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Mehr als ein guter Kamerad – Diensthundeführer gesucht

Andre Forkert

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Das Fallschirmjägerregiment 31 in Seedorf hat intern und bundeswehrweit eine Personalsuche gestartet. Gesucht werden Diensthundeführer in der Dienstgradgruppe der Mannschaften. Der Verband sagt: „Wer Interesse an einer besonderen Verwendung hat und die Voraussetzungen erfüllt, den erwarten eine anspruchsvolle Ausbildung und eine enge Beziehung zu einem Kameraden auf vier Beinen.“

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Der Diensthund – und sein Diensthundeführer – kommt bei allen Einsatzarten der Fallschirmjäger zur Geltung. Auch im urbanen Gelände oder bei der Suche und dem Zugriff auf Personen. (Alle Fotos: Bundeswehr)

Und die Verwendung hat es in sich, denn die Diensthundeführer in der Fallschirmjägertruppe unterstützen die Kampfkompanien in allen Gefechtsarten. Damit sind sie nicht nur Diensthundeführer, sondern auch voll ausgebildete und ausgestattete Fallschirmjäger.

Die Diensthunde werden sowohl zur Kampfmittel- als auch zur Personensuche eingesetzt, um den Schutz der Truppen bei Übungen, Einsätzen oder Evakuierungsoperationen zu erhöhen. Ein Beispiel sind die Militärischen Evakuierungsoperationen der Division Schnelle Kräfte (DSK), zum Beispiel in Kabul 2021 oder Sudan im Jahr 2023. Keiner dieser Einsätze erfolgt ohne die vierbeinigen Kameraden. Sie suchen von jeden zu Evakuierenden das Gepäck ab, beziehungsweise beschnüffeln es, um gegebenenfalls Sprengstoff zu erkennen. Bei diesen Einsätzen stehen nicht immer die technischen Möglichkeiten der Flughafensicherheit zur Verfügung. Hier müssen die Hunde aushelfen und für die Sicherheit vor und an Bord der Evakuierungsflüge sorgen. In Kabul wurden sie zudem zur Kontrolle und als Abschreckung an den Toren des Flughafens eingesetzt. Aber auch bei der Personensuche – nach Kriegsverbrechern oder Flüchtigen können sie ihre Stärke ausspielen.

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Werdegang

Nach der Versetzung in den Diensthundezug der 1. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 31 in Seedorf durchläuft der Anwärter zunächst die Dienstpostenausbildung inklusive BCE- und Fallschirmspringerlehrgang. BCE steht dabei für die Führerscheinklassen – PKW und Lastkraftwagen mit Anhänger (unbeschränkt). Im Anschluss geht es an die Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen (Eifel).

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Ein enges und eingespieltes Team, der Diensthundeführer und sein vierbeiniger Kamerad. Die Hunde können auch im Team zu mehreren Diensthunden zum Einsatz kommen.

Die Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr (SDstHundeBw) ist die zentrale militärische Ausbildungsstätte der Bundeswehr für Diensthunde und ihre Diensthundeführer (DHFhr). Dort gibt es auch eine Diensthundeklinik, die aus den Bereichen Chirurgie/Zahnmedizin, Innere/Ambulanz, Zwingeranlage und Zuchtstation besteht, und die zentrale Anlaufstelle für die tiermedizinische Versorgung aller Diensthunde der Bundeswehr ist.

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Das Diensthundeteam begleitet die Fallschirmjäger auf allen Einsatzarten. Das erfordert auch eine entsprechende körperliche Eignung, inklusive Fallschirmsprung.

Dort folgt dann der zwölfmonatige Lehrgang zum „Diensthundeführer Schnelle Kräfte“ (DHSK). Auf diesem werden dem angehenden Diensthundeführer und seinem Diensthund alle Grundfähigkeiten vermittelt. Das Team lernt sich dort auch erstmalig kennen.

Die Aus- und Weiterbildung als Diensthundeteam endet nie. Es ist für beide Partner ein lebenslanges Lernen, zumindest bis zum Ausscheiden aus der Verwendung oder dem Dienst. Fähigkeiten müssen bei Übungen trainiert, Erlerntes im Tagesdienst verfestigt werden. Beim Lehrgang K9 Combat First Responder erlangt der Soldat dann alle nötigen Kenntnisse im Bereich der (taktischen) Verwundetenversorgung am Diensthund.

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Auch der Hund kann im Einsatz krank oder verletzt werden. Hier agiert der Diensthundeführer dann im Rahmen der Erstversorgung. Die beiden Kameraden müssen sich jederzeit und überall aufeinander verlassen können.

