Verteidigungsminister Mario Kunasek hat 32 speziell an die Anforderungen der österreichischen Gebirgstruppe angepasste BVS10 Hägglunds an das Pionierbataillon 2 der Gebirgsbrigade 6 offiziell übergeben. Das außergewöhnlich geländegängige Gefechtsfahrzeug ermöglicht den geschützten Transport der Soldaten bei Einsätzen im Hochgebirge, im schwierigen Gelände und abseits von Straßen. „Wir beleben damit unsere Kernaufgabe, die militärische Landesverteidigung“, so Kunasek. Der BVS10 wird von Hägglunds Vehicles hergestellt, einer schwedischen Geschäftseinheit von BAE Systems. Das Vertragsvolumen liegt bei 85 Millionen Euro.
Das Gefechtsfahrzeug steigert auch die Effektivität der Gebirgstruppe in Katastropheneinsätzen. Durch seine Geländegängigkeit und den Panzerschutz könnte das Fahrzeug in ähnlichen Situationen wie im Schneechaos 2019 zur Anwendung gebracht werden, etwa wenn es darum geht, abgeschnittene Ortschaften über Straßen zu erreichen, welche aufgrund der Gefahr herabbrechender Äste bzw. umstürzender Bäume gesperrt wurden.
Der Hägglunds dient in der Gebirgstruppe zum Transport von Soldaten, als bewegliche Befehlsstelle, zur Gefechtsfeldbergung verwundeter Soldaten und zum Gerätetransport. Beim Pionierbataillon 2 kommt dem Hägglunds im Verbund mit dem Gefechtsfahrzeug Husar (der österreichischen Variante des Light Modular Vehicle LMV von Iveco) sowie dem Pionierpanzer eine entscheidende Rolle in der Pionierkampfunterstützung zu. Bewaffnung und Panzerung ermöglichen beispielsweise das Räumen von Sperren unter Gefechtsbedingungen.
Der BVS10 besteht aus einem Vorder- und einem Hinterwagen, die durch ein Knickgelenk verbunden sind. Das Knickgelenk dient der Lenkung und dem Durchtrieb der Antriebskräfte für den Hinterwagen. Die Knicklenkung ermöglicht es, das System mit einem besonders geringen Radius zu manövrieren. Jeder Fahrzeugteil verfügt über zwei angetriebene Gummibandketten, die sowohl dem Vortrieb an Land als auch im Wasser dienen. Trotz 16 Tonnen Gefechtsgewicht – davon rund 12 Tonnen Nutzlast – bleibt der Bodendruck des BVS10 aufgrund der breiten Ketten unter 0,3 bar. Damit kann das Fahrzeug auch wenig tragfähige Böden – die einen Infanteristen nicht mehr tragen können – sicher befahren. Als Antrieb dient ein 210 kW-Turbodiesel von Cummins, der das Fahrzeug an Land bis auf 65 km/h und im Wasser bis auf 5 km/h beschleunigt.
In den beiden Kabinen finden ein Kraftfahrer und bis zu zehn Soldaten Platz. Sie sind geschützt gegen ballistische und Minen- sowie ABC-Bedrohungen. Ein Rundum-Kamerasystem bietet ein 360-Grad-Sichtfeld vom geschützten Innenraum aus.
Bewaffnet ist das Gefechtsfahrzeug mit einem 12,7mm überschweren Maschinengewehr in einer WS4 Panther Waffenstation von ESL Advanced Information Technology. Zusätzlich lässt sich ein Schneeschild anbringen, um Wege befahrbar zu machen. Ein Anhänger mit einer Nutzlast von 1.500 Kilogramm kann an den hinteren Wagen angekoppelt werden.
Der BVS10 ist eine Weiterentwicklung des weitverbreiteten BV206. Die Tragfähigkeit ist mehr als verdoppelt und vor allem konnte ein höheres Schutzlevel realisiert werden. Neben Österreich setzen Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und Schweden und den BVS10 ein.
Technische Daten
Gesamtgewicht: | max. 16 Tonnen |
Besatzung: | Fahrer + max. 10 Personen |
Motorleistung: | 210 kW (285 PS) |
Höchstgeschwindigkeit: | 65 km/h |
Bewaffnung: | 12,7mm überschweres Maschinengewehr |
Abmessungen: | |
Länge: | 8,23 Meter |
Breite: | 2,25 Meter |
Höhe: | 3 Meter (mit Waffenstation) |
Ausstattung: | AC-Schutzsystem, Rundum-Kamerasystem mit 360- Grad-Sichtfeld, elektrisch fernbedienbare Waffenstation, Heizung |
Gerhard Heiming