StartMobilitätErster NH90 Sea Lion an das BAAINBw übergeben

Erster NH90 Sea Lion an das BAAINBw übergeben

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Am heutigen Donnerstag, 24. Oktober, vollendet sich langsam das, was, einer Entscheidung aus dem März 2013 folgend und mit der Vertragsunterzeichnung im Juni 2015 zwischen der Nato Managementgesellschaft NAHEMA (NATO Helicopter Management Agency) und dem Industriekonsortium NHI (Airbus, Leonardo und Fokker) begann: in Donauwörth übergab Airbus Helicopters heute zeitplangerecht den ersten Hubschrauber NH90 Sea Lion an das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw). Bis Jahresende sollen zwei weitere Hubschrauber folgen. Insgesamt erwartet die Deutsche Marine bis 2022 18 dieser Hubschrauber.

Zu den Aufgaben des Sea Lion, der in der Marine den Hubschrauber See King Mk41 ablösen soll, gehören der Such- und Rettungsdienst (SAR), Aufklärung, Personal- und Materialtransport sowie Einsatz von Spezialkräften. Die Marine wird den Sea Lion landgestützt betreiben. Er wird auch von Bord der Einsatzgruppenversorger der Klasse 702 (Berlin-Klasse) operieren können. Die Mehrrollen- und Aufwuchsfähigkeit des NH 90 See Lion werden die Einsatzoptionen für die Deutschen Marine steigern. Verbesserte Sensoren sowie  leistungsfähigere Navigations- und Kommunikationsausstattung, darunter eine eine der Zeit angepasste militärische Freund/Feind-Erkennung (IFF), elektronische Steuerung fly-by-wire, seine Fertigung aus modernen, hochbelastbaren Faserverbundwerkstoffen sind wesentlichen Merkmale.

„Den größten Anteil an der Entwicklung der NH90-Variante Sea Lion hatte die Integration der Bundeswehr- und marinespezifischen Kommunikationsgeräte sowie der GPS-gestützten Navigationssysteme nach zivilen Verfahren und das damit notwendige Software-Update des NFH Missionssystems. Größte Herausforderungen aus Sicht der Industrie war dabei die höchst komplexe Organisation und Prozesslandschaft des NH90 Programms. Die Vielzahl beteiligter internationaler Agenturen, Dienststellen und Industriefirmen erforderte einen extrem hohen und zeitintensiven Koordinierungs- und Managementaufwand und führte zu ungeplanten Aktivitäten.“ So Airbus Helicopters.

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Video vom Erstflug der Sea Lion am 08. Dezember 2016 (Video: Airbus Helicopters)

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Nach Angaben von Airbus wurden bisher 90 Hubschrauber der Marineversion des NH 90 an die am Programm beteiligten Nationen ausgeliefert. Belgien, Niederlande, Frankreich, Italien nutzen den NH90 NFH für SAR-Missionen, die Niederlande und Frankreich setzen ihn auch im Einsatz gegen Piraterie und im Katastrophenschutz ein. Frankreich (dort unter der Bezeichnung ‚Caiman‘ betrieben), Italien und die Niederlande operieren den Hubschrauber auch im schiffsgestützten Einsatz.

„Ich bin stolz auf unsere Teams, die es geschafft haben, die anspruchsvollen Terminvorgaben unseres Kunden zu erfüllen. Die kontinuierliche Unterstützung auf Kundenseite war dabei ein wichtiger Erfolgsfaktor“, berichtet Wolfgang Schoder, CEO von Airbus Helicopters Deutschland. „Im Sommer haben wir erfolgreich mehrere Demonstrationsflüge unter Beteiligung von Marine und BAAINBw absolviert, um die Fähigkeiten des Sea Lion für Such-, Rettungs- und Spezialkräfte-Missionen zu verifizieren. Ich bin überzeugt, dass die Deutsche Marine das Potenzial der neuen Hubschraubergeneration nun voll ausschöpfen kann, und wir werden alles tun, um der Sea Lion-Flotte die bestmögliche Unterstützung zu bieten.“

Am 8. November ist die Übernahme des See Lion durch die Marineflieger vorgesehen. An seinem Stationierungsort Nordholz wurde bereits im Juni der Instandhaltungstrainer von der Firma Reiser Simulation und Training GmbH übergeben (ESuT berichtete).

Damit erfüllt sich nicht nur für den Kommandeur Marineflieger eine Erwartung. Im Marineforum 11/2019 argumentiert er: „… brauchen wir Marinefliegerkräfte, die Lücken in den Einsatzflottillen schließen und die Fähigkeiten der fahrenden Flotte zum Tragen bringen.“ Dabei ist sich Kapitän zur See Thorsten Bobzin im Klaren: „Auf der einen Seite steht der Bedarf, nach dem langen Abschwung noch schneller aufzuwachsen und noch größere Technologiesprünge zu vollziehen als unsere Prozesse erlauben. Auf der anderen Seite behindern fehlende infrastrukturelle und personelle Kapazitäten eine angemessene  Begleitung der bereits projektierten Vorhaben.“

In diesem Sinne ist die heutige Übergabe ein wichtiger Meilenstein.

Hans Uwe Mergener