Das französische Unternehmen Turgis Gaillard stellte kürzlich auf der Paris Air Show seinen Mehrfach-Raketenwerfer Foudre vor. Das System verwendet einen Pod für bis zu sechs Raketen, der äußerlich dem des amerikanischen M142 HIMARS ähnelt. Er kann auch die entsprechende 227-mm-Munition sowie ballistische Raketen vom Typ ATACMS und die künftige PRSM verschießen. Fortschrittliche Marschflugkörper für das französische FLP-T-Programm und die europäische ELSA-Initiative sollen ebenfalls aus dem Launcher gestartet werden können.
Trotz der Ähnlichkeiten beschreibt der Hersteller das System als „100 Prozent französisch“. Als Trägerplattform kommt ein geländegängiger Renault Kerax 6×6-Lkw zum Einsatz. Das Führerhaus ist gegen Beschuss mit Handwaffen und Artilleriesplitter geschützt und verfügt über eine ABC-Schutzbelüftung. Das Fahrzeug hat eine zentrale Reifendruckregelanlage, ein unabhängiges Energieversorgungs- und digitales Feuerleitsystem mit GPS und Trägheitsnavigation. Das gesamte System wiegt 25 Tonnen, ist lufttransportfähig mit A400M und kompatibel mit NATO-Führungssystemen.
Mehrfach-Raketenwerfer von Turgis Gaillard kommt überraschend
Turgis Gaillard ist eine Industriegruppe aus dem Rüstungs- und Luftfahrtbereich, die unter anderem Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten für die französischen Streitkräfte übernimmt. Weitere Geschäftsfelder liegen in der Instandhaltung von Industrieanlagen, Land- und Seefahrzeugen für zivile und militärische Kunden in aller Welt. Das Unternehmen entwirft und produziert Teile und Teilsysteme, Ausrüstung und Werkzeuge für Luftfahrzeuge sowie das MALE-UAV Aarok. Das Tochterunternehmen SunWave stellt elektrisch beziehungsweise solargetriebene Boote für den Freizeitbereich her.
Die Vorstellung eines Mehrfach-Raketenwerfers durch das Unternehmen kommt angesichts des bisherigen Portfolios überraschend. Dasselbe galt allerdings auch schon für das Aarok-UAV. Offenbar wollen Turgis Gaillard sich für den geplanten Ersatz des amerikanischen MLRS beim französischen Heer positionieren. Vorgesehen ist die Beschaffung von 13 neuen Systemen bis 2030 und 13 weiteren bis 2035.
Stefan Axel Boes