StartBewaffnungUAV- und Flugabwehr: 25- und 30-mm-Türme überzeugen

UAV- und Flugabwehr: 25- und 30-mm-Türme überzeugen

Im Herbst 2024 wurde der erste speziell für unbemannte Landfahrzeuge (UGV) entwickelte 25-mm-Turm vorgestellt, um diesen unter anderem UAV- und Flugabwehr zu ermöglichen. Der Vantage-Turm des slowakischen Herstellers Valhalla ist mit einem „Human-in-the-Loop“-Zielsystem ausgestattet. Die in das Vantage ATS integrierte 25-mm-Kanone M242 Bushmaster ermöglicht eine präzise Bekämpfung auf eine Entfernung bis zu 2.500 Metern.

Die Kanone verfügt über ein duales Munitionszufuhrsystem und ist eine der kampferprobtesten Mittelkaliberwaffen der westlichen Welt. Sie kann alle Fahrzeugziele bis hin zu Schützenpanzern erfolgreich bekämpfen. Die einsatzbereite Munitionskapazität von 260 Schuss ermöglicht mehrere Gefechte und eine hohe Durchhaltefähigkeit im Gefecht. Vantage wurde zuerst in das autonome australische BAE Systems Autonomous Tactical Light Armour System (ATLAS) Collaborative Combat Variant (CCV) 8×8 integriert.

Das ATLAS CCV UGV

ATLAS soll den militärischen Führern eine zusätzliche taktische Option bietet und gleichzeitig Soldaten schützen. Laut BAE Systems ist dies ein kosteneffizientes, modulares 8×8-UGV. Das Unternehmen hat hier sein Know-how aus den Bereichen autonomer Technologie und gepanzerte Fahrzeuge mit den Innovationen weiterer Partner kombiniert. Laut BAE Systems wird auf dem Gefechtsfeld der Zukunft eine Kombination aus autonomen, halbautonomen und bemannten Fahrzeugen zum Einsatz kommen, um eine höhere Kampfkraft zu generieren und dabei möglichst Soldaten von den gefährlichsten Aufgaben zu entbinden.

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ATLAS CCV wird mit einem hohen Maß an Autonomie sowohl entlang Straßen und Wegen als auch im offenen Gelände operieren und so die bemannten Partner wie Schützen- und Kampfpanzer bei geringeren Kosten ergänzen und unterstützen, so BAE Systems bei der Vorstellung. Das Fahrzeug nutze bestehende Technologien, um eine kosteneffiziente Fähigkeit zu bieten, die für den Einsatz konfiguriert und aufgerüstet werden kann, so dass es sich ständig weiterentwickle, um neuen und aufkommenden Technologien und Bedrohungen zu begegnen.

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Stabile unbemannte Feuerplattform

Das ATLAS CCV kann eine breite Palette von Kampf- und Unterstützungsaufgaben übernehmen, um die traditionellen Streitkraft zu ergänzen, eine höhere Durchschlagskraft zu erzeugen und Reichweite und Flexibilität zu erhöhen. Es kann auch eigenständige Missionen übernehmen, bei denen die Präsenz einer unbemannten Plattform gegenüber Waffensystemen mit Besatzung bevorzugt wird. ATLAS CCV ist leicht zu transportieren und passt in einen 20-Fuß-ISO-Container oder ein 20-Fuß-ISO-Flat-Rack.

Neben der vollständig stabilisierten 25-mm-Kanone sorgen das Kampfgewicht von zehn Tonnen und das robuste Aufhängungssystem des ATLAS CCV für eine stabile Feuerplattform, die eine gleichbleibend präzise Schussabgabe ermöglicht, so BAE Systems bei der Vorstellung. Dank seines modularen Aufbaus kann der ATLAS CCV eine breite Palette spezifischer Gefechtsaufgaben erfüllen, darunter die Bekämpfung von UAVs und die indirekte Feuerunterstützung mit einem automatischen 120-mm-Mörsersystem.

