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„Wir bieten ein Gesamtsystem an, mit dem die Notdurft schnell und unkompliziert überall verrichtet werden kann“

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Der militärische Alltag in Übung und Einsatz bietet viele Herausforderungen für die Verrichtung der menschlichen Notdurft. Seien es stundenlange Fahrzeugmärsche in der Kolone, das Leben im Beobachtungsversteck oder die Teilnahme an einer freilaufenden Übung, eine Abstützung auf eine entsprechende Infrastruktur ist nicht immer gegeben. Für die Soldaten besteht in solchen Fällen oftmals nur die Möglichkeit der Improvisation – bspw. der in Deutschland aufgrund von Umweltauflagen mittlerweile verbotene „Spatengang“ – oder die Abstützung auf mobile Lösungen.

Das niederländische Unternehmen Potti Corp. hat sich auf mobile Feldhygienelösungen, von Urinal-Beutel bis zum Feldtoilettensystem, spezialisiert und möchte diese auf der diesjährigen EnforceTac erstmals einem breiteren deutschen Fachpublikum vorstellen. Soldat & Technik sprach im Vorfeld mit Julian van Dijk, dem Geschäftsführer des Unternehmens, über die mobilen Feldhygienelösungen und deren taktischen und logistischen Mehrwert für die Soldaten.

S&T: Was genau kann man sich unter mobilen Feldhygienelösungen vorstellen und was gab den Impuls solche Systeme zu entwickeln?

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van Dijk: Wir bieten ein Gesamtsystem an, mit dem die Notdurft schnell und unkompliziert im Feld, in Fahrzeugen oder Luftfahrzeugen verrichtet werden kann. Die Lösung zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie wartungsfrei und wasserlos betrieben wird und eine sehr geringe Abfallsignatur produziert. Darüber hinaus benötigen sie wenig Lagerplatz und sind extrem leicht. So können z.B. „Disposa-John“ und „Brief Relief“ direkt in der persönlichen Ausrüstung mitgeführt werden und flexibel genutzt werden.

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Eine Kombination verschiedener Faktoren hat zu einem Anstieg der Nachfrage nach unseren mobilen Sanitärlösungen geführt. Die Flexibilität der Streitkräfte, der Lebens-/Arbeitsstandard, die Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften und das Umweltbewusstsein haben insgesamt zu einem anderen Ansatz im Umgang mit menschlichen Abfällen geführt. Ursprünglich für den Einsatz durch Mitarbeiter von Versorgungsunternehmen entwickelt, werden unsere wasserlosen mobilen Sanitärlösungen heute von Militär und Polizei auf der ganzen Welt genutzt

S&T: Welche Vorteile haben diese Lösungen gegenüber den derzeitigen Ansätzen? Können Sie Referenzen vorweisen?

van Dijk: Die großen Vorteile sind, dass jeder Soldat seine eigene saubere „Toilette“ dabei hat und somit das Risiko der Verbreitung von Bakterien/Viren begrenzt ist. Weiterhin werden die menschlichen Ausscheidungen in Gel umgewandelt und durch eine Mischung aus Polymeren und Enzymen abgebaut. Unsere wasserlosen Abfallbehälter sind gasdicht und auslaufsicher, so dass sie bei der Rückkehr zur Basis oder zum Lager problemlos bis zur nächsten Abfallentsorgungsstelle transportiert werden können. Ein weiterer Vorteil ist, dass die menschlichen Ausscheidungen dann nicht mehr als gefährliches Material gelten, sondern als normaler Abfall (ähnlich wie Windel- oder Inkontinenzproduktabfälle). Dies vereinfacht die Entsorgung und führt weiterhin zu  Kosteneinsparungen.

S&T: Machen Sie da nicht eine Wissenschaft aus einer ganz einfachen Sache?

van Dijk: Es ist in der Tat eine einfache Sache die jeden betrifft und natürlich stellt dieser Vorgang im normalen Alltag kein Problem dar. In Einsätzen oder auf Übungen wird es jedoch bei fehlender Infrastruktur zu einer Herausforderung und kann zu handfesten hygienischen Problemen führen und die Einsatzbereitschaft der Truppe schwächen. Darüber hinaus hat es Auswirkungen auf die Umwelt, die Landbesitzer mögen es nicht und die Kräfte hinterlassen eine leicht zu verfolgende Spur.

S&T: Können Sie ein paar praktische Anwendungsbeispiele aufzeigen?

van Dijk: Die Bundeswehr hat letztes Jahr eine erfolgreiche Evakuierungsoperation in Afghanistan Kabul durchgeführt. Bei solchen kurzfristigen und zeitlich begrenzten Operationen werden natürlich keine Feldlager mit sanitären Einrichtungen errichtet. Plötzlich müssen sich über mehrere Wochen eine große Anzahl Soldaten und zu evakuierende Personen in einem begrenzten Raum aufhalten, ohne dass dafür ausreichend notwendige sanitäre Infrastruktur vorhanden ist. Wasser ist knapp und Müll, Abfälle und Exkremente werden plötzlich zu einem großen hygienischen und logistischen Problem. Unsere Produkte wiegen wenige Gramm und können von den Soldaten direkt selber mitgeführt werden und so sind sie von Beginn an bestens ausgestattet.

Oder nehmen wir den Einsatz von Spähern oder Scharfschützen in ihren Stellungen oder Verstecken. Auch hier drückt mal der Schuh, man kann aber nicht raus, da jegliche Bewegung zum Entdecken führen kann. Hier behelfen sich die Soldaten und improvisieren, was nicht immer sauber und sicher ist. Auch hier helfen unsere Lösungen und machen es den Soldaten so hygienisch und einfach wie möglich, keine Spuren zu hinterlassen.

Wir bieten demnach den Nutzern eine sichere und hygienische wasserlose Toilette und ermöglichen gleichzeitig volle Mobilität unter extremen Bedingungen. Der Logistiker freut sich auch, weil er wesentlich weniger Aufwand und Kosten hat.

Das Interview wurde von Waldemar Geiger in englischer Sprache geführt und nachträglich ins Deutsche übersetzt.