StartTaktik & AusbildungÖsterreichisches Bundesheer öffnet den Tunnelblick: Schicht im Schacht für Terroristen

Österreichisches Bundesheer öffnet den Tunnelblick: Schicht im Schacht für Terroristen

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Umfassende Landesverteidigung schließt den Kampf um kritische Infrastruktur ein. Hierzu gehören ohne Zweifel Bergwerke. Aber auch Autobahn-, Straßen- oder U-Bahn-Tunnel können heute Einsatzumfelder sein, in denen militärisch agierende Gegner bekämpft werden müssen. Wie man dafür sorgt, dass für etwaige Angreifer unter Tage möglichst schnell Schicht im Schacht ist, evaluierte vor kurzem das österreichische Bundesheer umfangreich: Fünf Wochen lang trainierte eine Kampfgruppe in Kompaniestärke am steirischen Erzberg im Tunneltrainingsgelände „Zentrum am Berg“ den Kampf unter Tage.

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Infanteristen des Jägerbataillons 18 im Einsatz unter Tage. (Foto: Bundesheer/Kiedl)

Das Ganze geschah im Rahmen des militärischen Forschungsprojektes „NIKE“ (Nachhaltige Interdisziplinarität bei Komplexen Einsätzen untertage). Dabei soll die Fähigkeit der Streitkräfte zum Kampf unter Tage weiterentwickelt werden. Die zuständige Projektgruppe unter Oberst Peter H. koordiniert die Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Hierbei wirken militärische und zivile Experten der Montanuniversität, Spezialisten mit montanistischem Know-how aus der Miliz sowie erfahrene Vertreter der unterschiedlichen Blaulichtorganisationen zusammen. „Wir entwickeln die dringend erforderliche Fähigkeit zum unterirdischen Kampf weiter“, so Oberst H. „Dafür steht uns mit dem ‚Zentrum am Berg‘ der Montanuniversität eine perfekte Infrastruktur für Training, angewandte Forschung und Entwicklung zur Verfügung.“

 

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Kampfgruppe in Kompaniestärke

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Die kompaniestarke Übungstruppe bestand aus rund 100 Soldaten. Ihr gehörten Berufssoldaten des Jägerbataillons 18, ein Pionier- und Kampfmittelabwehrzug sowie Spezialisten der ABC-Abwehrtruppe an.

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Der Schützenpanzer Ulan bewährte sich unter Tage als Kampfkraftmultiplikator. (Foto: Bundesheer/Kiedl)

Das Forschungs-, Entwicklungs- und Trainingszentrum der Montanuniversität Leoben bot für die waffengattungsgemeinsame Zusammenarbeit unter Tage ein herausforderndes Übungsgelände: insgesamt vier Kilometer Anlagen standen zur Verfügung. Im Rahmen der Übungen erfolgten Evaluierungen von Taktiken, Adjustierung einschließlich Nachtsichttechnologie und schweren Atemschutzes sowie weiterer Einsatzmittel wie Spürhunde oder Spezialausrüstung wie etwa Höhlenforscherleitern. Höhepunkt des fünf Wochen langen Erprobungsblocks war das Zusammenwirken aller Einheiten im Rahmen eines realitätsnahen Einsatzszenarios unter Tage.

Major Rosche F., Kommandant der Kampfgruppe: „Der Einsatz unter der Erdoberfläche birgt andere und höhere Risiken und wir trainieren Soldaten zum Kampf gegen militärisch handelnde Angreifer in einem Tunnelsystem mit schwerem Atemschutz unter simulierter Einsturzgefahr nach einem Bombenanschlag und zugleich in völliger Dunkelheit nach einem Stromausfall – denn wir gehen von einem komplexen Einsatzszenario aus.“

 

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Verwundetenevakuierung durch den ABC-Abwehrtrupp. (Foto: Bundesheer/Kiedl)

Erste Erkenntnisse

Zum Übungsende zog das Bundesheer ein positives Fazit. Insbesondere hinsichtlich des Kampfes in toxisch belasteten Untertagesystemen konnte ein erheblicher Erfahrungsgewinn verzeichnet werden. Darüber hinaus erfolgte erstmals bei der Übung der Testeinsatz eines Schützenpanzers Ulan in einem Straßen- und Eisenbahntunnel. Dabei erwies sich das Kettenfahrzeug für die Soldaten als effektiver Schutz und wirksame Unterstützungsmöglichkeit, um gegen militärisch agierende Attentäter vorzugehen.

„Wir haben mit Abschluss dieses Forschungsabschnittes sehr wichtige Erkenntnisse gewonnen“, so Oberst H. „Diese werden nun genau analysiert und sollen für weitere Erprobungen und Ausbildungsvorschriften zur Verfügung stehen. Immerhin geht es hier um die Bewältigung einer komplexen Bedrohung für unsere Mitbürger – und das unter möglichst großem Schutz für unsere Soldatinnen und Soldaten. Wir haben einen großen Schritt in der Fähigkeitsentwicklung im militärischen Kampf unter Tage unter komplexen Bedingungen gemacht.“

Jan-Phillipp Weisswange