StartMobilitätSchweden erhält neues amphibisches Kampfboot

Schweden erhält neues amphibisches Kampfboot

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Ende Oktober gab Saab die Auslieferung des ersten von 18 Combat Boat 90 (CB90) HSM-Booten an die schwedische Beschaffungsbehörde FMV bekannt. Schweden hat bereits 147 Kampfboote in einer älteren Version im Einsatz. Rund 250 werden weltweit genutzt. Das Boot wurde ursprünglich für die Schwedische Marine entwickelt, wo es im amphibischen Korps eingesetzt wird. Es wird auch international in zahlreichen Varianten verwendet: bei der schwedischen Polizei (Typ CB90H), sowie den Marinen von Norwegen (20 S90N), Griechenland (3 Stück im Küstenschutz), Estland, Mexiko (48 CB90 HMN), Malaysia (5 CB90, 12 CB90 HEX) sowie bei der US Navy (6 als Riverine Command Boat). Das CB90 HEX kam auch in Deutschland schon zum Einsatz, erstmals im Rahmen des Bush-Besuches 2006 sowie 2007 im Rahmen des G8-Gipfels. Die Wasserschutzpolizei Mecklenburg-Vorpommern hatte sich für diesen Anlass ein Boot von der schwedischen Bauwerft Dockstavarvet (gehört seit 2017 zu Saab) ausgeliehen. Das Boot hat einen Aluminiumrumpf.

Das CB90 HSM ist im Grunde ein neues Boot, mit im Vergleich zu den Vorgängervarianten erheblich gesteigertem Leistungsspektrum: höhere Geschwindigkeit, verbesserte Manövrierfähigkeit sowie Angriffskraft und Überwachungsfähigkeiten. Auch wenn es äußerlich seinen Vorgängern ähnelt, weist das Innenleben erhebliche Modifikationen auf.

Es hat einen komplett neuen Antriebsstrang mit angepasster Motorpositionierung, die den Schwerpunkt des Bootes optimiert. Dadurch kann das Boot noch stabiler, schneller und leiser fahren. In Kombination mit neuen Jet-Antrieben, die eine höherer Effizienz bieten, wird die Gesamteffizienz erheblich gesteigert – ebenso wie die Ergonomie und der Komfort für die Besatzung.

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Weiterhin verfügt es über ein neues Führungs- und Waffeneinsatzsystem und Sensoren für Überwachung und Gefecht. Herzstück dabei ist das Sensormodul Trackfire. Es nutzt eine stabile und unabhängige Sichtlinie (Stabilised Independent Line of Sight – SILOS). Dazu wurde das Sensormodul von den Waffenachsen entkoppelt und somit von den Rückstoßeffekten isoliert. Der Bediener kann die Sichtlinie auf das Ziel beibehalten und dadurch die Zielerfassungszeiten erheblich verkürzen. Dank IR-Kameras wurden die Überwachungsfunktionen erweitert. Das Ziel kann kontinuierlich angelasert werden und dadurch eine durchgehende ballistische Berechnung einschließlich 3D-Zielvorhersage erfolgen.

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Fredrik Hyllengren, Projektmanager bei der schwedischen Beschaffungsorganisation FMV: „Wir sehen hier völlig neuen Möglichkeiten. Während die älteren Versionen sehr feine Boote sind, sind sie im Vergleich zum neuen Modell nur Transportfahrzeuge. Mit diesen Upgrades verfügen wir über völlig neue operative Funktionen in Bezug auf Überwachung, Feuerkraft, taktisches Bewusstsein und die Fähigkeit, bei Bedarf zu handeln.“

Der Aufbau des Bootes ist extrem flach, weniger als 4,5 Meter Gesamthöhe. So weist Saab explizit darauf hin, dass das Boot – nach Demontage der Waffenanlage – in einem Airbus A400M transportiert werden kann. Dank seiner Kompaktheit kann das Boot problemlos auf dem Landweg, Luftweg oder per RoRo (Roll on Roll off) Schiff verlegt werden. Die geringe Signatur macht es zudem zu einem sehr schnellen, kleinen und schwer zu erfassendem Ziel.

Laut Herstellerwerft kann das CB90 H zum Beispiel neben dem 12,7 mm MG auf Drehringlafette auch mit bis zu 2,8 Tonnen an Minen oder einem modifizierten HELLFIRE-Typ RBS 17 SSM System ausgestattet werden.

Technische Daten CB90 HSM

Verdrängung Leer 18 Tonnen
Max. Verdrängung 24,5 Tonnen
Gesamtlänge 16,3 m
Länge Rumpf 14,9 m
Breite 3,8 m
Tiefgang 0,9 m
Max. Geschwindigkeit 45 Knoten
Reisegeschw. (Sea State 1) 38 Knoten
Reichweite (bei Reisegeschw.) 300 NM
Motoren 2 x 900 HP, Scania Diesel V8
Water Jet S32 Mix flow

Hersteller

Die Dockstavarvet Bootswerft besteht seit 1905, und seit 1969 wird dort Aliminiumbau betrieben. Das Portfolio reicht von Militärischen Kampfbooten (10 bis 18 m) und Hochgeschwindigkeits-Patrouillenbooten (10 bis 20 m) über Lotsenboote (11,7 bis 20 m) bis zu zivilen Freizeitbooten. Die Produktionszeiten für entsprechende Boote sollen mit drei (Serienfertigung) bis 12 Wochen (Einzelanfertigung) extrem kurz sein.

Die Boote bieten Ladekapazitäten für Material und Ausrüstung auf/in Mitteldeck, Vorpiek und im Passagierraum. Die präzise und stabilisierte Waffenanlage Trackfire wurde bereits angesprochen, es können auch andere FLW (Fernbedienbare Leichte Waffenstation) genutzt werden. Außerdem bieten die Boote ballistischen und ABC-Schutz nach Kundenwunsch. Laut Hersteller können die Boote bis Seegang Stärke 5 eingesetzt werden.

Weltweiter Bedarf

Amphibische Fähigkeiten sind derzeit stark gefragt. So wird die European Battle Group (EUBG) 2020-2 eine eigene Amphibische Task Force umfassen. Auch die Bundeswehr plant ihre Fähigkeiten in diesem Bereich auszubauen. So gibt es Überlegungen durch die Marine rund 15 Boote anzuschaffen, die international oft unter der Bezeichnung „Rhine River Patrol Boats“ bekannt sind. Deutschland plant die Nutzung vor allem durch die Soldaten des  Seebataillons.

André Forkert