StartMobilität500. Boxer rollt vom Band – bis zu 1.000 weitere könnten folgen

500. Boxer rollt vom Band – bis zu 1.000 weitere könnten folgen

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Seit 2006 wird das Gepanzerte Transport Kraftfahrzeug (GTK) Boxer produziert. Mit der ersten Bestellung von 472 Fahrzeugen aus Deutschland und den Niederlanden schien das Programm zu Ende zu gehen. Nicht zuletzt mit dem erfolgreichen Einsatz in Afghanistan erhielt das Programm neuen Schwung.

Auf der International Armoured Vehicles Conference in London gaben die OCCAR, die NSPA, die Nutzernationen Australien und Litauen und der Hersteller ARTEC einen Überblick über das Beschaffungsprogramm und die Nutzung der Fahrzeuge. Die OCCAR beschafft die Fahrzeuge im Auftrag der Nutzernationen (nicht für Australien) bei der ARTEC, dem Joint Venture von Rheinmetall und Kraus-Maffei Wegmann + Nexter Defence. Heute sind 716 GTK Boxer in 14 Versionen bestellt. Deutschland hat ein zweites Los mit 131 Gruppentransportfahrzeugen Boxer A2 und Litauen als neuer Kunde 89 Infanterie- und zwei Fahrschulfahrzeuge bestellt. In diesen Tagen läuft der 500. Boxer vom Band.

Litauen hat Ende 2017 zwei Fahrschulfahrzeuge und Anfang 2018 zwei Nachweisfahrzeuge erhalten. Die Verifikation der Leistungsfähigkeit hat sich verzögert, damit verschiebt sich auch die Auslieferung erster Fahrzeuge um etwa ein viertel Jahr auf Mai 2019. Der Auslieferungsrückstand soll aber bis Jahresende wieder aufgeholt werden. Damit verläuft das Programm nach Plan mit Auslieferungsraten zwischen zwölf und sechs Fahrzeugen pro Quartal bis zur Auslieferung des letzten Fahrzeugs Ende 2021.

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Australien hat im Rahmen des Modernisierungsprogramms Land 400 im vergangenen 211 Boxer sowie 14 zusätzliche Missionsmodule in fünf Versionen bestellt. Davon sollen als Sofortbedarf 25 als Block I bezeichnete Fahrzeuge (12 Aufklärungs- und 13 Mehrzweckfahrzeuge) bis 2020 in Betrieb genommen werden. Die übrigen Fahrzeuge werden anschließend als Block 2 realisiert mit den Versionen Aufklärung (121), Führung (15), Joint Fire Support (29), Instandsetzung (11) und Bergung (10). Die Aufklärungsversion ist mit einem Lance-Geschützturm mit 30-mm-Kanone ausgestattet. Für die Varianten ohne Turm werden zusätzliche Missionsmodule beschafft, die mit ISO-Containerrahmen transportabel gemacht werden. Zwei Containerrahmen sind Energieversorgung ausgestattet, damit Missionsmodule im Einsatz oder in der Ausbildung stationär (ohne Fahrmodul) betrieben werden können.

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Die Block II-Fahrzeuge unterscheiden sich von Block I durch die Integration von Spike Panzerabwehrraketen, ein mobiles Tarnsystem, Minen- und ballistischen Schutz nach Land 400-Spezifikation, ein neues Führungs- und Aufklärungssystem (C4ISR) sowie möglicherweise ein aktives Schutzsystem (APS). Rheinmetall untersucht im Auftrag Australiens in einer Machbarkeitsstudie, ob ein APS wie das vorausgewählte Iron Fist in den Boxer integriert werden kann. Die Block I-Fahrzeuge werden auf die Konfiguration Block II nachgerüstet.

In Europa sind die Verhandlungen zur Beschaffung von 48 Boxer in vier Versionen für Slowenien im Endstadium. Großbritannien, einer der Initiatoren des Boxer-Programms – aber 2003 ausgeschieden – ist wieder in das Programm eingestiegen, und will mehr als 500 Fahrzeuge beschaffen. Die Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen. Da die britischen Boxer überwiegend in Großbritannien produziert werden sollen, bringt sich derzeit die Industrie in Position. Rheinmetall und BAE Systems haben am 21. Januar 2019 bekanntgegeben, dass sie ein Joint Venture bilden wollen, dass einen wesentlichen Teil der Boxer-Produktion erbringen und darüber hinaus weitere Radfahrzeugaktivitäten entwickeln soll. Dabei spielen auch die britischen Rheinmetall-Töchter Rheinmetall Defence UK und Rheinmetall MAN Military Vehicles UK eine Rolle.

In Deutschland besteht weiterer Bedarf an Boxern als Träger für eine schwere Waffe für den Infanterieeinsatz und für die Luftverteidigung mit einer Stückzahl in der Größenordnung von 90. Die Niederlande haben einen Bedarf von fünf Fahrzeugen und zusätzlichen Ausbildungsausstattung angemeldet.

Damit ergibt sich insgesamt ein absehbares Produktionsvolumen von deutlich über 1.500 Fahrzeugen. Die NATO Support and Procurement Agency (NSPA) erwartet bis 2.000 Fahrzeuge, für die sie Unterstützung im Betrieb leisten kann. Bereits seit 2013 leistet die NSPA in enger Zusammenarbeit mit der OCCAR Unterstützung in technischen Fragen, beim Material Management sowie bei der Finanzierung und Beschaffung. Zurzeit werden 474 Boxer im Rahmen der Land Combat Vehicle Support Partnership betreut. Die Nutzernationen profitieren dabei von der Expertise der NSPA.

Ohne konkrete Anforderungen von Nutzern entstehen bei der Industrie Missionsmodule für weitere Aufgaben. Ein Brückenleger mit einer 14 m Brücke (MLC 100) oder 22 m Brücke (MLC 50) ist im Prototypenstatus. Ebenso ist ein Missionsmodul mit 155-mm-Haubitze im Versuchsstadium. Beim Probeschießen mit der ferngesteuerten Kanone konnten zahlreiche Erwartungen bereits erfüllt werden. Das Gewicht der Haubitze allerdings erfordert bei einem Gesamtgewicht von 38,6 Tonnen Veränderungen bei der Federung und andere Reifen. ARTEC nannte die DSEI 2019 oder die Eurosatory 2020 als mögliche Vorstellungstermine.

Der Boxer hat sich zu einem der erfolgreichsten 8×8-Radfahrzeug-Programme entwickelt. Dabei erweist sich die Bündelung der Nutzerinteressen in je einer Organisation für Beschaffung (OCCAR) und Betrieb (NSPA), die mit der ARTEC zusammenwirken, in der die Industrieaktivitäten gebündelt sind, als vorteilhaft. Die klaren Schnittstellen und eindeutige Zuständigkeiten ermöglichen die schnelle und fehlerarme Realisierung von Fahrzeugen entsprechend den militärischen Anforderungen.

Gerhard Heiming