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Die Pistole: Von der Offizierwaffe zur modernen Zweitbewaffnung – Militärische Kurzwaffennutzung im Wandel

Benjamin Frahm

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Für die meisten altgedienten Leser wird der Spruch „Acht Warnschüsse und ein tödlicher Wurf“ durchaus bekannt sein: Kaum eine Waffenart entfacht solch ein Wechselbad der Gefühle, wie die Pistole. Um einen meiner Ausbilder zu zitieren: „Die P8 ist wie eine Lady, du musst sie umgarnen!“. Doch wie kam es dazu, dass die Pistole zur ständigen Begleiterin des modernen Soldaten wurde?

Beginn der Ära Selbstladepistole

Erst Ende des 19. Jahrhunderts traten die ersten mehrschüssigen, selbstladenden Kurzwaffen auf. Zuvor gab es zwar bereits Revolver, Kurzwaffen mit einer Trommel als gleichzeitiger Munitionsspeicher und Patronenlager, sowie manuell zu betätigende Mehrladepistolen wie die Vulcanic. Jedoch boten beide Waffen insbesondere bei einhändiger Bedienung nur geringe Folgeschussgeschwindigkeiten und mussten entweder mit erhöhtem Kraftaufwand oder mittels eines komplizierteren Mechanismus manuell bedient werden. Gleichwohl blieben Revolver in vielen Streitkräften mindestens teilweise bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges die standardmäßig ausgegebene Kurzwaffe.

Die ersten serienreifen Selbstladepistolen hatten jedoch, neben der Zuverlässigkeit, stets eins von zwei folgenden Problemen:

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  • Sie waren nur für kleinkalibrige und wenig durchschlagskräftige Patronen konstruiert, oder
  • sie waren aufgrund ihres Verriegelungsmechanismus sehr sperrig und schwer.

Zugleich trat hier eine neu gewonnene Abneigung eines der Länder mit den größten Innovationen im Pistolenbereich gegenüber kleinkalibrigen Kurzwaffen auf: Im Spanisch-Amerikanischen Krieg stellte die U.S. Army fest, dass die neu eingeführten .38 Long Colt Revolver die mit seidener Körperpanzerung ausgestatteten Moro-Krieger der Philippinen nicht ausreichend schnell stoppen konnten. Daher wurde von der Front gefordert, die älteren .45 Colt Revolver wieder nachzuführen.

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Da fast alle US-Selbstladepistolen dieser Zeit Kaliber zwischen .32 bis .38 aufwiesen, entwickelte John Moses Browning auf Basis dieser Erfahrungen seinen Selbstladeverschluss weiter, um die ebenfalls durch ihn erdachte .45 Automatic Colt Pistol-Patrone verschießen zu können. Dies führte so zu der Erfindung der ikonischen Colt 1911 Selbstladepistole.

Weitere aus dieser Zeit stammende Modelle sind die auf der C93 Borchardt basierende P.08 Luger, sowie die C96 Mauser. Auch die bis heute gängigste Pistolenpatrone, die 9 mm x 19 Parabellum, wurde seinerzeit von dem österreichischen Waffenkonstrukteur Georg Luger im Dienste der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken DWM entwickelt.

Pistolen gehörten zu dieser Zeit noch zu den klassischen „Offizierwaffen“ und wurden nur dort militärisch in größeren Mengen eingesetzt, wo berittene Truppen mit moderneren Taktiken eingesetzt wurden, wie dies beispielsweise bei der US-Kavallerie der Fall war.

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