StartTaktik & AusbildungUngarische Streitkräfte starten SERE-Ausbildungsprogramm

Ungarische Streitkräfte starten SERE-Ausbildungsprogramm

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Die ungarischen Streitkräfte haben mit der Implementierung eines eigenen Survival, Evasion, Resistance, Extraction (SERE) Ausbildungsprogramms begonnen. Der erste Pilotlehrgang wird mit Sportsoldaten durchgeführt. Ziel ist es, den Lehrgang in seinen Details final auszuplanen und die noch notwendigen Anpassungen an Inhalten und Infrastruktur durchzuführen.

SERE steht übersetzt für Überleben, Ausweichen, Widerstand sowie Flucht und geht auf Bemühungen der britischen und amerikanischen Streitkräfte aus dem Zweiten Weltkrieg zurück, Piloten dazu auszubilden, dass sie sich nach einer Notlandung oder einem Fallschirmabsprung zu den eigenen Linien durschlagen konnten. Die noch recht unstrukturierte Ausbildung weitete mit Ende des Koreakrieges den Fokus vom fliegenden Personal auf alle Angehörigen der Streitkräfte, welche in Gefechtshandlungen abgeschnitten, versprengt oder gefangengenommen werden konnten.

Die körperlich und geistig fordernden Lehrgangsinhalte konnten jedoch nur einem Bruchteil des Personals in besonderen Positionen zugänglich gemacht werden. So kristallisierte sich spätestens mit dem Vietnamkrieg eine separate Vorbereitung von Piloten und Spezialkräften mit jeweils angepassten Lehrgangsinhalten heraus. In Europa dient das im italienischen Poggio Renatico angesiedelte European Personnel Recovery Centre (EPRC) als zentrale multinationale Stelle auf diesem Feld.

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Die von den ungarischen Streitkräften etablierte Ausbildungsreihe knüpft an diese Tradition an und hat drei Module entwickelt, welche aufeinander aufbauen. Interessanterweise sollen die Elemente des ersten A-Moduls der aktuellen Planung nach in die erweiterte Grundausbildung jedes Soldaten einfließen. Der darauf aufbauende B-Lehrgang wird bedarfsgerecht vergeben, während die finale C-Lehrgangsebene für Fernspäher und Angehörigen der Spezialkräfte vorgesehen ist. Damit wird eine ähnliche Struktur erreicht, wie sie beispielsweise in der Bundeswehr eingeführt ist. In den deutschen Streitkräften sollen alle Soldaten den SERE Level A in der Grundausbildung erlangen. Level B wird beispielsweise im Rahmen des Einzelkämpferlehrganges vergeben. Level C bekommen Soldaten die den Combat Survival Course in Pfullendorf absolviert haben.

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Dem SERE-Konzept folgend werden Inhalte vermittelt, welche das Durschlagen zu den eigenen Kräften oder bis zu einer Extraktion sicherstellen sollen. Neben dem Ausweichen und dem Maßnahmenkatalog zur Sicherstellung des eigenen Überlebens bzw. der Selbstverteidigung im Notfall werden auch Prozeduren zur Verbindungsaufnahme und der erfolgreichen Extraktion unter Mitwirkung von Rettungstrupps ausgebildet.

Das SERE-Programm soll ab 2022 mit einem eigenen Ausbildungsteam an der Unteroffiziersakademie im nördlich von Budapest gelegenen Szentendre seine Heimat finden. Bis dahin werden die im aktuellen Pilotlehrgang gewonnenen Erkenntnisse in das Lehrgangscurriculum eingeflossen sein. In Zukunft wird das SERE-Team auch die Koordination der Ausbildung streitkräfteweit, sowie die Durchführung der Ausbildung der Ausbilder verantworten.

Kristóf Nagy