StartStreitkräfteScharfschützenausbildung in den Alpen - ein niederländischer Erfahrungsbericht

Scharfschützenausbildung in den Alpen – ein niederländischer Erfahrungsbericht

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Im österreichischen Hochfilzen in der Nähe von Saalbach-Hinterglemm fand kürzlich der Hochgebirs-Scharfschützenkurs (Alpine Sniper Course) des im deutschen Pfullendorf stationierten International Special Operations Training Center statt. Unter den Teilnehmern waren auch vier Niederländer des 12e Infanteriebataljon „Regiment van Heutsz“, welches der 11. Luchtmobielen Brigade untersteht. Weitere Teilnehmer kamen aus Griechenland, Italien und der Türkei, zudem waren deutsche und österreichische Ausbilder vor Ort.

Berg rauf, Berg runter – halte immer drunter

Schießen im Hochgebirge bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich. Das gilt nicht nur im Hinblick auf die Witterungsbedingungen, für die Bewegung im Gelände oder den Stellungsbau, sondern erst Recht für das Schießen. „Der wichtigste Unterschied ist, dass man in den Bergen oft schräg schießt. Also bergab oder bergauf“, so der niederländische Korporal Dirk in der niederländischen Truppenzeitschrift Defensiekrant. „Der Einfluss der Schwerkraft ist geringer, wenn man schräg schießt. Du musst also andere Daten verwenden, als wenn Du die gleiche Entfernung in flachem Gelände schießt.“

Schräg schießen bedeutet mehr ballistische Berechnungen für den Scharfschützen und seinen Spotter. Ein wichtiges Werkzeug hierfür ist der Winkelkosinus-Indikator. „Man misst zunächst mit dem Laserentfernungsmesser die Entfernung zum Ziel. Dann vergleicht man mit Hilfe von Tabellen diese Informationen mit dem Winkel, in dem man schießt und erhält so die tatsächliche Entfernung. Diese stellt man dann über die Klickwerte am Zielfernrohr ein und kann dann schießen. Das kostet zwar etwas mehr Zeit, aber so kann man auch in den Bergen sein Ziel treffen.“

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Anspruchsvolle Annäherung

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Unter den Teilnehmern waren auch vier Niederländer des 12e Infanteriebataljon „Regiment van Heutsz“, welches der 11. Luchtmobielen Brigade untersteht. (Foto: U.S. Army / Patrik Orcutt)

Ein weiterer Unterschied zu den Einsätzen im Flachland ist, dass man in den Bergen manchmal nicht im Liegen schießen kann. Oft kommen nur alternative Schusspositionen in Frage. Darüber erfordert die Tarnung in den Bergen auch andere Maßnahmen. „Man muss nach anderen Möglichkeiten suchen, um für den Gegner unsichtbar zu bleiben. Das gilt für die Schussposition, aber auch für die Annäherung an den Feind. Wenn man sich in den Bergen bewegt, ist man einfach viel besser sichtbar. Man ist also mehr auf das Terrain angewiesen, um nicht gesehen zu werden. Man nutzt dann zum Beispiel Flussbetten oder Felsformationen.“

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Internationaler Austausch

Wie jede andere internationale Ausbildung bietet auch der Alpine Sniper Course zahlreiche Möglichkeiten zum Wissens- und Erfahrungsaustausch mit Kameraden aus dem Ausland. Ein Aspekt betraf die Waffen. Die vier niederländischen Teilnehmer schießen normalerweise mit der Accuracy .338, aber ihre eigenen Waffen blieben in der heimischen Garnison Schaarsbergen. Während der Ausbildung in Österreich nutzen sie us-amerikanische Remington M2010, während ihre Kameraden aus dem Ausland andere Waffen wie die Victrix Pugio und die HK417 A2 verwendeten. „Wir konnten auch mit Waffen der anderen Kameraden schießen“, so Korporal Dirk. Nach seiner Einschätzung war es nicht so wichtig, mit welcher Waffe man schießt. „Es ist wichtiger, dass die Waffe gut eingeschossen ist. Wenn das der Fall ist, werden gute Ergebnisse erzielt.“

Jan-Phillipp Weisswange