Die im vergangenen Jahr angekündigte und in einem Rahmenvertrag mit KNDS vereinbarte Stückzahlerhöhung der Kampfpanzer Leopard 2 A8 scheint sich jetzt zu realisieren. Wie Der Spiegel heute berichtete, soll Verteidigungsminister Boris Pistorius in einer vertraulichen Vorlage für den Haushaltsausschuss des Bundestages die Beschaffung von 105 Kampfpanzern Leopard 2 A8 beantragen.
In dem Rahmenvertrag vom Mai 2023 hatte die Bundeswehr 18 Kampfpanzer Leopard 2 A8 zum Preis von 526 Millionen Euro zur sofortigen Lieferung als Ersatz für die Abgabe an die Ukraine bestellt. Weitere 105 Panzer sind als Option vereinbart. Als Beschaffungsvolumen dafür sind 2,4 Milliarden Euro angegeben. Laut Vertrag sollen die 18 Kampfpanzer im Zeitraum August 2025 bis Juli 2026 geliefert werden. Mit der Laufzeit des Rahmenvertrags über sieben Jahre ergibt sich für die 105 Panzer ein Lieferzeitraum von 2026 bis 2030. Der Vertrag sieht darüber hinaus vor, dass KNDS Deutschland in den ersten fünf Jahren die Verfügbarkeit von 60 Prozent der Panzer im Zustand E0 (einsatzbereit) und 90 Prozent im Zustand E1 (bedingt einsatzbereit) gewährleistet. Für die 18 Panzer ist dafür ein zweistelliger Millionen Euro pro Jahr vorgesehen.
105 Kampfpanzer ermöglichen die Ausstattung von etwa zwei Panzerbataillon. Bekannt ist, dass die Bundeswehr die Litauen Brigade mit modernstem Gerät ausstatten will. Dafür werden wohl die zu bestellenden Kampfpanzer herangezogen.
Der Bestand der Bundeswehr an Panzern würde mit der Beschaffung auf rund 425 Einheiten anwachsen, immer noch weit unter den 2.125 Leopard 2, über die die Bundeswehr Ende der 1990er Jahre verfügt hat. Wenn die Beschaffung eingeleitet werden kann, bleiben der Bundeswehr auf dem Panzer zwei Aufgaben zu lösen: Die Realisierung einer Übergangslösung bis zur Einführung des Main Ground Combat Systems (MCGS) und das MGCS selbst. Impulse dazu hat es auf der gerade zu Ende gehenden Rüstungsmesse Eurosatory gegeben.
Voraussetzung für den Abruf der 105 Kampfpanzer aus dem Rahmenvertrag ist die Billigung des Vorhabens durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages. Offensichtlich liegt die dazu erforderliche 25-Mio-Euro-Vorlage dem Haushaltsausschuss bereits vor. Das sind vermutlich die als „Verschlusssache eingestuften Unterlagen“, aus denen Der Spiegel zitiert. Vor der Sommerpause gibt’s es in den beiden nächsten Wochen je eine Sitzung, in der der Haushaltsausschuss die Vorlage billigen kann.
Nach bekannten Abläufen könnte der Abruf aus dem Rahmenvertrag unmittelbar der Genehmigung durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages erfolgen. Die weitere Ausstattung der Bundeswehr mit modernem Gerät ist ein begrüßenswerter Schritt und macht die Entschlossenheit des Verteidigungsministers deutlich, die Bundeswehr kriegstüchtig zu machen. Insofern blicken wir den Haushaltsberatungen in den kommenden Wochen mit Spannung entgegen. Neben den 105 neuen Leopard 2 Panzer hat der Verteidigungsminister weitere zwei Fregatten F 126 bestellt und will SatComBw aufbohren. Nach unseren vorsichtigen Schätzungen beziffert sich die Gesamtsumme auf knapp zehn Milliarden Euro allein in den letzten Wochen, die durch die Bundesregierung alimentiert werden müssen.
Gerhard Heiming