeit Verhandlungen zwischen Hanwha und der ägyptischen Regierung über die Beschaffung von K9-Systemen für die ägyptischen Streitkräfte geführt.
Auch das AS10 Fahrzeug soll einen besseren Schutz aufweisen als das klassische Munitionsversorgungsfahrzeug K10. Hanwha arbeitet außerdem mit Kongsberg bei der Integration des taktischen Kommunikations- und Gefechtsführungssystems für den Huntsman zusammen.