StartMobilitätLeopard 2 A7A1: APS Trophy im scharfen Schuss erfolgreich getestet

Leopard 2 A7A1: APS Trophy im scharfen Schuss erfolgreich getestet

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Das deutsche und das israelische Verteidigungsministerium haben in Kooperation mit dem deutschen Panzerhersteller Krauss-Maffei-Wegmann (KMW) und dem israelischen Rüstungskonzern Rafael eine erste erfolgreiche Testkampagne des abstandsaktiven Schutzsystems (APS) Trophy auf dem Leopard-2-Kampfpanzer im scharfen Schuss durchgeführt, wie aus einer Meldung des israelischen Verteidigungsministeriums auf Twitter hervorgeht.

Nach israelischen Angaben konnten offenbar über 90 Prozent der anfliegenden Geschosse erfolgreich abgefangen und die Schussquelle zielgenau ermittelt werden. Weitere Details über die Dauer und genauen Zeitpunkt der Testkampagne wurden nicht bekanntgegeben.

Die Bundeswehr will 17 Kampfpanzer Leopard 2 mit Trophy ausstatten – das ist die Ausstattung für eine Panzerkompanie – und zusätzlich einen Versuchsträger.

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Dazu soll Rafael, der Hersteller des Trophy-Systems, für rund 40 Millionen Euro 187 abstandsaktive Schutzsysteme in 23 Gerätesätzen und die zugehörige Munition liefern. Ein Großteil der Lieferungen ist für das Jahr 2023 vorgesehen. Darüber hinaus gehört die Ausbildung von Kaderpersonal (Bediener und Instandsetzer) zum Vertragsumfang.

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Mit der Integration der Schutzsysteme in die Kampfpanzer und Auslieferung der ausgestatteten Kampfpanzer wird Krauss-Maffei Wegmann (KMW) beauftragt. Der Vertrag ist mit rund 80 Millionen Euro dotiert, etwa zwei Drittel des Volumens für das gesamte Projekt. Der Bund stellt 17 Türme Leopard 2 A6 A3 und für den Versuchsträger einen Turm (Leopard 2 VT-ETB) bei, in die KMW die Schutzsysteme integriert. Die Türme mit eingebauten Trophy-Systemen werden mit neugebauten Fahrgestellen „verheiratet“, die KMW eigens für dieses Projekt herstellt. Neue Fahrgestelle sind u.a. erforderlich, um die zusätzlich notwendige Stromversorgung unterbringen zu können. Außerdem liefert KMW Spezialcontainer für Transport und Aufbewahrung von Komponenten, Sonderwerkzeugen und Zubehör des Schutzsystems. Dazu gehören Trophy-Attrappen, die genutzt werden, wenn die scharfen Systeme nicht aufgebaut werden können oder sollen.

Der Zeitplan sieht den unmittelbaren Beginn der Arbeiten vor. Nach dem Schwerpunkt der Arbeiten 2023 sollen die Kampfpanzer mit Schutzsystemen im Zeitraum 2024 bis 2025 ausgeliefert werden.

Trophy besteht im Wesentlichen aus vier Komponenten. Flache AESA-Radarsensoren erfassen das Gefechtsfeld rundum den Panzer und stellen anfliegende Objekte dar. Die Auswerte- und Feuerleitelektronik klassifiziert die Objekte und bewertet, ob diese eine Bedrohung für den Panzer sind. Falls ja, werden die Wirkmittelwerfer auf das Ziel ausgerichtet und eine projektbildende Ladung (Multiple Explosively Formed Projectile, MEFP) als Gegenmaßnahme abgefeuert, die die Bedrohung in optimaler Entfernung so neutralisiert, dass am eigenen Fahrzeug kein wesentlicher Schaden entsteht. Vierte Komponente ist die Energieversorgung im dafür angepassten Panzerfahrgestell.

Entscheidendes Einsatzkriterium für abstandsaktive Schutzsysteme ist neben der Wirksamkeit die Sicherheit der automatischen Auslösung des Systems. Einerseits muss Trophy Bedrohungen sicher erkennen und die Gegenmaßnahme zuverlässig auslösen. Andererseits dürfen Fehlauslösungen nicht vorkommen. Der Wirkungsbereich der Gegenmaßnahme ist bei eingeschaltetem System ein Gefahrenbereich, in dem sich grundsätzlich keine Personen aufhalten dürfen. Die Auflösung des Dilemmas der Wahl zwischen Schutz der Panzerbesatzung und Gefährdung von Kräften in der Umgebung ist ein bedeutendes Thema in der Ausbildung der Panzerbesatzungen.

Waldemar Geiger und Gerhard Heiming