StartBewaffnungInfanterielaser – MBDA arbeitet an Laserdemonstrator für das Heer

Infanterielaser – MBDA arbeitet an Laserdemonstrator für das Heer

Interview mit Doris Laarmann, Leiterin Laserwaffensysteme bei der MBDA Deutschland

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Im Sommer 2022 von MBDA Deutschland als Demonstrator enthüllt, hat das deutsche Fachpublikum im Rahmen der Enforce TAC 2023 erstmalig die Möglichkeit, den Infanterielaser genauer unter die Lupe zu nehmen. Soldat & Technik sprach mit Doris Laarmann, Leiterin Laserwaffensysteme bei der MBDA Deutschland, über den Entwicklungsstand und Zukunftsperspektiven der neuartigen Laserwaffe.

S&T: MBDA Deutschland ist als klassisches Flugkörperhaus bekannt. Sehen Sie den Einsatz von Laserwaffen komplementär oder werden Laserwaffen irgendwann Flugkörper ersetzen?

Laarmann: Aktuell sind Laserwaffen komplementäre Wirksysteme. Ich gehe davon aus, dass es auch zukünftig bei einem Waffenmix bleiben wird. Ein Laserwaffensystem bietet insbesondere gegen kleine, agile Ziele viele Vorteile. Es benötigt keine Munitionsbevorratung, ist viel präziser als herkömmliche Waffensysteme einsetzbar, und verursacht außerdem nur wenig Kosten je Schuss.

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S&T: Welche Idee steckt dahinter ein mobiles Laserwaffensystem zu entwickeln? Welche Fähigkeiten kann so ein Waffensystem dem Nutzer bieten, die es heute nicht gibt?

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Laarmann: Mit unserem mobilen Lasersystem für die Infanterie haben wir den Schwerpunkt auf die Bekämpfung statischer Ziele gelegt. Mit diesem System lassen sich über mehrere hundert Metern Zugänge schaffen – beispielsweise durch das Schneiden von Stacheldraht. Sie können mit dem Waffensystem aber auch Sensoren blenden oder zerstören und sogar Minen und IEDs neutralisieren. Der Einsatz des Lasersystems ist standardmäßig auf einem Dreibein geplant. Es ist leicht und kann von Soldaten auch in unwegsamem Gelände einfach mitgeführt werden. Außerdem kann es auch sehr schnell, zum Beispiel, auf einem kleinen ferngesteuerten Fahrzeug installiert und betrieben werden. Ein kleines, mobiles Laserwaffensystem bietet also viele neue Einsatzmöglichkeiten.

S&T: Die Nutzung von Hochenergielasern (HEL) erfolgt üblicherweise plattformgebunden und benötigt viel Platz für die Laserquelle. Wie wurde die Problematik der Energieversorgung gelöst?

Laarmann: Natürlich liefert dieser kleine, tragbare Laser nicht die gleiche Leistung wie etwa der Marinedemonstrator auf der Fregatte „SACHSEN“ oder eine fahrzeugintegrierte Laserwaffe. Sowohl im Hinblick auf die Leistung im Ziel, als auch im Hinblick auf die Einsatzdauer gibt es deutliche Unterschiede. Die Größe der Laserquelle hängt grundsätzlich stark von der Leistung ab. Das Ziel dieses Demonstrators ist es, einen Lasereffektor für den mobilen Einsatz durch Infanterie, Spezialkräfte und andere Sicherheitskräfte vorzubereiten. Deshalb verwenden wir für die Energieversorgung des Demonstrators leicht austauschbare, Akkus. Sie sind für dieses Anwendungsgebiet ausreichend.

S&T: Welchen Technologiereifegrad hat der hier gezeigte Demonstrator?

Laarmann: Der Demonstrator ist aktuell noch ein Labormuster. Er wird ausschließlich durch MBDA Industriepersonal bedient. Wir setzen den Demonstrator derzeit ein, um potenziellen Nutzern die wesentlichen Funktionalitäten bzw. das Leistungsspektrum eines solchen Waffensystems zu zeigen. Er dient aber auch als gemeinsame Diskussionsgrundlage für MBDA Deutschland und Bundeswehr, um das System hinsichtlich Handhabung, Bedienoberfläche oder Einsatzregeln zu verbessern.

S&T: Welche Schritte müssen unternommen werden, um das System marktreif zu machen und wann wäre dies?

Laarmann: Zunächst ist ein weiterer Demonstrator für das Heer geplant. Mit dem Laserdemonstrator sollen Erprobungen durch geschultes Heerespersonal durchgeführt werden. Im Rahmen der Erprobungen soll das System gegen verschiedene Ziele, über verschiedene Reichweiten und unter verschiedenen Wetter- oder Rahmenbedingungen getestet werden. Ziel ist es auch, Rückmeldungen mit Blick auf die Bedienung zu sammeln und auszuwerten. Das ist wichtig für die zukünftige Umsetzung dieses Laserwaffensystems. Nach dieser Phase kann das System dann entwickelt und qualifiziert werden.

S&T: Wird die Entwicklung eigenfinanziert oder bekommen Sie Fördermittel?

Laarmann: Der Beginn der Aktivitäten war ein erstes eigenfinanziertes Labormuster der MBDA Deutschland. Für die anschließenden Technologiearbeiten in der F&T Phase haben wir Unterstützung durch das BAAINBw bekommen. Auch in diesem Jahr erhalten wir weitere Unterstützung für die Erstellung des Erprobungsmusters. Eine zukünftige Entwicklung und Realisierung wird hoffentlich ebenfalls durch den öAG finanziert werden.

S&T: Ist eine noch kompaktere Laserwaffe denkbar? Wenn ja, was sind die Grenzen und die limitierenden Faktoren?

Laarmann: Die Anforderungen der Streitkräfte an ein zukünftiges System bestimmen ganz entscheidend die Systemauslegung – also etwa die Laserleistung, die Größe des Teleskops und den Energiebedarf und damit die Größe der Akkus.

Für den aktuellen Demonstrator nutzen wir vor allem marktverfügbare Komponenten. Für alle Komponenten sind im Rahmen der Entwicklung weitere Miniaturisierungen möglich.

Ein ganz wesentlicher Faktor ist Größe und Gewicht der Laserquelle. Sie hängt natürlich auch von der jeweiligen Leistung der Quelle ab. MBDA Deutschland hat immer die Philosophie vertreten, quellenoffene Laserdemonstratoren und –systeme zu bauen. Das bedeutet, dass wir nicht in eine eigene Entwicklung von Laserquellen investieren, sondern auf marktverfügbare Produkte zurückgreifen. Die weitere Miniaturisierung bzw. die Baugröße des Systems hängt damit sowohl von der Entwicklung am Quellenmarkt ab, als auch von der Entwicklung zukünftiger Powerpacks. Andererseits spielt aber auch die Auslegung und die gewünschten Fähigkeiten zukünftiger Systeme eine entscheidende Rolle.

Die Fragen stellte Waldemar Geiger.