StartBewaffnungCAESAR – Tschechien beschafft Artilleriesysteme von Nexter

CAESAR – Tschechien beschafft Artilleriesysteme von Nexter

Print Friendly, PDF & Email

Mit der Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung rückt auch die Artillerie wieder in den Fokus der Modernisierungsvorhaben. Viele Länder planen derzeit entsprechende Beschaffungsvorhaben. So wird Tschechien 52 CAESAR-Artilleriesysteme des französischen Herstellers Nexter erwerben, wie das Unternehmen in einer Mitteilung schreibt.

CAESAR steht für Camion Equipé d’un Système d’Artillerie. Bei den für Tschechien vorgesehenen Systemen handelt es sich um 155-Haubitzen auf LKW-Fahrgestellen mit der Antriebsformel 8X8. Den Angaben zufolge hat der tschechische Verteidigungsminister Lubomír Metnar unterzeichnete im Beisein der französischen Verteidigungsministerin Florence Parly und Nicolas Chamussy, CEO der Nexter-Gruppe, einen entsprechenden Vertrag unterschrieben. Tschechien werde damit zum dritten europäischen Kunden und zum siebten Nutzer des CAESAR weltweit, so Nexter. Dem Unternehmen zufolge wurden bislang mehr 350 Einheiten von Frankreich und ausländischen Kunden bestellt.

Das CAESAR-Artilleriegeschütz im Kaliber 155 mm kann auf LKW-Plattformen von 6×6, 8×8 oder größer genutzt werden. Frankreich war der Erstnutzer auf einem 6×6 Chassis. Weitere Nutzer bzw. aktuelle Testnationen sind Indien, Brasilien, Indonesien, Malaysia, Saudi-Arabien, Thailand, Dänemark, Marokko und nun Tschechien.

sut layout500x300 2024yH5BAEKAAEALAAAAAABAAEAAAICTAEAOw==

Die U.S. Streitkräfte validieren das System seit 2020 ebenfalls. Bisher wurden Versionen auf Mercedes-Benz (6×6), Renault Sherpa 5 (6×6) und Tatra T815 8×8 realisiert. Die Reichweite des Geschützes ist abhängig von den Artilleriegeschossen und liegt bei 42 km (ERFB-Munition) bzw. 58 km (Rheinmetall Denel Munitions Velocity enhanced Long range Artillery Projectile (VLAP)). Auch das US-Geschoss von Raytheon M982 Excalibur Precision Projectile wurde bereits mit CEASAR getestet.

yH5BAEKAAEALAAAAAABAAEAAAICTAEAOw==

Tschechien hat die Absicht, mit den CAESAR-Systemen die Radhaubitze Dana im Kaliber 152 mm zu ersetzen. Bis 2026 will das Land eine NATO-kompatible, schwere Brigade aufbauen. Das Geschütz wird das 8×8-Fahrgestell von Tatra nutzen. Hinzukommen zwei Simulatoren. Zuletzt hatte Tschechien bereits gepanzerten 6×6 Radfahrzeugen des Typs Nexter TITUS (Tactical Infantry Transport & Utility System) beschafft, die in Lizenz bei der tschechoslowakischen Gruppe (CSG) hergestellt wurden. Auch beim aktuellen Artillerie-Auftrag werden viele Fertigungsschritte im Nutzerland erfolgen. Tatra liefert das Fahrgestell und wird die geschützte Kabine vor Ort herstellen, Excalibur Army ist für die Endmontage vor Ort zuständig. Die Kommunikationsanlage und Anbindung an das Feuerleitsystem der Artillerie wird durch RETIA umgesetzt. Auch große Anteile der Standard-Artilleriemunition werden im Land hergestellt, von STV und Explosia. Hinzu kommt Spezialmunition und Sprengstoff von Nexter aus Frankreich.

Die CEASAR-Variante auf LKW-Fahrgestell bringt neben Kosten- auch Wartungsvorteile mit sich. Das Fahrzeug kann insgesamt 36 Granaten als Kampfbeladung mitführen, die Standard-Fahrerkabine ist geschützt gegen 7,62 mm x 51 sowie gegen Splitter (STANAG 4569 Level 2a/2b mit Zusatzschutz Level 3). Das System wird von vier Soldaten bedient. Als weiteren Pluspunkt nennt Nexter die schnelle Aufmunitionierung – drei Minuten im Vergleich zu zehn Minuten bei den vollautomatischen Systemen der Konkurrenz. Auch beim Gewicht (32.000 kg Kampfbeladung) kann das System punkten, da es einfacher zu transportieren ist. Die Reichweite wird mit 600 km angegeben. Ein Nachteil ist die Zeit in der Feuerstellung. Das Geschütz muss Stützen ausfahren, was vor und nach der Schussabgabe zu Verzögerungen führt. CAESAR ist laut Hersteller in der Lage, eine Feuerrate von maximal sechs Schuss pro Minute umzusetzen, wobei drei Schuss in 18 Sekunden pro Feuerauftrag normal sind. Diese Zeiten beziehen sich aber nur auf die Schussabgabe, hinzu kommen Ein- und Ausfahrt in die Feuerstellung, das Aus- und Einfahren der Stützen sowie die Ausrichtung des Geschützes. Hier sind Haubitzen wie die Panzerhaubitze 2000 oder RCH 155 mm schneller, da sie ohne die Stützen auskommen. Auch ist ihre Feuerrate höher, da aufgrund der Gesamtmasse die Schwingung des Fahrzeuges weniger lang andauert.

André Forkert