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Bundeswehr evakuiert deutsche Staatsbürger aus dem Sudan

Waldemar Geiger

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Nachdem im Vorfeld Versuche einer Evakuierung zunächst gescheitert waren, hat die Bundeswehr am Sonntag mit einer Evakuierung der im Sudan festsitzenden deutschen Bürgerinnen und Bürger begonnen. Dazu wurden ein Verband – bestehend aus Soldatinnen und Soldaten unterschiedlicher Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche – in Jordanien vorstationiert, von wo aus die militärische Evakuierungsoperation nun durchgeführt wird. Die Bundeswehr betreibt in Jordanien im Zuge des Einsatzes der Anti-IS-Koalition seit Jahren einen Luftstützpunkt. Neben Deutschen werden nach Angaben der Bundeswehr auch Angehörige weiterer Nationen, die selbst keine Fähigkeiten zur Evakuierung besitzen oder Deutschland um Hilfe gebeten haben, durch die Bundeswehr evakuiert.

Bis Montagmorgen gelang es auf diese Weise, drei A400M-Maschinen der Luftwaffe auf ein Flugfeld in der Nähe der sudanesischen Hauptstadt Khartum zu bringen und von dort aus 311 Personen nach Jordanien zu evakuieren, von wo aus eine Weiterreise nach Deutschland bzw. für Bürger befreundeter Nationen in ihre jeweiligen Länder organisiert wird.

Ähnlich wie in Kabul 2021 erfolgt auch die aktuelle deutsche Evakuierungsoperation zeitgleich zu Operationen anderer Länder. Neben Deutschland haben weitere Nationen die derzeit brüchige aber noch haltende Feuerpause der beiden verfeindeten sudanesischen Fraktionen, der sudanesischen Streitkräfte (SAF) und der Rapid Support Forces (RSF), dazu genutzt, um diplomatisches Personal sowie Bürgerinnen und Bürger aus dem ostafrikanischen Land zu evakuieren.

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Es zeichnet sich ab, dass genau dieser Umstand eine der Hauptherausforderungen der laufenden Evakuierungsmission ist. Einerseits ist es unklar, wie lange die Feuerpause zwischen SAF und RSF halten wird – beide Parteien haben Fähigkeiten, Flugzeuge am Boden und in der Luft zu bedrohen. Andererseits versuchen viele Nationen gleichzeitig, die eigenen Staatsbürger über den nördlich von Khartum gelegenen Militärflughafen Wadi Sayyidna zu evakuieren, nachdem der zivile Flughafen in Khartum aufgrund der Kämpfe der Vortage nicht mehr nutzbar ist. In dieser Konstellation können die einzelnen Nationen nicht beliebig über die zur Verfügung stehenden Start- und Landeslots verfügen, sondern sind auf die Sicherheitsgarantien der Betreiber (SAF) und eine internationale Abstimmung angewiesen.

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Update #1

Am Abend des 24. April 2023 gelang ein weiterer Flug mit der A400M, mit dem wiederum rund 100 weitere Personen aus Khartum herausgeflogen werden konnten.

Update #2

Nach Angaben der Bundeswehr ist es auch in der Nacht vom 24. auf den 25. April 2023 gelungen einen Evakuierungsflug durchzuführen, so dass nun fast 500 Personen aus Khartum ausgeflogen werden konnten.

Update #3

Kurze Zeit nachdem die Bundesregierung die Mandatierung der militärischen Evakuierung aus dem Sudan im Bundestag beantragt hat, wurde die Beendigung der Mission für den Abend des 25. April 2023 verkündet. „Heute Abend findet der vorerst letzte Evakuierungsflug aus Sudan nach Jordanien statt. Sofern andere Nationen den Betrieb des Flugverkehrs sicherstellen, sind keine weiteren deutschen Evakuierungsflüge aus dieser Region geplant. Das Krisenunterstützungsteam des Auswärtigen Amtes und die Bundeswehr werden dann ihre Kräfte zurück nach Deutschland verlegen, bleiben jedoch reaktionsfähig. Noch in Sudan verbliebene Deutsche, die bisher nicht zum Flughafen kommen konnten, werden auch in den nächsten Tagen von unseren internationalen Partnern bei deren Evakuierungsflügen mitgenommen“, schreibt das Bundesministerium für Verteidigung (BMVg) in einer am Nachmittag versendeten Pressemitteilung.

