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Kampfschwimmer in Klietz – KSM nutzt erstmals neue Breachinganlage des Truppenübungsplatzes an Oder und Havel

Jan-Phillipp Weisswange

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Breaching – das Schlagen von Breschen bzw. Schaffen von Zugängen zumeist in bauliche Infrastruktur – kann sowohl mit mechanischen als auch ballistischen Mitteln oder durch Sprengmittel erfolgen. Um insbesondere solche sprengtechnischen Verfahren zu trainieren, steht der Truppe seit neuestem auf dem Truppenübungsplatz Klietz eine moderne Breachinganlage zur Verfügung. Dieses „Breaching-Haus“ wurde nun erstmals durch das Kommando Spezialkräfte der Marine (KSM) genutzt, wie eine eindrucksvolle Bilderserie auf dem Facebook-Auftritt der deutschen Streitkräfte zeigt.

Die neue Breachinganlage des Truppenübungsplatzes Klietz gehört – so sagt die Bundeswehr nicht ohne Stolz – zu den einzigartigen Einrichtungen ihrer Art in Europa. Sie bietet der übenden Truppe „verschiedenste Möglichkeiten der Schaffung von Zugängen und den anschließenden Kampf von Raum zu Raum.“ So lassen sich beispielsweise Zugangssprengungen in den verschiedensten Formen trainieren. „Die modulare Bauweise der Anlage ermöglicht den Einsatz verschiedenster Elemente, welche gesprengt und aufgehebelt werden dürfen. Ein Highlight sind die austauschbaren Wand- und Deckenelemente. Die vorgefertigten Wände können je nach Wunsch mit verschiedenen Baustoffen ausgemauert werden und innerhalb kürzester Zeit ausgetauscht werden“, so die Bundeswehr in ihrem Beitrag. Über das bloße „Breachen“ hinaus können weitere taktische Elemente wie die Erkundung oder das Annähern an das Objekt trainiert werden.

Die Anlage entstand auf Forderung des Bedarfsträgers. Bereits vor einigen Jahren wurde die Idee auf dem durch die Wasserübungsplätze Havel und Elbe insbesondere für Pioniere prädestinierten Truppenübungsplatz geboren. Da bereits eine umfangreiche Spreng-Übungsanlage vorhanden war, lag der Gedanke nahe, diese um ein Breaching-Haus zu erweitern. So sollte mit der Breachinganlage zu den bereits vorhandenen Sprengplätzen eine weitere Möglichkeit zum Schaffen von Zugängen mit sprengtechnischen Verfahren geschaffen werden. Im März 2015 erfolgten die ersten Baugutachten, Umweltschutzkonzepte wurden erarbeitet und am 22. Juni 2017 erfolgte der erste Spatenstich. Coronabedingt gab es einige Verzögerungen, aber im März 2021 konnte der Probebetrieb beginnen. Dies war erforderlich, da die Truppenübungsplatzkommandatur mit der Anlage in vielerlei Hinsicht Neuland betrat. So galt es, Konzepte zur Logistik der Anlage zu überprüfen und die Abläufe zu optimieren – beispielsweise was das Zuführen neuer Module und die Entsorgung verbrauchter Bauteile anbelangte. Im ersten Quartal 2023 konnte dann der Regelbetrieb aufgenommen werden.

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Zu der Breaching-Anlage gehört eine umfangreiche Logistik vor Ort. Geschultes Fachpersonal kann mittels spezieller Technik Türen, Fenster und selbst Wände schnell austauschen. Die entsprechenden Wechselelemente lagern in unmittelbarer Nähe der Breaching-Anlage. Der modulare Aufbau gestattet mehrere Sprengungen und Übungsdurchgänge hintereinander: „Erst wird die Wand des Hauses aufgesprengt, dann beispielsweise die Tür eines Raumes aufgebrochen. Dynamische Übungsszenarien entstehen, die die Truppe unmittelbar hintereinander abarbeiten muss“, so die Bundeswehr. Aus einem zugehörigen Beobachtungsbunker heraus lässt sich das Geschehen beaufsichtigen bzw. mitverfolgen.

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Der Truppenübungsplatz Klietz untersteht dem Territorialen Führungskommando der Bundeswehr. Er liegt 90 Kilometer westlich von Berlin. Seine Grundfläche von rund 90 Quadratkilometern befindet sich etwa zu zwei Dritteln in Sachsen-Anhalt sowie zu etwa einem Drittel in Brandenburg. Fast 70 Prozent der Gesamtfläche des Platzes sind bewaldet. Im Westen des Truppenübungsplatzes Klietz verläuft die Elbe, in seinem Osten die Havel.

Auf dem Truppenübungsplatz Klietz lassen sich alle Operationsarten üben. Eine Besonderheit ist dabei die Verbindung mit den Wasserübungsplätzen „Elbe“ und „Havel“. Hier steht der Kampf mit und um Sperren, die Überquerung von Gewässern und die allgemeine Pionierunterstützung im Gefecht im Mittelpunkt. Die Panzertruppen können beispielsweise das Überwinden von Gewässern übern und anschließend auf der Schießbahn 13 die Operation verbundener Kräfte trainieren. Weiterhin bietet der Übungsplatz Klietz die Möglichkeit mit klein- und großkalibrigen Waffen Schul- und Gefechtsschießen durchzuführen.  Auch Mörserstellungen sowie die bereits erwähnte deutschlandweit einzigartige Spreng-Übungsanlage stehen zur Verfügung.

Jan-Phillipp Weisswange