StartBewaffnungPolen: Minenwerfer BAOBAB-K steht kurz vor Beschaffung

Polen: Minenwerfer BAOBAB-K steht kurz vor Beschaffung

Kristóf Nagy

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Der Prototyp des polnische Minenwurfstsystems PNM BAOBAB-K hat alle nötigen Erprobungen erfolgreich abgeschlossen und soll im Rahmen einer Verhandlungsvergabe ohne Teilnahmewettbewerb zeitnah beschafft werden. Dies teilte der Sprecher der polnischen Rüstungsagentur (Agencji Uzbrojenia) über soziale Medien mit. Mit den Fahrzeugen sollen in Zukunft UN-Konvention-konforme Panzerabwehrminen des Typs MN-123 vollautomatisiert verlegt werden.

Das BAOBAB-K ist eine Entwicklung des zum polnischen Rüstungskonzern PGZ gehörenden Unternehmen Huta Stalowa Wola (HSW) basierend auf einem 8×8 LKW Chassis des ebenfalls zu HSW gehörenden Nutzfahrzeugproduzenten Jelcz.

Mit dem ISM „Kroton“ hat HSW bereits von 2004 bis 2006 eine Kleinserie von Minenverlegepanzern für die polnischen Streitkräfte gefertigt. Das auf einem MT-LB Transportpanzer basierende System erfüllte jedoch nicht alle Erwartungen, sodass die polnische Rüstungsagentur bereits 2018 HSW mit der Entwicklung eines neuen Verlegesystems beauftragte.

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Ziel des BAOBAB-K Programmes ist die Möglichkeit automatisiert Minensperren mit unterschiedlicher Ausdehnung, Verlegedichte beziehungsweise Selbstzerstörungszeiten ausbringen zu können. Durch die polnische WB Group erfolgte die Einbindung in das als TOPAZ bezeichnete integrierte Führungssystem, welches bereits bei der Artillerie sowohl für Rohrwaffen als auch Raketenartillerie und Loitering Munition in der Einführung befindet. TOPAZ ermöglicht das Erstellen von digitalen Karten und das Einpflegen und Verwalten der gelegten Minenfelder bzw. das Teilen dieser Information mit anderen Einheiten.

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Das Fahrzeug weist laut Herstellerangaben ein Gesamtgewicht von 31.700 kg und einen Level I Panzerschutz nach STANAG 4569 auf. HSW gibt die Reichweite auf befestigten Straßen mit 1.650 km und die Höchstgeschwindigkeit mit 85 km/h an. Durch die günstige Auslegung kann mit dem Verlegen der Minen aus dem Marsch heraus begonnen werden, ohne dass besondere Vorkehrungen getroffen werden müssten.

In insgesamt sechs Werfern können 600 Minen des Typs MN-123 mitgeführt werden. Die Werfer und auch die Minen werden von dem ebenfalls zum PGZ Konzern gehörenden Unternehmen Belma gefertigt. Die jeweils 100 Minen aufnehmenden Werfer können die einzelnen Minen auf einer Entfernung von 30 m bis 90 m und eine Länge von 1.800 m auslegen. Das Nachladen wird durch den in das Fahrzeug integrierten Kran erleichtert und kann von der zweiköpfigen Besatzung in etwa 30 Minuten durchgeführt werden.

Die MN-123 weist in der Gefechtsversion ein Gewicht von 3,5 kg und einen Durchmesser von 180 mm auf. Laut Hersteller ist die Mine mit einer Sicherung gegen Aufnahme versehen und in der Lage 60 mm Panzerstahl zu durchschlagen. Ausgelöst wird das Kampfmittel durch einen Magnetzünder. Die MN-123 erfüllt die Anforderungen der CCW-Konvention und ist mit einem Selbstzerstörungsmechanismus versehen. Das internationale Abkommen schränkt in seinem 2. Protokoll die Nutzung von Minen stark ein und verlangt, dass diese sich nach einer voreingestellten Zeit selbst vernichten.

Die Nutzung von Panzerabwehrminen ist durch den Ukrainekonflikt erneut in den Fokus der militärischen Planung gerückt. Sie erlauben es dem Verteidiger, Geländeabschnitte vorübergehend zu sperren beziehungsweise den gegnerischen Vorstoß teilweise in eine gewünschte Richtung zu kanalisieren. Ihre Nutzung wird allerdings, wie bei allen anderen Waffen auch, idealerweise im Verbund durchgeführt. Die Bundeswehr verfügte bis 2011 mit dem Minenwurfsystem Skorpion über ein ähnliches Werfersystem, jedoch auf einer Kettenplattform. Die wachsende Bedeutung dieser Fähigkeit zeigt, dass mit dem Vorgang betraute Kreise verlauten ließen, dass die polnischen Streitkräfte die Anschaffung von 50 Fahrzeugen erwägen.

Kristóf Nagy