StartBewaffnungUS-Spezialkräfte erhalten erste Spike-NLOS-Lenkflugkörper

US-Spezialkräfte erhalten erste Spike-NLOS-Lenkflugkörper

Waldemar Geiger

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Das US-Spezialkräftekommando (USSOCOM) hat die ersten auf dem Oshkosh Joint Light Tactical Vehicle (JLTV) integrierten Lenkflugkörpersysteme des Typs Spike Non-Line-of-Sight (NLOS) erhalten. Dies gab Lockheed Martin jüngst in einer Mitteilung bekannt. Das US-Unternehmen ist 2012 eine Partnerschaft mit dem israelischen Rüstungskonzern Rafael Advanced Defense Systems – dem Entwickler und Produzenten des Spike NLOS – eingegangen, um das Waffensystem in den Vereinigten Staaten zu vermarkten.

Der Spike NLOS ist ein elektro-optisches Infrarot- Mehrzwecklenkflugkörpersystem. Sein Raketenmotor ermöglicht eine Bekämpfungsreichweite von 32+ Kilometern, so dass auch Ziele außerhalb der Sichtweite punktgenau bekämpft werden können. Neben der fahrzeuggebundenen Einsatzweise wird der Lenkflugkörper durch die US-Streitkräfte derzeit auch als Interimsbewaffnung für den Apache-Kampfhubschrauber genutzt.

Der technische Fortschritt erlaubt es mittlerweile, selbst leichte Infanteriekräfte und Spezialkräfte mit leistungsfähigen Wirkmitteln auszurüsten und diese zu Wirkdistanzen zu befähigen, welche früher der Artillerie vorbehalten waren. Der Spike NLOS ist hierfür das beste Beispiel. Lockheed Martin gibt an, dass der Spike NLOS mittels der vom US-Unternehmen entwickelten ferngesteuerten Abschussvorrichtung in weniger als 20 Minuten direkt auf fast jedes Fahrzeug mit einer standardmäßigen Palettenschnittstelle montiert werden kann, ohne dass Änderungen am Fahrzeug erforderlich sind.

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Neben den US-Streitkräften könnte das Waffensystem womöglich auch in der Bundeswehr als potenzielles Wirkmittel für die neu angestrebte Kräftekategorie „Mittlere Kräfte“ auf Interesse stoßen.

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Das System ist marktverfügbar und auch eine Kooperation mit einem deutschen Partner existiert bereits. Diehl Defence und Rafael haben 2020 eine Kooperationsvereinbarung für die Vermarktung und Produktion des Spike NLOS für den deutschen Markt geschlossen. Vertreter von Diehl Defence sind überzeugt davon, dass der Spike NLOS ein geeignetes Wirkmittel ist, um Mittlere Kräfte zu einer präzisen und effektiven Punktzielbekämpfung auf weite Distanzen zu befähigen. Das Wirkmittel würde es den Kräften beispielsweise erlauben, feindliche Kampfpanzer weit jenseits ihrer eigenen Wirkreichweite zu bekämpfen.

Ein Spike-NLOS-Lenkflugkörper wiegt je nach Gefechtskopfvariante, es stehen insgesamt drei unterschiedlichen Gefechtskopfversionen (HEAT = high explosive anti Tank, Frag, PBF= Penetration blast fragmentation) zur Verfügung, knapp über 70 kg. Der Spike NLOS verfügt über eine Sensor-to-Shooter-Fähigkeit und wird üblicherweise auf ein voraufgeklärtes Ziel verschossen. Durch die Man-in-the-Loop-Fähigkeit – die Steuerung erfolgt aufgrund der Kampfentfernung über einen Funkdatenlink – hat der Schütze jederzeit die Möglichkeit, den Treffpunkt zu korrigieren, das Ziel zu wechseln oder die Mission bei sich ändernden Gegebenheiten abzubrechen. Das System besitzt eine Tag-/Nachtsichtfähigkeit und hat darüber hinaus die Möglichkeit, mittels Semi Active Laser (SAL) auf ein mittels Laserzielmarkierern beleuchtetes Ziel zu wirken.

Das Gewicht einer Waffenplattform mit vier Startern samt Lenkflugkörpern, zwei Reservelenkflugkörpern, einem Stromgenerator sowie einer Funkantenne mit ausfahrbarem Mast liegt etwa bei einer Tonne. Dies erlaubt eine Integration des Waffensystems auch auf leichtere 4×4-Plattformen, wie beispielsweise einen Polaris Dagor, einen Enok oder einem Defenture Vector.

Waldemar Geiger