StartStreitkräfteUS-JTACs fahren zur See und gehen in die Luft

US-JTACs fahren zur See und gehen in die Luft

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In einer jüngst veröffentlichten Mitteilung berichtet das U.S. Central Command (CENTCOM), dass man nun erstmals im Rahmen einer Übung neue Einsatzverfahren ausprobiert hat. Im Rahmen von Gulf Sentry, einer vom 9. bis 12. August 2020 durchgeführten Marineübung der U.S. Navy, wurden Joint Terminal Attack Controller des U.S. Marine Corps, der U.S. Air Force sowie von US-Spezialkräften an Bord von verschiedenen Schiffen und Luftfahrzeugen der U.S. Navy stationiert.

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2Zu den beteiligten Schiffen gehört das Expeditionsbasisschiff (Expeditionary Base Ship) „USS Lewis B. Puller“, das auch als Plattform für die beteiligten Hubschrauber des Joint Aviation Command der Vereinigten Arabischen Emirate diente. (Foto: U.S. Army / Timothy Clegg)

Aufgaben der Joint Terminal Attack Controller

Joint Terminal Attack Controller operieren normalerweise an Land. Die JTACs der Bundeswehr fordern an und lenken für die Kampftruppe und Spezialkräfte Wirkmittel der Streitkräftegemeinsamen taktischen Feuerunterstützung (STF). Ein Bestandteil der JTAC-Tätigkeit ist die Sicherstellung der Luftnahunterstützung. Sie koordinieren Luftfahrzeuge, weisen Ziele zu und legen fest, wann und mit welchen Mitteln Ziele bekämpft werden.

Um dies erfolgreich umsetzen zu können, stehen JTACs in ständiger Verbindung mit den Luftfahrzeugbesatzungen und bilden so das Bindeglied zwischen Bodentruppen und der Luftunterstützung. Ein JTAC begleitet Patrouillen und dirigiert sozusagen das Boden-Luft-Gefecht. JTACs sind dafür da, weitreichendes Feuer zu lenken und zu koordinieren, um auf Befehl Hochwertziele, wie beispielsweise ein gegnerisches Hauptquartier, bekämpfen zu können. Neben der Luftnahunterstützung können sie auch im Rahmen der STF das Steilfeuer (Rohr- und Raketenartillerie, Mörser) sowie Feuerunterstützung von See ins Ziel lenken.

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Der Close Air Support (CAS), die Luftnahunterstützung, bezeichnet den taktischen Einsatz von Kampfflugzeugen, bewaffneten Drohnen und Kampfhubschraubern zur direkten Unterstützung eigener oder verbündeter Landstreitkräfte.

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Kampf auf See und in der Luft

Wie eigentlich alle Streitkräfte weltweit bilden auch die US-Streitkräfte Joint Terminal Attack Controller (JTAC) aus, die üblicherweise an und von Land aus operieren, um die direkte Luftunterstützung von Schiffen und Luftfahrzeugen aus zu steuern.

Zu den beteiligten Schiffen gehört das Expeditionsbasisschiff (Expeditionary Base Ship) „USS Lewis B. Puller“, das auch als Plattform für die beteiligten Hubschrauber des Joint Aviation Command der Vereinigten Arabischen Emirate diente. Ebenfalls genutzt wurden Patrouillenschiffe der Zyklon-Klasse, MK VI Patrouillenboote sowie ein Gunship-Flugzeug vom Typ Lockheed Martin AC-130W Stinger II. Von diesen zur See fahrenden oder auch fliegenden Plattformen aus lenkten die JTACs das von AC-130W Flugzeugen oder den Sikorsky UH-60L Black Hawk Hubschraubern bereitgestellte Unterstützungsfeuer. Als Ziele dienten aufblasbare und schwimmende Zielattrappen im arabischen Golf.

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Schwimmende Zielattrappen dienten als Zieldarstellung für die JTACs. (Foto: U.S. Army / Timothy Clegg)

Laut CENTCOM diente die Übung dazu, den emiratischen und US-Piloten gemeinsam die Chance zu geben, ihre Angriffsfähigkeiten gegen Überwasserziele wie maritime Infrastrukturen oder schnelle Angriffsboote zu verbessern. Anfang des Jahres wurden diese Einsatzverfahren erstmals geübt, jedoch nur national und mit AH-64E Apache Kampfhubschraubern sowie AC-130Ws.

Seit Beginn des Jahres kommt es vermehrt zu gemeinsamen Übungen der US-Streitkräfte in der Golf-Region mit Truppen der Vereinigten Arabischen Emirate. Dabei soll die Zusammenarbeit der Flugzeuge, die ihren Fokus normalerweise auf landgestützte Ziele haben, mit der U.S. Navy verbessert werden. So sollen die Truppen gemeinsam in die Lage versetzt werden, effektiver und mit mehr Feuerkraft in einem potentiellen Konflikt mit dem Iran im Golf eingesetzt werden zu können. CENTCOM betont die Bedeutung dieser Interoperabilität beider Länder. Idealerweise wäre die U.S. Navy aber alleine in der Lage, entsprechende Zieldaten über das Command-and-Control System an Luftfahrzeuge der U.S. Army sowie des U.S. Special Operations Command (USSOCOM) zu senden, ohne dass dafür JTACs eingeschifft werden müssten, bzw. die Feuerunterstützung aus Luftfahrzeugen heraus lenken müssten.

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Zwei Bordschützen der U.S. Air Force bedienen eine 105mm M102 Haubitze an Bord einer AC-130W Stinger II bei Einsätzen zur Luftnahunterstützung einer Marineübung zur Bodenkriegführung mit den Streitkräften des Joint Aviation Command der Vereinigten Arabischen Emirate über dem Arabischen Golf. (Foto: U.S. Air Force / Duncan C. Bevan)

Gunship

Die Lockheed AC-130 ist eine zur Luftnahunterstützung durch seitwärts wirkende Rohrwaffen modifizierte Variante des Transportflugzeugs Lockheed C-130 Hercules. Sie wird von der U.S. Air Force vor allem für Aufträge des USSOCOM verwendet und dort wegen ihrer starken Rohrbewaffnung auch als „Gunship“ bezeichnet. Die bisher gebauten Hauptvarianten sind die AC-130A Spectre, AC-130E Spectre, AC-130H Spectre, AC-130U Spooky II, AC-130J Ghostrider und AC-130W Stinger II.

Als Bewaffnung führt die AC-130W Dragon Spear/Stinger II eine Lafette für eine 30-mm-Maschinenkanone vom Typ ATK Mk.44 Bushmaster II sowie 160 Schuss Munition mit. Hinzu kommen Bomben und Lenkflugkörperkapazitäten. Dies sind unter anderem die Luft-Boden-Lenkflugkörper Raytheon AGM-176 Griffin (10 Stück), zwei BRU-61/A Startschienen für jeweils vier Lockheed Martin AGM-114 Hellfire sowie gelenkte Bomben vom Typ Northrop Grumman GBU-44/B Viper Strike (10 Stück der 20-kg-Gleitbombe) und zwei BRU-61/A Startschienen für jeweils vier Boeing GBU-39 Small Diameter Bomb (SDB) und/oder Raytheon GBU-53/B SDB II.

Einblick ins Innere der AC-130W Stinger II (Video: U.S. Airforce)

 

André Forkert