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Holstein-Wochen – Aufklärungsbataillon 6 übt in den Dimensionen Land, Luft und See

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Das Aufklärungsbataillon 6 „Holstein“ aus Eutin hat in der zweiten Augusthälfte einen 14 Tage langen Gefechtausbildungsblock durchgeführt. Die „Holstein-Wochen“ waren unter den Bedingungen der Corona-Lage (Gliederung der operationellen Kräfte/Teileinheiten in Kohorten etc.) durchzuführen. Gleichwohl gelang eine abwechselungsreiche Übung, welche sich in drei Abschnitte gliederte und in drei Dimensionen erfolgte. Als Höhepunkt kann sicherlich die Zusammenarbeit mit dem Seebataillon der Deutschen Marine gelten. Soldat & Technik erhielt erste Informationen zu der bemerkenswerten Übung.

Holstein Kampf

„Holstein Kampf“ als erster Übungsabschnitt fokussierte auf die Kernfähigkeit des Bataillons, die Spähaufklärung. Die Ausbildung erweiterte „von Sechs“ gemeinsam mit der Kampf- und Kampfunterstützungstruppe (PzGrenBtl 401 – JgBtl 413 – PzPiBtl 803) im „Gefecht der verbundenen Waffen en miniature“ vor allem in der Thematik Durchsetzen von Spähaufklärung gegen Widerstand – Durchstoßen der feindlichen Sicherungskräfte. Das ist bemerkenswert, da im Zuge der Weiterentwicklung und Neuausstattung der Heeresaufklärungstruppe auch über eine eigene Fähigkeit zur Auflklärung durch Kampf nachgedacht wird

Holstein Ritt

Beim zweiten Abschnitt,  dem Spähtrupp-Parcours „Holstein Ritt“ im freien Übungsgelände ging es vor allem darum, die Fähigkeit zur Spähaufklärung im hochintensiven Gefecht auf Großverbandsebene in der Tiefe des feindlichen Raumes über Distanzen bis zu 40km zu erhalten.

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Holstein See

Mit „Holstein See“ als drittem Abschnitt sollte insbesondere das Zusammenwirken mit anderen Truppenteilen und -kräften in der Dimension See und Luft ausgebildet und geübt werden. Ausbildungsthemen hierzu waren Grundsätze amphibischer Operationen sowie das taktische Zusammenwirken von abgesessenen Aufklärungskräften mit Heeresfliegerkräften. Weitere Referenzen bildeten regelmäßige Übungen des Eutiner Aufklärungsbataillons mit den amphibischen Kräften der Marine bis Ende der Neunziger Jahre (Anlandeübungen in der Neustädter/Lübecker Bucht). Oberstleutnant Tobias Aust, Kommandeur „von Sechs“: „Idee und Vorbereitung von Holstein See sind als ‚Joint Bottom-up-Approach‘ zwischen uns Eutiner Aufklärern und dem Seebataillon in Eckernförde entstanden. Als die beiden einzigen ‚Quasi-Kampftruppenverbände‘ in Schleswig-Holstein pflegen wir enge Arbeits- und Austauschbeziehungen.“ In der Tat zeichnen sich beide Verbände durch innovative Ansätze aus, was sich in Gesprächen mit Soldaten beider Bataillone regelmäßig feststellen lässt.

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Zunächst erfolgte eine Weiterbildung zu den Grundsätzen amphibischer Operationen mit dem Führerkorps. In einem anschließenden „Force Integration Training“ wurden unter anderem die Themen „Beladen und Anlanden von Gefechtsfahrzeugen – Fennek und  TPz Fuchs – mit der LACHS, dem einzigen Landungsboot der Deutschen Marine, geübt. Weiterhin standen das Anlanden infanteristischer Kräfte mit Boomeranger-Booten an einem Strand auf dem Ausbildungsplan. In der Kernübungsphase wurde eine abgesessene Aufklärungskompanie mit Panzerspäh-, Leichten Späh- sowie Radaraufklärungskräften von der LACHS mittels Boomeranger-Booten des Seebataillons in mehreren Wellen nach amphibischen Grundsätzen auf dem Standortübungsplatz Ludwigsburg bei Eckernförde angelandet. Anschließend erfolgte anhand des historischen Beispiels des Falklandkrieges (Angriff auf Goose Green durch 2nd Battailon Parachute Regiment/UK, nachdem Großgerät durch Versenkung der Atlantic Conveyor verloren gegangen ist) ein Gewinnen des einsatznahen Verfügungsraumes nach den Grundsätzen des Durchschlagens. Die Übung wurde durch eine Ausbildung des taktischen Zusammenwirkens mit Heeresfliegerkräften mit NH90 (Verbindungsaufnahme, Be-/Absetzen sowie Verhalten bei Luftmarsch) abgeschlossen.

Oberstleutnant Aust: „Ein weiterer Hintergedanke von ‚Holstein See‘ ist neben des Aspektes der Erlebnisorientierung und Horizonterweiterung, unserem Aufklärungsbataillon 6 als einzigem Heeresverband in Schleswig-Holstein sowie dem nördlichsten und der See nächsten Heeresbataillon zumindest ansatzweise eine minimale amphibische Anfangsbefähigung zu verschaffen. Damit wird eine weitere Option des Einführens von Follow-on-Forces – hier mit Aufklärungskräften an der Spitze – in einem High Intensity-Konflikt thematisiert und eröffnet. Aufgrund der äußerst eingeschränkten amphibischen Kapazitäten der Bundeswehr kann es jedoch nur um die Grundsatzschulung gehen.“

S&T-Fazit: Die Holstein-Wochen und insbesondere Holstein See haben gezeigt, dass streitkräftegemeinsames Denken und Handeln Dinge voranbringt. Auch der Kommandeur der 1. Panzerdivision, Generalmajor Jürgen-Joachim von Sandrart, zog ein positives Fazit aus den Holstein-Wochen: „Mein Resúmé: freilaufende Übungen bieten wie keine andere Übungsform die Möglichkeit, unsere Soldatinnen und Soldaten auf komplexe Situationen vorzubereiten.“

Jan-Phillipp Weisswange