Valhalla ist auch am Skyranger-Turm beteiligt

Weitere Partner neben Valhalla sind Supacat aus Großbritannien/Australien und der Hersteller Marand aus dem Bundesstaat Victoria. Valhalla hat sich in der jüngeren Vergangenheit mit zahlreichen Innovationen aus dem stark traditionell geprägten Markt für unbemannte Türme und Waffenstationen herausgehoben. So ist Valhalla ist auch für den Turm des geplanten Wiesel-Nachfolgers Luftbeweglicher Waffenträger (LuWa) und das slowenische Counter-UAV-System mit dem Flugabwehrsystem Mangart 25 auf Oskosh JLTV (Soldat & Technik berichtete) verantwortlich und arbeitet am Turm des Rheinmetall Skyranger mit.

Der Mangart 30-Turm. Gut zu erkennen sind die beiden Optiken für Kommandant und Richtschützen (rechts), die Bushmaster Mk44S-Kanone sowie den Dual-Launcher von Rheinmetall für Panzerabwehrraketen – hier konkret die Spike LR2. In Zukunft könnte an dieser Position auch der Launcher für UAVs platziert werden.
Der Mangart 30-Turm. Gut zu erkennen sind die beiden Optiken für Kommandant und Richtschützen (rechts), die Bushmaster Mk44S-Kanone sowie den Dual-Launcher von Rheinmetall für Panzerabwehrraketen – hier konkret die Spike LR2. In Zukunft könnte an dieser Position auch der Launcher für UAVs platziert werden. (Foto: Slowenisches Verteidigungsministerium)

Der Skyranger 30-Turm von Rheinmetall wiegt rund vier Tonnen und ist mit einer Oerlikon Revolverkanone 30 x 173 mm KCE ausgestattet, die Airburst-Munition verschießen kann. Das ist Munition, die sich nach vorprogrammierter Zeit in der Luft zerlegen kann und eine tödliche Wolke von Subprojektilen – je nach Munitionssorte zwischen 150 und 500 Stück – aus Wolfram freigibt. Die Gefechtsentfernung wird mit 3.000 Metern angegeben.

NATO-Übung zur Flugabwehr in Slowenien

Dieser Turm soll bei der Bundeswehr (19 Stück auf GTK Boxer), in Österreich (36 Stück auf Pandur Evolution 6×6), Dänemark (16 Stück auf MOWAG Piranha V 8×8), Ungarn (auf KF41 Lynx Kettenfahrzeug) und in den Niederlanden (22 Stück ACSV Kettenfahrzeug von FFG Flensburger Fahrzeugbau) zum Einsatz kommen. Großbritannien hat ebenfalls Bedarf und könnte sich für das System auf GTK Boxer entscheiden.

Ende April 2025 konnten die slowenischen Flugabwehrkräfte mit dem Mangart 25 AD (Air Defence)-Turm bei der NATO-Flugabwehrübung Štit 25 auf dem kroatischen Schießplatz Kamenja in der Nähe von Pula nun die UAV-Abwehrfähigkeit im scharfen Schuss nachweisen. Die slowenische Infanterie nutze während dieser Übung ebenfalls das mediterrane Umfeld um im Hafen von Koper, um den neuen Patria XP 8×8, ausgestattet mit dem Mangart 30-Turm von Valhalla, vorzustellen.

Der Rheinmetall Mission Pod ATGM.
Der Rheinmetall Mission Pod ATGM. (Foto: RL)

Mangart 30 mit Bushmaster Mk44S

Dabei haben sich die slowenischen Streitkräfte für die Bushmaster Mk44S Kanone von Northrop Grumman entschieden. Neben dem hohen Verbreitungsgrad und der Zuverlässigkeit dieser Waffe ist sicherlich die enge Bindung Sloweniens an die USA in die Beschaffungsentscheidung eingeflossen. Die Bushmaster MK44S verschießt Munition im Kaliber 30 x 137 mm und ist mit einem Doppelgurtzuführer ausgestattet. So liegen 370 Patronen aus zwei Gurtkästen an. Für das koaxiale Maschinengewehr, in der slowenischen Variante das FN Herstal FN MAG 7,62 x 51 mm, sind 2.000 Patronen vorgesehen.

