StartBewaffnungPanzerabwehr – das Potenzial von Top-Attack-Minen

Panzerabwehr – das Potenzial von Top-Attack-Minen

Patrick Senft

Print Friendly, PDF & Email

Die wirkungsvolle Bekämpfung von Kampfpanzern und gepanzerten Fahrzeugen gehört zu den Hauptaufgaben moderner Streitkräfte und wird mittels einer Vielzahl unterschiedlicher Wirkmittel erreicht.

Die gerade Linie ist bekanntlich die direkte sowie kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten. Bei der Panzerabwehr verhält es sich ähnlich, auch hier ist die „direkte“ Linie zwischen der Panzerabwehrwaffe und dem Kampfpanzer der vermeintlich einfachste und schnellste Weg, eine gewünschte Wirkung im Ziel zu erreichen. Bei der direkten Einwirkung wird das Wirkmittel unmittelbar am Panzer eingebracht (im Falle einer Mine) oder fliegt direkt auf den Panzer zu und detoniert dort. Die fortschreitende technologische Entwicklung im Bereich von Panzerungen und Schutzsystemen – bspw. Verbundpanzerung, Reaktivpanzerung, aktive und passive Schutzsysteme – erschweren eine „direkte“ Panzerabwehr zunehmend. Indirekt wirkende Panzerabwehrwaffen – sozusagen Waffensysteme die die am stärksten gepanzerten Stellen des Panzers umgehen – stellen eine potenzielle Lösung für dieses Problem dar. In der indirekten Einwirkung versucht das Wirkmittel, den Panzer gezielt an seiner Schwachstelle – bspw. auf der Oberseite – zu treffen und detoniert dort.

Der Vorteil der direkten Einwirkung ist, dass sie technisch einfacher umzusetzen ist. Das bedeutet, das Wirkmittel kann einfacher konstruiert sein und somit, relativ zu komplexeren Systemen, mehr Sprengstoff am Ziel zur Wirkung zu bringen. Auf der anderen Seite kann das direkte Wirkmittel oftmals nur die am schwersten gepanzerten Seiten eines Panzers treffen. Beim indirekten Einwirken dagegen steuert das Wirkmittel selbstständig die Panzeroberseite an. Dies ist technisch aufwändiger, da das Wirkmittel wissen muss, wo das Ziel ist und zudem in der Lage sein muss, sich darauf zuzubewegen. Die dafür notwendige Sensorik und die Steuerelemente machen solche Systeme komplex und belegen zudem Raum, der anderweitig für Sprengstoff genutzt werden könnte. Indirekt einwirkende Panzerabwehrwaffen – sogenannte Top-Attack-Wirkmittel – haben somit eine geringere Durchschlagskraft als vergleichbare, direkt wirkende Waffen, sie treffen aber auch die am schwächsten geschützte Stelle eines Panzers.

sut layout500x300 2024yH5BAEKAAEALAAAAAABAAEAAAICTAEAOw==

Vertreter von Top-Attack-Panzerabwehrwaffen existieren in jeder Kategorie der Panzerabwehrwaffen. Als Beispiele solcher Waffen sind Panzerabwehrlenk-flugkörper des Typs Javelin, MELLS/Spike LR oder ballistisch wirkende Panzerabwehrhandwaffen vom Typ NLAW zu nennen, welches über einen Top-Attack-Modus verfügt. Hinzu kommen Artilleriegeschosse wie bspw. das deutsche SMArt 155, das französische BONUS oder die schwedische Panzerabwehrmörserpatrone Strix. Zudem haben auch Loitering-Munition und einzelne Panzerabwehrminen eine Top-Attack-Fähigkeit. Dieser Artikel konzentriert sich auf Top-Attack Minen, da dieser Kategorie bisher geringste Aufmerksamkeit zufällt, sie aber gegenwärtig vermehrt in Erscheinung tritt.

yH5BAEKAAEALAAAAAABAAEAAAICTAEAOw==

Top-Attack-Minen

In ihrer einfachsten – und häufigsten – Form sind Panzerabwehrminen dazu bestimmt, im Boden platziert zu werden und durch den Druck eines darüberfahrenden Fahrzeugs ausgelöst zu werden. Top-Attack-Panzerabwehrmienen werden in der Nähe der Route platziert, auf der mit der Durchfahrt gepanzerter Fahrzeuge gerechnet wird. Wenn ein Fahrzeug durch die Sensorik der Mine detektiert wird, beschießt eine Top-Attack-Mine das Ziel nicht direkt, sondern feuert eine Submunition in die Luft, welche dann das Ziel von oben angreift.

Print Friendly, PDF & Email