Aus der Mitteilung geht weiterhin hervor, dass bis heute 12 Uhr insgesamt 490 Personen, davon etwas mehr als ein Drittel deutsche Staatsangehörige, aus Khartum ausgeflogen werden konnten. Zudem wurden Angehörige rund 30 weiterer Nationen, darunter beispielsweise 90 Kanadier, mehr als 40 Niederländer sowie 20 Jordanier mit den A400M der Luftwaffe evakuiert. Der Anteil deutscher Staatsangehöriger an den letzten Evakuierungsflügen war nach Angaben des BMVg nur noch sehr gering. Weiterhin teilt das Ministerium mit, dass Deutsche Staatsangehörige auch andere Evakuierungsmöglichkeiten nutzen konnten: „mit dem UN-Konvoi nach Port Sudan sind 23 Deutsche aus Khartum evakuiert worden, für sie ist die Weiterreise nach Djiddah geplant. Drei Deutsche, die sich bei Ausbruch der Kämpfe auf einem Boot vor Sudan befanden, konnten mit einem Kreuzfahrtschiff nach Ägypten ausreisen. Neun Deutsche wurden von Frankreich nach Dschibuti evakuiert“, so das BMVg.

Die Pressemitteilung des Bendlerblocks besagt, dass rund 1000 Soldatinnen und Soldaten im Nahen Osten und Nordafrika am Einsatz beteiligt waren. Weitere Kräfte haben sich zudem in Deutschland in Bereitschaft gehalten, um jederzeit in das Einsatzgebiet verlegt werden zu können.

„Dass die Evakuierungsmission so reibungslos verlaufen konnte, lag auch an einer sehr guten Zusammenarbeit zwischen Auswärtigem Amt und Verteidigungsministerium sowie engen Abstimmungen mit den Ansprechpartnern im Sudan und den Partnerländern, die Bürgerinnen und Bürger evakuieren“, schreibt das BMVg. „Stand heute zwölf Uhr gab es bislang fünf Evakuierungsflüge aus Sudan nach Jordanien. Da am Abend ein weiterer Evakuierungsflug geplant ist, ist derzeit von insgesamt sechs Evakuierungsflügen auszugehen. Das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes telefoniert seit dem Wochenende alle auf der Krisenvorsorgeliste registrierten deutschen Staatsangehörigen ab. Das wird auch fortgesetzt, um sicherzustellen, dass alle Deutschen, die noch vor Ort sind, über die weiteren Evakuierungsmöglichkeiten – auch mit unseren internationalen Partnern – informiert sind“, so das BMVg weiter.

Weitere Angaben der Pressemitteilung betreffen die die Führung der multinationalen Flugkoordinierung am Flughafen in der Nähe von Khartum, die Deutschland nach Angaben des Verteidigungsministeriums am Montag den 24. April 2023 übernommen hat. „Derzeit ist der Generalinspekteur Carsten Breuer im Austausch mit Partnerländern, wer die Führung dieser Flugkoordinierung ab morgen übernehmen wird. Deutschland stimmt sich in dieser Frage eng mit den Ansprechpartnern in Sudan ab“, so die Mitteilung.

Es wird zudem angekündigt, dass die Bundeswehr mit der Rückverlegung von Material und Personal beginnen wird, sobald die Übergabe der Koordinierung abgeschlossen wurde. „Ein Großteil der Soldatinnen und Soldaten und die zivilen Mitarbeiter des Krisenunterstützungsteams werden in den kommenden Tagen zurückverlegt. Der Rücktransport des Materials in Jordanien wird etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen“, schreibt das BMVg abschließend.

Update #4

Am Nachmittag den 25. April 2023 konnte ein sechster Evakuierungsflug erfolgreich abgeschlossen werden, dabei wurden nach Angaben der Bundeswehr 30 weitere Personen ausgeflogen. Am frühen Abend ist zudem eine weitere A400M mit 120 Personen an Bord von Khartum kommend in Jordanien gelandet.

Update #5

In der Nacht vom 25. auf den 26. April konnten mit einem achten Flug weiter 78 Personen evakuiert werden. Damit konnte die Bundeswehr nach Angaben des BMVg nunmehr über 700 Personen, darunter etwa 200 Deutsche, aus Khartum ausfliegen. Mit dem achten Flug sollte die Evakuierungsmission der Bundeswehr im Sudan wie angekündigt (Update #3) nun beendet sein und mit dem Beginn der Rückverlegung der Kräfte nach Deutschland erfolgen.

Waldemar Geiger