StartFührung & KommunikationUkrainische ELINT-Drohne vor finaler Erprobung

Ukrainische ELINT-Drohne vor finaler Erprobung

Kristóf Nagy

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Die auf Basis der Ukrspec Systems VTOL-Drohne PD-2 von dem ukrainischen Unternehmen Infozahyst entwickelte Drohne vom Typ Gekata hat die finale Phase der Erprobung erreicht. Dies gab der Geschäftsführer von Infozahyst am 18. August 2023 in einer Stellungnahme bekannt. Das Unternehmen geht davon aus, dass das unbemannte Luftfahrzeug (UAV) bis Ende des Jahres die Einsatzreife erreichen wird.

Das Konzept für eine Drohne mit elektronischer Aufklärungsfähigkeit (ELINT) auf Basis des bewährten PD-2 Entwurfes wurde bereits 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Erprobung der Zelle und der Nutzlastunterbringung begann 2022, kurz vor der russischen Invasion. Naturgemäß wurde der ursprüngliche Entwicklungsplan durch den russischen Angriff deutlich verzögert. Dennoch begann Infozahyst ab dem Herbst mit der weiteren Entwicklung auf Basis der wieder aufgenommen Testflüge. So wurde insbesondere der Einfluss von Faktoren wie Vibration und wechselnde Anordnung der Nutzlastbehälter auf die Leistungsfähigkeit und Lebensdauer der Antenne untersucht. Laut Infozahyst konnte im Zuge des Programms eine optimierte Detektionsleistung im 360-Grand-Bereich realisiert und die empfindlichen Sensoren für den rauen Betriebsalltag unter Kriegsbedingten gehärtet werden.

Als Plattform für die ELINT Nutzlast dient die PD-2 VTOL-Drohne des ukrainischen Herstellers Ukrspec Systems, diese ist auch zum senkrecht starten und landen befähigt. Infozahyst Geschäftsführer Iaroslav Kalinin begründete in einem Interview gegenüber dem Fachmagazin European Security & Defence (ESD) die Auswahl der Plattform mit der geringen Signatur und den im Gegensatz zu bemannten Luftfahrzeugen signifikant kleineren Anschaffungs- und Betriebskosten. Kalinin führte weiter aus, dass Versuche mit Hubschraubern als Träger der ELINT-Systeme eine gleichsam sofortige Detektion und Standzeiten in der Luft von teilweise nur wenigen Minuten aufwiesen, bevor die Mission wegen der Erfassung des Hubschraubers durch feindliche Flugabwehrsysteme abgebrochen werden musste. Die vergleichsweise günstige Drohne kann jedoch über Stunden im Luftraum verbleiben und ein konstantes Lagebild des elektromagnetischen Spektrums liefern. Dabei werde der UAV nicht umgehend als lohnendes Ziel für weitreichende und hochwertige Flugkörper durch die gegnerische Flugabwehr identifiziert und eine Detektion bedingt durch die geringe Radarrückstahlfläche deutlich erschwert.

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Die PD-2 ist eine Flächendrohne welche für lange Flugzeiten ausgelegt ist. Ein Benzingenerator erzeugt im Flug den Strom für die jeweiligen Elektromotoren. Der zwölf Liter fassende Treibstofftank erlaubt eine Flugzeit von bis zu acht Stunden. Die robuste Zelle ermöglicht es, Sensorik bis zu einem Gewicht von elf Kilogramm einzurüsten. Laut Herstellerangaben wird dies im Falle der Gekata vollständig ausgeschöpft. Das aktuell verwendete Sensorik Paket arbeite dabei laut Kalinin im Frequenzband zwischen 2 und 18 GHz und sei auch gegen Störmaßnahmen elektronisch gehärtet. Von einer Bodenstation können zeitgleich bis zu vier UAV gleichzeitig gesteuert werden. Laut Hersteller reicht diese Anzahl an Drohnen, um eine Frontbreite von bis zu 100 km abzudecken. Die sichere Datenverbindung erlaube dabei eine Entfernung zwischen Drohne und Bodenstation von bis zu 200 km was die Dislozierung der Kontrolleinheit weit hinter den eigenen Linien erlaubt.

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Parallel zu der Erprobung des UAV arbeitet Infozahyst eigenen Angaben zufolge in enger Kooperation mit den ukrainischen Streitkräften an der Erstellung einer Datenbank, welche die jeweiligen elektronischen Signaturen verschiedenster potenzieller Ziele beinhaltet. Hierdurch sollen die Aufklärungsergebnisse der Gekata automatisiert ausgewertet und im Idealfall der Bekämpfungszyklus eingeleitet werden. Die Detektierungsreichweite der Sensorik soll dabei bis zu 450 km betragen, was einen Einsatz der Plattformen hinter der Front und damit in einem sichereren Luftraum ermöglichen würde.

Kristóf Nagy