StartStreitkräfteSpezialkräfte in Afrika – Task Force Takuba nimmt die Arbeit auf

Spezialkräfte in Afrika – Task Force Takuba nimmt die Arbeit auf

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Das französische Verteidigungsministerium gab am 26. August bekannt, dass mittlerweile die letzten estnischen Kräfte und der größte Teil ihrer Ausrüstung im Einsatzgebiet eingetroffen sind. Damit konnten die gemeinsame Arbeit und die ersten Ausbildungsabschnitte der französischen und estnischen Spezialkräfte (SF) der Takuba Task Force beginnen.

Derzeit besteht die Koalition aus zwei Nationen, weitere sollen in Kürze hinzukommen. Diese bringt unterschiedliches Gerät, Erfahrung und Einsatzgrundsätze mit sich. Daher muss zunächst ein Abgleich stattfinden. Die jetzigen bi-nationalen Ausbildungen sollen entsprechende Lösungen und gemeinsame Verfahren erarbeiten. Dazu werden verschiedene Phasen durchlaufen. „Vor jedem Training findet eine Einsatzvorbereitung statt. Wir zeigen unseren estnischen Kameraden, wie wir die Missionsvorbereitung aufbauen und wie wir uns vor Ort taktisch organisieren. Wir haben zum Beispiel ein einfaches Übertragungssystem eingerichtet, so dass jeder frei sprechen kann, ohne das Funknetz zu überlasten“, erklärte der Warrant Officer Christophe, Führer der SF-Gruppe innerhalb Takubas.

„Die Zusammenarbeit mit einem Partner erfordert einige anfängliche Anpassungen. Wenn wir in den Einsatz gehen oder eine Extraction durchführen, dann müssen alle einen klaren Kopf haben und die Grundtaktik muss aufeinander abgestimmt und allen bekannt sein. […] Wir müssen daher gegenseitiges Vertrauen in den unterschiedlichen Vorgehensweisen und sogar im täglichen Leben aufbauen, bevor wir die malischen Streitkräfte willkommen heißen, um sie im Kampf wirksam beraten und begleiten zu können. Auf diese Weise wird jede Zweideutigkeit vermieden. Aus diesem Grund ist eine erste interne Ausbildungsphase unerlässlich, um gefährliche Handlungen zu vermeiden, sobald wir bei einer Operation eingesetzt werden“, sagte der Warrent Officer weiter.

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Einige Anteile dieser Vorbereitung für die kommenden, scharfen Einsätze sollte eigentlich vor der Verlegung nach Mali durch eine gemeinsame Übung im französischen Pau abgedeckt werden. Aufgrund der COVID-19-Pandemie musste dieser Abschnitt jedoch abgesagt werden. Dennoch gab es laut Aussagen des französischen Befehlshabers keine Bedenken hinsichtlich der Fähigkeit der estnischen Spezialkräfte. Lediglich die Feinjustierung der Abstimmung muss jetzt in Mali und damit im Einsatzgebiet stattfinden. „Ein SF-Trooper bleibt ein SF-Trooper, unabhängig von der Nation. Wir arbeiten taktisch auf die gleiche Weise“, wird Generalmajor Pascal Facon, Kommandeur Operation Barkhane, zitiert.

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Zu den Trainingseinheiten gehört auch die Einweisung der Esten in das noch unbekannte Gelände. Dabei wird schon jetzt so nah wie möglich an den potenziellen Einsatzgebieten und damit dem Gefahrenpotential operiert. Dabei vermitteln die Franzosen ihren estnischen Kameraden auch die Erfahrungen und Vorkommnisse, die sie vor Ort in der Vergangenheit erlebt haben. So soll möglichst viel Zeit kompensiert werden, bevor es dann zu den ersten richtigen Einsätzen und dem gemeinsamen Kampf mit den malischen Streitkräften gegen die Terroristen kommt.

