StartMobilitätBelarussische Volat V2 Entwicklung mit politischem Rückenwind

Belarussische Volat V2 Entwicklung mit politischem Rückenwind

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Der dieses Jahr zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierte Mannschaftstransporter Volat V2 erhielt prompt Rückenwind vom belarussischen Ministerpräsidenten Roman Golovchenko. Das Fahrzeug wurde Ende Juni in Minks während der Rüstungsmesse MILEX-2021 einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

Der Volat V2 ist der zweite Versuch des 1991 aus dem sowjetischen Hersteller MAZ hervorgegangenen Fahrzeugbauers MZKT ein gepanzertes Fahrzeug für die eigenen Streitkräfte und den Export zu entwickeln. Das bereits 2016 vorgestellte geschützte Radfahrzeug mit der Bezeichnung Volat V1 wurde bis jetzt nur in geringer Stückzahl für die einheimischen Streitkräfte beschafft. Deshalb ist es umso beachtlicher, dass der belarussischen Ministerpräsident Roman Golovchenko sich am Rande der MILEX-2021 dahingehend äußerte, dass die Abhängigkeit von russischen Importen beziehungsweise die voranschreitende Obsoleszenz der vorhandenen Fahrzeuge der BTR Serie die Etablierung einer einheimischen Fertigung dringend notwendig mache. Golovchenko äußerte zudem seine feste Überzeugung, dass die in naher Zukunft beginnende Erprobung des Volat v2 durch die Streitkräfte zu einem positiven Ergebnis und einer Einführung in absehbarer Zeit führen werden.

Mit dem Volat V2 würden die weißrussischen Streitkräfte einen geschützten 8×8 Mannschaftstransporter mit modernem Layout erhalten. Mit einem in der Front verbauten Antrieb und einem geräumigen Kampfraum für die mitgeführte Infanteriekomponente im Heck ist einer der Hauptkritikpunkte an den Fahrzeugen der BTR Serie andressiert worden. Die Konstruktion ist als konventionell zu bezeichne mit einer Dreierbesatzung, bestehend aus dem Kommandanten, Fahrer und Richtschützen. Im hinteren Bereich der Wanne besteht die Möglichkeit acht voll ausgerüstete Soldaten aufzunehmen, welche über eine Heckklappe auf- und absitzen bzw. über Dachluken den Feuerkampf führen können.

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Über die Leistungsfähigkeit des Panzerschutzes ist nur wenig bekannt. Internationale Beobachter gehen jedoch von einem Äquivalent zum STANAG 4569 Level 3 oder gar höher aus. Dies würde auch mit dem angegebenen Gewicht von 19,9 Tonnen korrespondieren. Der Überlebensfähigkeit dient zudem eine Belüftungsanlage mit ABC-Filter, sowie die Notlaufeigenschaften der Bereifung, welche zudem in ihrer Geländegängigkeit durch eine zentrale Druckregelung erhöht wird. Angetrieben wird das werksintern als MZKT-690003 bezeichnete Fahrzeug von einem 6-Zylinder Turbodiesel mit Ladeluftkühler der WP13 Serie des chinesischen Herstellers Weichai. Entgegen anderslautender Pressemeldungen ist zu vermuten, dass aktuell der WP13.560E63 mit 552 PS verwendet wird. Zwei im Heck montierte Wasserstrahltriebwerke ermöglichen im Verbund mit zwei Lenzpumpen die vollständige amphibische Nutzung, welches neben Gewässerüberquerung auch das Anlanden von der See aus ermöglicht. Zudem ist das Fahrzeug mit einem Diesel Stromgenerator ausgestattet, welches die Versorgung von Verbrauchern auch ohne den Betrieb des Antriebes ermöglicht.

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Als Plattform für die Bewaffnung kommt eine modernisierte und mit Zusatzpanzerung versehene Variante des BMP-2 Turm zum Einsatz. Dieser wird von dem ebenfalls in Minsk ansässigen Optik und Feinmechanik Spezialist Peleng JSC zugeliefert. Der Turm verfügt über eine stabilisierte Maschinenkanone 2A42 im Kaliber 30 mm × 165 und nimmt neben dem Kommandanten auch den Richtschützen auf. Die seit über vier Jahrzehnten in zahlreichen Plattformen eingebaute und bewährte Waffe wird durch ein Maschinengewehr im Kaliber 7,62 mm x54R ergänzt. Zudem war auf dem auf der MILEX-2021 ausgestellten Exemplar ein Starter für den Panzerabwehrlenkflugkörper 9K113 Konkurs zu sehen. Dies überrascht wenig, da der Lenkflugkörper bereits in den 1980er Jahren in den BMP-2 integriert wurde. Es ist aber nicht auszuschließen, dass der Volat V2 in Zukunft eine leistungsfähigere und moderner Panzerabwehrbewaffnung oder sogar einen vollständig neuen Turm bzw. Waffenstation erhalten wird. Über die beiden prominent auf dem Turm montierten Sensorikbehälter ist indes nichts bekannt. Es ist aber anzunehmen, dass es sich zumindest um eine Tagsicht- und Wärmebildkamera, sowie einen Laserentfernungsmesser handelt.

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Mit einem in der Front verbauten Antrieb und einem geräumigen Kampfraum für die mitgeführte Infanteriekomponente im Heck ist einer der Hauptkritikpunkte an den Fahrzeugen der BTR Serie andressiert worden. (Foto: State Authority for Military Industry of the Republic of Belarus)

Trotz der öffentlichen Unterstützung durch den belarussischen Ministerpräsidenten ist die Zukunft des Volat V2 ungewiss. Auch, wenn das Fahrzeugwerk MZKT ohne Zweifel die Fähigkeit besitzt ein Fahrzeug dieser Kategorie bis zur Serienreifer zu entwickeln. Neben den budgetären Einschränkungen der einheimischen Streitkräfte wird das Fahrzeug auch auf dem Exportmarkt einer großen Konkurrenz gegenüberstehen. Diese kommt nicht zuletzt auch in Form des gepanzerten russischen Mannschaftstransporters VPK-7829 Bumerang daher. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass gerade die belarussischen Streitkräfte ein potenzieller Exportkunde für den russischen Radschützenpanzer gewesen wären.

Kristóf Nagy