StartStreitkräfteInfanterie und Aufklärung – Bundesheer stellt Reaktionsmiliz auf

Infanterie und Aufklärung – Bundesheer stellt Reaktionsmiliz auf

André Forkert

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Bereits im April 2023 angekündigt, werden die nächsten Schritte zum Aufbau der sogenannten Reaktionsmiliz in Österreich nun konkreter. Als Milizkräfte werden in Österreich Soldatinnen und Soldaten bezeichnet, die in Etwa beorderten Reservisten in der Bundeswehr entsprechen. Jüngsten Ankündigungen zufolge sollen die Einheiten beginnend am 1. Januar 2024 formiert werden. Die Aufstellung der neuen Einheiten ist ein Ergebnis des ersten Landesverteidigungsberichtes aus 2023. Laut Aussagen der österreichischen Verteidigungsministerin Klaudia Tanner sind konventionelle und subkonventionelle Bedrohungen sowohl staatlicher Gegner als auch nicht-staatlicher Angreifer wahrscheinlicher geworden, aber auch Cyber- und Drohnenangriffe. Hinzu kommen Naturkatastrophen und andere Hilfseinsätze durch das Bundesheer. Zudem war es eine Lehre aus dem Corona-Hilfseinsatz, dass die damals aktivierten Miliz-Einheiten zwei Wochen und mehr brauchten, bevor diese einsatzfähig waren. Die Aufstellung der Reaktionsmiliz soll dazu dienen, der aktiven Truppe deutlich schneller Verstärkungskräfte zuführen zu können, bis die regulären Milizverbände aktiviert werden können.

Die Reaktionsmiliz soll diese Bereitschaft sicherstellen, sie soll innerhalb von 48 Stunden bis 72 Stunden einsatzbereit sein. Konkret werden dazu zwei Jägerkompanien und ein Aufklärungszug (motorisiert) zusätzlich aufgestellt. Je eine Jägerkompanie wird beim Jägerbataillon 12 in Amstetten sowie dem Jägerbataillon 26 in Spittal an der Drau aufgestellt, der motorisierter Aufklärungszug beim Aufklärungs- und Artilleriebataillon 4 am Standort Horn. Dank des festgelegten und erhöhten Bereitschaftsgrades sollen die Kräfte so schnell als Teil der Reaktionskräfte des Bundesheers ohne wesentliche Einsatzvorbereitung nach ihrer Aktivierung österreichweit zum Einsatz kommen.

Den hohen Bereitschaftsgrad sollen die Soldatinnen und Soldaten der Reaktionsmiliz durch regelmäßige Übungen erreichen: Auf Basis freiwilliger Übungen sind maximal 30 Übungstage innerhalb von zwei Jahren abzuleisten, dazu kommen noch einmal 30 Tage im Rahmen Beorderter Wehrübungen gemäß einem festgelegten Übungsrhythmus. Geht es in den Einsatz, ist dieser auf eine Dauer von bis zu drei Monaten ausgelegt. Darauf müssen sich die Soldatinnen und Soldaten, die sich zur Reaktionsmiliz melden, einstellen. Die Betreffenden müssen sich zudem erklären, „sich während seiner/ihrer „EBs MILIZ“ körperlich, psychisch und gesundheitlich einsatzbereit zu halten“, so das Bundesheer.

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Weiterhin müssen die Reaktionsmilizionäre erklären, dass sie „nach Maßgabe der persönlichen und familiären Verhältnisse grundsätzlich keine Befreiungsanträge für Übungen und Einsätze“ stellen, und mindestens drei Jahre in der Reaktionsmiliz verbleiben. Im Anschluss soll eine Verlängerung um jeweils ein Jahr möglich sein.

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Die Einplanung zur Reaktionsmiliz steht dem Bundesheer zufolge allen Wehrpflichtigen des Milizstandes sowie Frauen in Miliztätigkeit mit Hauptwohnsitz in Österreich offen, wobei das grundsätzliche Höchstalter bei Mannschaftsdienstgraden 30 Jahre beträgt. Bei Offizieren und Unteroffizieren gibt es derzeit keine Altersgrenzen innerhalb der Wehrpflicht. Die ersten „Formierungsübungen“ werden laut Bundesheer Mitte März 2024 stattfinden. Anschließend werden nach aktueller Planung fast monatlich Ausbildungsübungen in den drei neuen Einheiten angeboten, mit der beorderten Waffenübung als Abschluss zwischen August und Dezember 2024, je nach Einheit.

Miliz Standorte
Geplante Standorte der Reaktionsmiliz. (Graphik: Bundesheer)

Die höhere Bereitschaft soll sich für die Milizionäre auch finanziell lohnen. Die Soldaten der Reaktionsmiliz sollen eine Prämie in Höhe von 6.000 Euro pro Jahr erhalten. Zusätzlich erhalten sie für die jeweiligen Übungen eine Bezahlung nach dem österreichischen Heeresgebührengesetz. Dafür müssen sie 48 Stunden nach erfolgter Alarmierung bereit sein, Österreich in kritischen Situationen zu unterstützen.

André Forkert