Der Richtschütze nutzt eine in zwei Achsen stabilisierte Safran-PASEO-Tag-/Nachtsichtoptik mit integriertem Laserentfernungsmesser. Der Fahrzeugkommandant verfügt über eine ebenfalls tag-/nachtkampftaugliche Dat-Con-Lotus-Light-Sensorik mit Rundumsicht. Die offene Systemarchitektur des Valhalla-Turms erlaubt die Integration unterschiedlichster Sensorik nahezu aller Hersteller, so das Unternehmer. Ungewöhnlich hoch sind die 70 Grad Rohrerhöhung und die Richtgeschwindigkeit, beides extrem wichtig bei der Bekämpfung von unbemannten Luftfahrzeugen und anderen Luftzielen.

Zusätzlicher Launcher für Lenkflugkörper

Zudem bietet der Turm einen Launcher für zwei Panzerabwehrraketen oder zwei Boden-Luft-Raketen. In Slowenien wurde auf den Tandemlauncher von der Rheinmetall Electronics GmbH zurückgegriffen und der Panzerabwehrlenkflugkörper Spike LR2 von EuroSpike integriert. Neu angedacht ist ein deutlich modulareres Konzept, bei dem anstelle der Panzerabwehrflugkörper und dem Dual-Launcher zum Beispiel ein Drohnen- oder ein Sensormodul aufgenommen werden kann. Dies erweitert den Denkansatz des „Waffenmixes“, wie er beispielsweise bei den Infanteriezügen der Bundeswehr auf dem GTK Boxer mit dem sMG .50 BMG sowie der Heckler & Koch Granatmaschinenwaffe (GraMaWa) 40 mm praktiziert wird.

Der Mission Pod ATGM kann in drei bis fünf Sekunden ein- oder ausfahren.
Der Mission Pod ATGM kann in drei bis fünf Sekunden ein- oder ausfahren. (Foto: Rheinmetall)

Obwohl der Turm unbemannt ist, kann der Kommandant „über Luke“ führen, sein Lagebildung durch „hören, riechen, sehen und schmecken“ komplettieren und hat so auch Zugriff auf die Waffen um Störungen zu beheben. Der Schutz des Fahrzeuges wird durch eine Nebelmittelwurfanlage 76 mm mit acht Bechern und einem Laser-Warnsystem von Saab erhöht. Mit einem Gefechtsgewicht von bis zu 2.900 Kilogramm ist der Mangart 30 kein Leichtgewicht, rangiert jedoch am unteren Ende vergleichbarer 30-mm-Türme, sowohl im Hinblick auf Gewicht als auch Bauhöhe.

Der Rheinmetall Pod

Der Mission Pod ATGM (Anti-Tank Guided Missile) von der Rheinmetall Electronics GmbH ist ein ferngesteuerter, in einen Turm integrierter Werfer für Panzerabwehrlenkflugkörper. Das System ist als Einsatz-Kit konzipiert, so dass der Kunde die Fahrzeugrolle im Einsatzgebiet wechseln und Ziele bekämpfen kann. Der Mission Pod ATGM kann in seiner primären Funktion sowohl in Rad- als auch in Kettenfahrzeugen installiert werden, wobei eine definierte Befestigungsschnittstelle auf der linken Seite genutzt wird.

Für den Einbau in oder auf geschützten Systemen bietet der Pod Schnittstellen für die Montage von ballistischen Schutzplatten. Er ist laut Rheinmetall zertifiziert. Der Pod ist flexibel austauschbar mit dem Mission Pod LM (Loitering Munition). Er hat ein Eigen-/Leergewicht von 260 Kilogramm und kann zwei Spike LR/LR2 aufnehmen. Die Länge beträgt 1.216 Millimeter und das Ein-/Ausfahren soll laut Rheinmetall drei bis fünf Sekunden benötigen. Der Pod kann vorne, oben, seitlich und hinten mit  Schutzplatten versehen werden und bietet so einen ballistischen Schutz bis Level 6.

André Forkert