StartBewaffnungMBDA präsentiert offensive und defensive Waffensysteme auf der ILA

MBDA präsentiert offensive und defensive Waffensysteme auf der ILA

Stefan Axel Boes

Auf der diesjährigen Internationalen Luftfahrtausstellung ILA in Berlin stellte MBDA Deutschland mehrere aktuelle Konzepte für offensive und defensive Waffensysteme vor. Dazu gehört das Raketenartilleriesystem EuroPULS auf IVECO Trakker mit der künftigen Möglichkeit zur Integration des Marschflugkörpers Joint Fire Support Missile (JSF-M) mit über 300 Kilometern Reichweite. Auf der defensiven Seite gab das Unternehmen Details für die Small Anti Drone Missile bekannt, für die auf der Messe eine Vereinbarung zur Integration in das Flugabwehrsystem Skyranger 30 von Rheinmetall unterzeichnet wurde.

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Der Skyranger 30 mit Stinger-Vierfachstarter von Rheinmetall. (Foto: Boes)

Gegenüber der bislang zur Einführung bei der Bundeswehr vorgesehenen Version des Skyranger-Turms mit Zwei- oder Vierfachstartern für Stinger zeigte MBDA ein Konzept mit bis zu neun feuerbereiten Flugkörpern, wobei der Starter nicht ganz bündig mit der Turmoberseite abschließt. Andere Konfigurationen mit Dreierpacks von Startrohren sind möglich. Die Small Anti Drone Missile basiert auf der leichten Lenkwaffe Enforcer, bei der Bundeswehr eingeführt als Wirkmittel 1800+. Von diesem Flugkörper entwickelt MBDA bereits mehrere Versionen, unter anderem auch eine Luft-Boden-Variante mit einem brasilianischen Partner.

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MBDAs Konzept des Skyranger-Turms mit neun Small Anti Drone Missiles. (Foto: Boes)

Die Drohnenabwehrversion soll einen miniaturisierten Radarsuchkopf, einen Gefechtskopf mit Splitterwirkung sowie ein Booster-Triebwerk erhalten. Angestrebt ist eine Reichweite von mindestens 5.000 Metern, wobei die Geschwindigkeit im Unterschallbereich bleiben wird. Vorgesehene Ziele sind Drohnen vom kleinen Quadrocopter-Typ bis zur Klasse der vielfach gegen die Ukraine eingesetzten iranischen Shahed 136 mit einer Masse von etwa 200 Kilogramm.

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MBDA stellte ein Modell der Small Anti Drone Missile mit Booster-Triebwerk vor. (Foto: Boes)

Mit Rheinmetall wurde auch der ausgestellte Demonstrator eines Laser-Flugabwehrsystems entwickelt. Das containerisierte System wurde bereits in einer Testkampagne mit über 100 Schüssen an Bord der Fregatte Sachsen erprobt. MBDA zeigte auf der ILA ein Video, bei dem die Bekämpfung einer Quadrocopter-Drohne mit einer Laserleistung von 30 kW vier Sekunden dauerte; abhängig von Leistung und Entfernung ist auch eine größere Wirkung möglich. Nach Angaben von Geschäftsführer Thomas Gottschild hofft das Unternehmen, die Entwicklung in ein bis zwei Jahren abschließen zu können, so dass das System noch dieses Jahrzehnt für den Einsatz verfügbar ist.

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Der mit Rheinmetall entwickelte containerisierte Laserwaffen-Demonstrator. (Foto: Boes)

Gottschild stellte auch die Anstrengungen zur Produktionserhöhung etwa mit dem Aufbau einer neuen Fertigungslinie für den Patriot Boden-Luft-Lenkwaffe in Deutschland heraus, wo MBDA in Kooperation mit dem amerikanischen Hersteller Raytheon die Endmontage mit Komponenten aus ebenfalls deutscher Fertigung wie Triebwerken von Bayern-Chemie vornehmen wird. Dadurch werde die Produktion in der NATO verdoppelt. Wichtig sei, für die Zukunft unabhängig von der aktuellen Sicherheitslage eine Grundlast an Aufträgen sicherzustellen, um nicht wieder Kapazitäten abbauen zu müssen. Denn für das Hochfahren der Fertigung in Krisenzeiten brauche man zwei bis drei Jahre.

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MBDA-Geschäftsführer Thomas Gottschild (r.) forderte eine Grundlast an Aufträgen zum Erhalt der Fertigungskapazitäten. (Foto: Boes)

Stefan Axel Boes