StartMobilitätKraka – Verbringungsmöglichkeit für maritime Spezialkräfte

Kraka – Verbringungsmöglichkeit für maritime Spezialkräfte

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Um amphibische Spezialkräfte schneller und möglichst unbemerkt in ihr Einsatzgebiet bringen zu können, ist in Schweden jüngst das Kraka Jet Board entwickelt worden. Das aufblasbare Kraka ist sehr leicht und klein, nimmt daher wenig Platz ein und kann so problemlos in einen kleinen Abwurfcontainer verpackt oder in entleertem Zustand in den Torpedorohren eines U-Bootes mitgenommen werden. Es dauert laut Hersteller SOAL Marine weniger als drei Sekunden vom verpackten und damit entleerten Zustand bis zur voll aufgeblasenen Einsatztauglichkeit. Mit dem Kraka steht dem Nutzer anschließend eine einfache Transportmethode mit geringer Signatur bis zum Einsatzgebiet zur Verfügung. Das Kraka ermöglicht eine schnellere Fortbewegung als das Schwimmen. Es ist wärmer als ein Jetboot oder Diver Propulsion Vehicle (DPV; Scooter) und hat eine geringere Signatur als ein Schlauchboot. So lassen sich schneller und einfacher weitere Strecken zurücklegen als im Schwimm- oder Taucheinsatz, selbst mit Scootern.

Kraka wurde für operative Missionen in kritischen und herausfordernden Situationen auf See entworfen- wo Stille, Unauffälligkeit, Zugänglichkeit und Agilität entscheidend sind für den Erfolg einer Mission.

Am ehesten lässt sich das Kraka mit einem unauffälligen Schlauchboot vergleichen. Diese Alternativen bieten mehr oder weniger die gleichen operationellen Vorteile, unterscheiden sich aber in der Größe und der Abwurffähigkeit aus der Luft. Ein Schlauchboot oder Tragflächenboot kann mit vormontiertem Motor nicht so einfach aus der Luft abgeworfen werden. Der Motor kann erst montiert werden, wenn er separat abgeworfen und das Boot im Wasser am Boot aufgeblasen worden ist. Ein Standard-Außenbordmotor wiegt mehr als 80 kg. Die Alternative ist ein großer Abwurfrahmen mit Fallschirmen. Das erhöht die Gefahr der Aufklärung signifikant.

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Die Vorbereitung des Bootes für den Transport benötigt zusätzliche Energie und nimmt viel Zeit in Anspruch. Außerdem werden deutlich größere Mutterschiffe oder Luftfahrzeuge benötigt. Viele Spezialeinheiten verwenden daher zwei leichtere Motoren anstelle eines schweren, aber die zeitliche und energetische Herausforderung bleibt bestehen. Mit dem Kraka ist die Einsatzbereitschaft schneller erreichbar.

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Eine weitere Herausforderung für Spezialkräfte, die sich zunächst per Fallschirm und anschließend per Boot, Scooter oder Taucheinsatz fortbewegen, ist immer das Gewicht und das Volumen der mitzunehmenden Ausrüstung. Beispiele sind die Munition oder weitreichende Aufklärungs- oder Kommunikationsmittel. Große Gewichte oder Mengen können nur mit technischer Hilfe über weite Anmarschwege transportiert werden. Das Kraka Jet Board hat eine Nutzlastkapazität von 600 kg. Damit kann es problemlos zwei Trooper inklusive der vollständigen Ausrüstung aufnehmen. Dank der Fähigkeit kann jetzt sogar mehr Material transportiert werden, als es bisher mit Scooter oder anderen kleineren Systemen möglich war.

Zudem ist das Kraka ist im Wasser so flach, dass es fast keine Signatur hat und daher vom Radar nicht wahrgenommen wird. Laut Hersteller verändert das Kraka damit die Voraussetzungen für taktische Einsätze grundlegend. Neben dem militärischen Einsatz kann es auch im Bereich Search & Rescue (SAR) zum Einsatz kommen, also überall dort, wo in kritischen Situationen auf See Vorsicht, Sicherheit und Beweglichkeit entscheidend für den Erfolg der Mission sind.

Der Hersteller betont, dass das Kraka nicht entwickelt wurde, um direkt mit einem CRRC (Combat Rubber Raiding Craft) zu konkurrieren oder es zu ersetzen, sondern um eine neue Fähigkeit zu ergänzen. Außerdem kann es als Plattform zur amphibischen Feuerunterstützung oder zur Überwachung und Nachrichtengewinnung mit entsprechenden Sensoren genutzt werden. Alternativ lässt es sich einfach unter Wasser für eine geheime Extraktion verstecken.

Das System

Kraka ist laut SOAL Marine das erste aufblasbare, leichtgewichtige elektrische Jet Board. Damit soll eine Lücke geschlossen werden, wo andere kleine schwimmfähige Geräte bisher versagen oder nicht ausreichend Belastbarkeit und Nutzlast bieten.

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Das Kraka gibt es in drei unterschiedlichen Größen. (Foto: SOAL Marin)

Das Jet Board wird in drei Größen und mit verschiedenen Ausrichtungen produziert: Transport, Luft und Tauchen. Das Gerät ist gut geeignet für SAR-, Kampfschwimmer- und Infiltrationseinsätze. Auch bei Fluss- und Gewässerüberquerungen kann es schnell und einfach eingesetzt werden. Ein weiterer Vorteil ist der praktisch dauerhaft vorhandene Stealth-Modus.

