StartBewaffnungERCA - US Army will Steilfeuerreichweite mit einer neuen Kanone steigern

ERCA – US Army will Steilfeuerreichweite mit einer neuen Kanone steigern

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Am 15. Juli gab BAE Systems bekannt, dass man den Zuschlag für die Integration eines neuen Extended Range Cannon Artillery (ERCA) Prototypen (Langstrecken-Kanonenartillerie) der US-Armee erhalten hat. Der Vertrag hat einen Wert von $ 45 Millionen. Der ERCA Increment 1-Prototyp soll die Reichweite und Feuerrate aller aktuellen M109A6 sowie zukünftigen M109A7 Panzerhaubitzen erhöhen. Um dieses zu erreichen, sollen unter anderem die aktuellen 155 mm/39 Kaliber Rohre durch längere 155 mm/58 Kaliber Rohre ersetzt werden, aus denen dann das neue ERCA Projektil verschossen werden soll.

Das ERCA-Programm ist eines der wichtigsten und kurzfristigen Bemühungen der US Army im Rahmen ihrer Modernisierungspriorität. Aus Sicht der US Army ist die Steigerung des Langstrecken-Präzisionsfeuers notwendig, da potentielle Gegner ihre eigene Kanonenartillerie weiterentwickelt haben und deren Fähigkeiten die der amerikanischen Artillerie in puncto Reichweite und Anzahl übertrifft. Derzeit hat die US Army insgesammt 975 M109A6 PALADIN SPH (Self Propelled Howitzer) im Bestand, von denen 580 auf den Stand M109A7 hochgerüstet werden sollen. Da es zuletzt Verzögerungen im Programm gab, sollen die Tests mit der neuen M109A7 im Oktober dieses Jahres beginnen.

Die US Army modernisiert derzeit ihr Arsenal mit einer Reihe neuer Technologien. Es wurden dazu sechs Kernbereiche definiert: Präzisionsfeuer mit großer Reichweite (Long-Range Precision Fires, LRPF), Kampffahrzeug der nächsten Generation, Future Vertical Lift (Hubschrauber), Vernetzung, Luft- und Raketenabwehr sowie Durchhaltefähigkeit des Infanteristen.

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LRPF, zu dem ERCA und die Strategic Long-Range Cannon gehören, belegt derzeit den Spitzenplatz in Punkto Priorität. Im Haushalt der US Army für das Haushaltsjahr 2020 wurden daher fast $ 91,9 Millionen für die strategische Langstrecken-Kanoneninitiative eingeplant. Sie soll der US Army wieder die Möglichkeit einer Zielbekämpfung in der Tiefe des Raumes (deep strike) ohne ballistische Raketen oder Kampfflugzeuge ermöglichen. Das Budget soll in vier Bereiche fließen: Die Kanone, den ERCA-Ladeautomaten, das ERCA-Geschoss sowie der Entwicklung eines tragbaren Luftabwehrsystems). Laut Haushaltsplanungen sind für 2021 dann noch einmal $ 65,2 Millionen, und für 2022 $ 77 Millionen eingeplant.

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BAE Systems ist der Hersteller des M109 Geschützes und neben der Integration von ERCA und der Entwicklung neuer Teilsysteme auch mit dem Kampfwertsteigerungsprogramm von M109A6 auf A7 sowie mit der Entwicklung eines Precision Guidance Kits (PGK) mit Anti-Jamming Fähigkeiten, das mit bestehender und neuer Long Range (LR) 155 mm Munition verwendet werden kann, beauftragt.

Das neue ERCA-Projektil soll eine Reichweite von deutlich mehr als 40 km haben. Für noch weitere Reichweiten entwickelt die US Army zusammen mit NAMMO das XM113 Rocket Assisted Projektil. Dieses soll ebenfalls in wenigen Jahren zur Verfügung stehen und soll Einsatzreichweiten der Kanonenartillerie jenseits 100km ermöglichen.

Eines der Herzstücke des ERCA-Programms ist der Ladeautomat, dieser soll spätestens 2024 in die Nutzung eingeführt und die Feuerrate deutlich erhöhen. Bereits 2023 sollen acht ERCA-Prototypen für Tests zur Verfügung stehen. So soll nach den jetzigen Plänen 2023 das erste Bataillon mit ERCA ausgestattet sein – noch ohne Ladeautomat – das zweite Bataillon 2024 dann inklusive.

André Forkert