Einer der Spezialkräftesoldaten sagte: „Die Durchführung dieser Übungen ermöglicht es uns, Fehler zu machen, die wir gleichzeitig und gegenseitig korrigieren können. Sie schaffen Vertrauen und gegenseitiges Verständnis. Deshalb wissen wir, dass alles gut gehen wird, wenn wir in den Regelbetrieb übergehen.“ Das übergeordnete Ziel ist die Unterstützung und Ertüchtigung der malischen Streitkräfte. Die europäischen Spezialkräfte sollen die Malier bei ihrer Mission zur Kontrolle der Liptako-Region beraten, unterstützen und im Kampf begleiten.

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Um den Einsatz in Mali bestreiten zu können, haben die britischen Streitkräfte den estnischen Spezialkräfte vier Jackal-Fahrzeuge geliehen. (Foto: U.K. Ministry of Defense)

Hintergrund

Am 27. März 2020 verabschiedeten die Regierungen von Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Mali, Niger, den Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden, Tschechien und des Vereinigten Königreichs eine politische Erklärung, in der sie sich für die Schaffung einer Task Force innerhalb der von Frankreich geführten Operatione Barkhane aussprachen. Neben den erwähnten Ländern haben auch Belgien, Dänemark, die Niederlande sowie Portugal Truppen zugesagt. Seit der Erklärung im März ist aus Deutschland allerdings nichts mehr zu hören. In der Region sind mit MINUSMA, EUTM Mali, EUCAP Sahel Mali und EUCAP Sahel Niger weitere Missionen der Vereinten Nationen und der Europäischen Union aktiv.

Die Operation Barkhane, die von Frankreich in Partnerschaft mit den G5-Sahelländern geführt wird, wurde am 1. August 2014 gestartet. Sie basiert auf dem strategischen Ansatz der Partnerschaft mit den wichtigsten Ländern des Sahel-Sahara-Streifens (BSS): Burkina-Faso, Mali, Mauretanien, Niger und Tschad. In der Endausbaustufe soll sie rund 5.100 Soldaten vereinigen, deren Aufgabe es ist, bewaffnete terroristische Gruppen zu bekämpfen und die Streitkräfte der Partnerländer zu unterstützen, damit sie dieser Bedrohung irgendwann einmal eigenständig Rechnung tragen können.

Am 15. Juli hatte die Task Force (TF) Takuba in Mali ihre Anfangsbefähigung (Initial Operating Capability (IOC)) erreicht. TF Takuba wird von Frankreich geführt und soll zu einer multinationalen Truppe von Spezialkräften werden. Nach Informationen aus Paris dient die Task Force Takuba als ein „neues Beispiel für eine starke Zusammenarbeit zwischen europäischen Ländern“. Sie werde die fünfte taktische Wüstengruppe (Groupement Tactique Désert (GTD)) bei der regionalen Antiterrormission Operation Barkhane. Zu den GTDs gehören auch Komponenten der Logistik und Special Operation Forces (SOF) Air Gruppen. Derzeit werden nur Kräfte von Frankreich und Estland gestellt. Fahrzeuge werden zunächst vom französischen Kontingent in Gao übernommen.

Tschechische und schwedische Soldaten werden voraussichtlich in den kommenden Monaten hinzukommen. Frankreich plant, seinen Beitrag noch vor Jahresende zu erhöhen. Das italienische Parlament hat am 16. Juli außerdem eine Beteiligung von bis zu 200 Soldaten, 20 Fahrzeugen und acht Luftfahrzeugen an der Mission beschlossen. Die italienischen Kräfte sollen lokale Spezialkräfte ausbilden, beraten und begleiten sowie ihnen weitere Unterstützung bereitstellen, insbesondere Hubschrauber und Personal für die medizinische Evakuierung. Bei der Mission soll das Kontingent eng mit den internationalen Missionen in Mali und den G5-Sahel-Partner zusammenarbeiten.

André Forkert