Kraka ist schnell aufgeblasen und kann von Land, Hubschraubern, U-Booten und anderen Schiffen aus eingesetzt werden. Damit können Spezialtruppen sich und ihre Ladung sicher über schwierige und seichte Gewässer bringen – näher an jede Küste oder ein Schiff bringen, als dies ohne oder mit den bisherigen kleineren Hilfsmitteln möglich war.

Das Board besteht aus leichtem Verbundwerkstoff und aufblasbaren Materialien. Die Konstruktion ist auf eine dauerhafte Nutzung angelegt. Es werden verschiedene Farben angeboten, von Schwarz, Militärgrau, Hellgrau oder Armeegrün für militärische Varianten bis zu Orange für SAR-Einsätze. Der bürstenlose 11-KW-Elektromotor kann zwei Kommandosoldaten und Ausrüstung mit einer Geschwindigkeit von bis zu 20 Knoten transportieren. Der Wartungsaufwand soll minimal sein. Die Batterie versorgt den Antrieb für 30 bis 60 Minuten, abhängig von Geschwindigkeit und Last. Weitere Akkus erhöhen die Reichweite. Das Aufladen eines Akkus dauert 60 bis 80 Minuten. Außerdem kann Kraka auch von anderen Booten oder Wasserfahrzeugen wie Jet-Skis gezogen werden.

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Das Board kann als Plattform für Aufklärungssensoren oder Effektoren wie beispielsweise einer Waffenstation dienen. (Foto: SOAL Marin)

Es gibt drei Größen in sechs Varianten, jeweils für eine Nutzlast von 250, 400 oder 600 Kilogramm. Dann gibt es das Kraka in jeder der drei Größen als Schlittenfahrzeug ohne Antrieb und als vollwertiges Kraka mit dem angesprochenen Elektromotor. Hinzu kommt die optionale Modifikation für den Einsatz als Transportmittel (Transport), Luftabwurf (Air) oder Dive (Taucheinsatz). Bei allen Varianten ist der Motor, der Motorkasten und die Batterie gleich. Das Modell Transport erhält aber eine stärkere Düse am Strahl und das eigentliche Board ist unterschiedlich. Die Variante Air nutzt ein leichteres Board, bei dem die zusätzlichen Griffe und Befestigungsoptionen fehlen. Das Modell Dive ist besser auf die Arbeit mit Tauchern abgestimmt. So ist das Transport-Modell das widerstandsfähigste, aber auch schwerste und mit den meisten Optionen versehene.

Alle Boards können aus bis zu 10 Metern Höhe, zum Beispiel aus einem Hubschrauber, abgeworfen werden. Sie können bis zu einer Windstärke 6 (starker Wind, 39-49 km/h) nach der Beaufort-Skala eingesetzt werden.

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Mit den Zusatz von Tarnnetzen ist es im Wasser und in Küstenregionen ab einer bestimmten Entfernung nur schwer zu erkennen. (Foto: SOAL Marin)

Multifunktional und einfach zu verstecken

Kraka kann unter Wasser versteckt oder transportiert werden. Wenn es einsatzbereit ist, wird es innerhalb von drei Sekunden aufgeblasen.

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Luft raus, Wasser rein, und es sinkt in sein versteck auf 2 Meter Wassertiefe ab. Nach 10 Sekunden ist es von dort wieder einsatzbereit. Mit einer tauschbaren Tasche kann es bis auf 26 Meter abgesenkt werden. (Foto: SOAL Marin)

Durch das Öffnen der Ventile am Kraka-Bug ist das Board schnell entleert und füllt sich mit Wasser. Zusammen mit dem Gewicht der Antriebseinheit und der Batterie sinkt das Kraka unter Wasser, bis zu einer Tiefe von zwei Metern. Mit einem Tauchsack kann Kraka auf 26 Meter abgesenkt werden.

Genauso schnell, innerhalb von Sekunden kann es sich dank des vielseitigen elektronischen Hammar COR Inflator wieder aufblasen. Der elektronische Auslöser ist vollständig autonom und kann auf Zeit, Tiefe, oder Wasserkontakt reagieren, manuell oder aus einer Kombination davon. Wenn die Inflationsbedingungen erfüllt sind, sendet der COR-Inflator ein elektronisches Signal an die Zylinderflasche und sorgt so für ein sicheres, schnelles und zuverlässiges Aufblasen. Selbst unter kältesten Bedingungen wird dieser Vorgang zuverlässig ausgeführt. Laut Hersteller dauert die (Wieder-)Inbetriebnahme aus einer Wassertiefe von 2 Metern nur 10 Sekunden, dann sind die Einsatzkräfte unterwegs.

Außerdem können die Kraka Boards ferngesteuert werden. Laut Hersteller bis zu 50 km, selbst ohne Satellitenverbindung. Und bis zu 20 Boards können als Schwarm durch ein Steuersystem geleitet werden.

Zur Sicherheit gibt es einen „Take Me Home Button“. Wenn alles andere versagt, Notfallknopf drücken, und die Software kann außer Kraft gesetzt werden und/oder die Batterien vollständig entladen, um die zusätzliche Reichweite zu gewinnen, die für eine sichere Extraktion benötigt wird.

Als zusätzliche Ausrüstung werden Sensoren angeboten, zum Beispiel die tragbare und gyro-stabilisierte Sensorplattform von Falcon, die als dynamische Waffenstation dienen kann. Außerdem kann Kraka als fernbediente Plattform für Unmanned Aerial Vehicles (UAV) dienen, und so als Start- und Landeplatz oder zum Aufladen der Batterien für einen längeren und weitreichenden Einsatz.

André Forkert