Auch wird der Lehrgang „Helfer im Schutzdienst“ durchlaufen, und der Soldat kann seinen Status als Spezialist – trotz Mannschaftsdienstgrad – auf dem Einzelkämpferlehrgang Teil 1 weiter ausbauen. Die Mannschaftsdienstgrade haben hier als Team- oder Truppführer die Möglichkeit, Führungsverantwortung zu übernehmen und die Spitzendienstgrade Korporal bzw. Stabskorporal zu erreichen.

Anforderungen

Der angehende Diensthundeführer muss uneingeschränkt Auslands- und Fallschirmsprungverwendungsfähig sein. Schließlich ist das Fallschirmjägerregiment Teil der Division Schnelle Kräfte, und dort gilt das Motto: „Einsatzbereit.Jederzeit.Weltweit.“. Die militärischen Evakuierungseinsätze in Kabul, Sudan und zuletzt Zypern/Libanon geben einen Einblick, was dieser Anspruch bedeuten kann. Hier gilt eine Aktivierungszeit von maximal 72 Stunden.

Im Idealfall hat der Interessent bereits eine infanteristische Spezialgrundausbildung absolviert. Bei Lehrgangsbeginn sollte eine Restdienstzeit von mindestens fünf Jahren vorhanden sein, bzw. die Bereitschaft zur Verlängerung. Eine Weiterverpflichtung ist laut Bundeswehr jederzeit möglich. Notwendig ist auch eine Möglichkeit zur Unterbringung, Haltung und Transport des Diensthundes im privaten Umfeld. Das heißt, der vierbeinige Kamerad kann mit nach Hause in die private Wohnung kommen.

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Flug im Hubschrauber, Abseilen aus dem Hubschrauber, Fallschirmsprung, die Herausforderungen für das Diensthundeteam sind vielfältig.

Der Diensthundeführer ist Infanterist/Fallschirmjäger und Hundeverantwortlicher in einer Person. Zu den infanteristischen Belastungen der Truppengattung kommt die Verantwortung für den Diensthund hinzu. Die Arbeit erfordert Herzblut und Hingabe. Das Vertrauen zwischen Mensch und Diensthund will verdient sein. Dies erfordert ein hohes Maß an körperlicher Durchhaltefähigkeit, mentaler Stärke und Eigenmotivation. Nur wenn sich beide Seiten jederzeit aufeinander verlassen können, entsteht ein gutes Diensthundeteam, so die Bundeswehr. Dazu gehört auch ein diszipliniertes allgemein-militärisches Auftreten, um militärische Vorgesetzte beim Einsatz des Diensthundes zu beraten.

Die Maßstäbe sind hoch: Gesundheitliche Einschränkungen, die dem weltweiten Einsatz oder dem Fallschirmsprung entgegenstehen, können auch nach der Versetzung zum Ausschluss führen. Eine Sicherheitsüberprüfung (SÜ2) ist Pflicht. Der Dienst im Diensthundezug ist eine prägende Herausforderung. Nicht nur beruflich, sondern auch im privaten Umfeld muss der Diensthund stets versorgt und betreut werden. Die Entscheidung sollte daher nicht leichtfertig getroffen werden. Der Soldat übernimmt die Verantwortung für seinen vierbeinigen Kameraden schließlich für mehrere Jahre. Eine Abgabe nach Lust und Laune geht nicht.

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Ein enges und eingespieltes Team, das sich jederzeit auseinander verlassen muss.

Der Mehraufwand wird durch eine monatliche finanzielle Aufwandsentschädigung sowie durch täglich anrechenbare Überstunden ausgeglichen. Alle anfallenden Kosten für die veterinärmedizinische Versorgung, Futter und Hundesteuer werden von der Schule für Diensthundewesen getragen.

Das Fallschirmjägerregiment 31 in Seedorf hat gerade im März ein Eignungsfeststellungverfahren abgeschlossen. Das nächste erfolgt vom 2. bis 13. September 2024. Verlangt werden unter anderem ein Sieben-Kilometer-Eilmarsch mit 20 Kilogramm in unter 52 Minuten und 100 Meter Kleiderschwimmen in weniger als vier Minuten. Hinzukommen verschiedene Ausbildungsabschnitte wie Abseilen, Gewässerüberquerung, Orientieren bei Tag und Nacht sowie eine mehrtägige Durchschlageübung im Gruppenrahmen.

Wer Interesse hat, soll mit seinem aktuellen Vorgesetzten sprechen und sich im Anschluss schnellstmöglich – nicht später als der 16. August – beim Diensthundezugführer 1./Fallschirmjägerregiment 31 melden.

Andre Forkert