StartStreitkräfteMehr Rohre und mehr Reichweite – Die Zukunft der deutschen Artillerie

Mehr Rohre und mehr Reichweite – Die Zukunft der deutschen Artillerie

Waldemar Geiger

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Kaum eine Truppengattung im deutschen Heer ist in den letzten 30 Jahren so geschrumpft wie die Artillerietruppe. Zu Zeiten des Kalten Krieges über 40.000 Dienstposten stark und rund 100 Regimenter, Bataillone und selbstständige Batterien umfassend, verfügt die „Trägerin des Gefechtes“ heute nur noch über etwas mehr als 5.000 Dienstposten und vier Bataillone.

Mit der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) soll dies nun möglichst schnell geändert werden. Gemäß dem Zielbild Einsatzkräfte Heer sollen die deutschen Landstreitkräfte in Zukunft über neun Artillerieverbände in vier unterschiedlichen Gliederungen verfügen.

Die Fähigkeit zum Kampf mit Feuer in der Tiefe des Raumes wurde in den letzten Jahrzehnten, aufgrund der Ausrichtung der Bundeswehr auf Stabilisierungseinsätze, vernachlässigt. Wo es notwendig erschien, sollten die verbliebenen Artillerieverbände des Heeres, die Wirkmittel anderer Teilstreitkräfte – beispielsweise im Zuge der Luftnahunterstützung – oder verbündeter Nationen das für die Kampftruppe benötigte indirekte Feuer liefern. Beim Blick auf den Russland-Ukraine-Konflikt zeigt sich, dass die daraus entstandenen oben genannten Strukturen dieses Konzept weder qualitativ noch quantitativ ausreichend sind. Die gelieferten deutschen Artilleriesysteme, wie der MARS II und die Panzerhaubitze 2000, haben sich zwar in der Ukraine bewährt, allerdings macht der Konflikt auch deutlich, dass die Bundeswehr erhebliche quantitative Lücken in der Feuerunterstützung aufweist.

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Der Umstand, dass keine der im Krieg beteiligten Nationen es vermag, die Luftherrschaft zu erringen, zeigt den Verfechtern luftgestützter Feuerunterstützung, dass auch im 21. Jahrhundert im Rahmen von LV/BV das Gros der Feuerunterstützung ausschließlich durch Rohr- und Raketenartillerie sowie Mörser bereitgestellt werden kann. Wo feindliche Luftverteidigung oder schlechtes Wetter den Einsatz von Kampfflugzeugen, bewaffneten Drohnen oder Kampfhubschraubern verhindern, was im Ukrainekrieg praktisch täglich der Fall ist, können die heereseigenen Feuerunterstützungsmittel quasi rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr wirken, wenn es genügend Rohre und Munition gibt. Das mag auf den ersten Blick als Binsenweisheit erscheinen. Trotzdem konnte sich in der Vergangenheit eine Denkweise durchsetzen, die dazu geführt hat, dass die Artillerietruppe der Bundeswehr stetig verkleinert und kaum in neue Fähigkeiten investiert wurde.

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Rohr-, Raketenartillerie und Mörser sind auch in Zukunft die einzigen Wirkmittel, die unabhängig von Luftherrschaft, Wetter oder zur Verfügung stehendem elektromagnetischem Spektrum zuverlässig Feuerunterstützung für die Kampftruppe bereitstellen können. (Foto: Bundeswehr / Marco Dorow)

Struktur

Der Blick in die Ukraine zeigt: Für den Gefechtserfolg ist es unerlässlich, dass die Elemente Feuer und Bewegung bruchfrei ineinandergreifen. Es ist entscheidend, dass alle Ebenen jederzeit über eine verlässliche Feuerunterstützung verfügen.

Daher plant das Heer, für alle Ebenen wieder fest zugeordnete Artillerieverbände bereitzustellen. Im Klartext bedeutet dies, dass das Heer in Zukunft über Korps-, Divisions-, und Brigadeartillerie verfügen wird.

Nach Planungen des Heeres

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