Drohnen und Loitering Ammunition sind im Bereich der Streitkräfte aktuell weltweit ein überwältigendes Thema. Bei den Drohnen in der Luft (Unmanned Aerial Vehicle) geht es in erster Linie um den Einsatz als Aufklärungsmittel oder Effektor. Die Ukraine soll im Rahmen der Verteidigung gegen Russland rund 10.000 Drohnen aller Größen pro Monat verbrauchen.
Das Drohnen in der Luft aber auch andere Aufträge erfüllen können, dass zeigte die U.S. Army im Oktober 2023 auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels in Deutschland.
Der Truppenübungsplatz Hohenfels liegt nordwestlich von Regensburg bei Hohenfels in der Oberpfalz. Er wird von den USA verwaltet und von der U.S. Army genutzt. Mit einer Fläche von 160 km² ist er einer der größten Truppenübungsplätze in Deutschland. Dort können bis zu zwei mechanisierte Kampfbataillone – inklusive Unterstützungstruppen wie Artillerie und Pioniere – gegeneinander antreten. Auch deutsche Truppen üben hier regelmäßig gegen US-Streitkräfte oder gegen deutsche Kampftruppen. Viele deutsche Soldaten kennen daher das seit 1988 bestehende Combat Maneuver Training Center (CMTC) eingerichtet, in dem relativ realistisch das „Gefecht der verbundenen Waffen“ mit zwei Parteien gegeneinander geübt werden konnte. 2005 wurde das CMTC in Joint Multinational Readiness Center (JMRC) umbenannt. Im Rahmen der Übungen werden Lasersysteme wie das Multiple Integrated Laser Engagement System (MILES) als Duellsystem eingesetzt. Dieses simuliert das Feuer, Treffer und Ausfälle, die automatisch von Computern erfasst und ausgewertet werden.
Im Rahmen von #CombinedResolve 24-01 im Joint Multinational Readiness Center übten in Hohenfels diesmal jedoch keine mechanisierten Einheiten, sondern die 101. Luftlandedivision der U.S. Army. Zur Versorgung von Truppen im Felde kam dabei das Tactical Resupply Vehicle 150 (TRV-150) zum Einsatz.
TRV 150 ist für Nachschubmissionen konzipiert und soll laut der U.S. Army eine Reichweite von bis zu 10 km haben. Die maximale Nutzlast liegt bei 150 Pfund (75 kg). Dazu wird die Nutzlast einfach – wie ein Paket – unter die Drohne geschnallt. Das eVTOL (electric vertical take-off & landing) startet und landet senkrecht und verfügt über insgesamt acht Elektromotoren und acht Rotoren-Paaren. Die Drohne kann von zwei Soldaten zum Startplatz getragen werden. Sie kann die Nutzlast aber nicht nur punktgenau absetzen, sondern sie auch aus der Luft per Fallschirm absetzen/abwerfen. In Hohenfels wurde die TRV 150 noch ausgiebig getestet. Laut U.S. Army sind viele weitere Anwendungen denkbar, zum Beispiel der Abwurf von Nebelmitteln aus der Luft, um eigene Bodenkräfte zu schützen, oder dem Gegner die Sicht zu nehmen. Auch das abstandsfähige Ausbringen bzw. Absetzen von Panzerabwehrminen ist angedacht. Ohne, dass dabei Soldaten vor Ort sein müssen, und dadurch gefährdet werden. Die Steuerung bzw. Programmierung erfolgt über ein gehärtetes Tablet.
Bei der TRV 150 handelt es sich um die T150-Drohne des britischen Herstellers Malloy Aeronautics Ltd. Die TRV-150 ist das Arbeitstier der TRV-Familie taktischer Drohnen von Malloy Aeronautics, die speziell für die Unterstützung einer sicheren logistischen Versorgung entwickelt wurde. Die TRV-150 wurde von den US-Marines für ein Record-Programm unter NAVAIR PMA-263 ausgewählt. Im November erklärte das U.S. Marine Coprs (USMC) IOC (Initial Operational Capability) für das System. Beim USMC wird die Drohne als Tactical Resupply Unmanned Aerial System (TRUAS) bezeichnet. Die Leistung des Luftfahrzeuges wurde auf die Fähigkeit ausgelegt, logistische Speedbags auszuliefern. Die TRV 150 der U.S. Army und die TRV-150C des USMC sind jedoch zwei uterschiedliche Versionen aus der gleichen Familie. Die TRV-150C besitzt die Herstellerbezeichnung P4-C und bietet bis zu 440 lbs (rund 200 kg) Nutzlast. Auch die Reichweite ist mit maximal 20 km – bei voller Nutzlast – größer als bei der U.S. Army-Variante. Ohne Nutzlast schaffen laut Hersteller bei de Varianten bis zu 45 km. Die Fluggeschwindigkeit soll bei jeweils 108 km/h liegen.
Andre Forkert