Das amerikanische Rüstungsunternehmen Northrop Grumman hat mit dem Verteidigungs- und dem Finanzministerium der Republik Litauen ein Memorandum of Understanding über die Zusammenarbeit bei der Produktion von Mittelkaliber-Munition unterzeichnet. Dieses formalisiert die Absicht beider Seiten, solche Munition für litauische Schützenpanzer im Land herzustellen. Northrop Grumman wird hierfür Technologie und Expertise beitragen, in Übereinstimmung mit der US-Politik zur Ertüchtigung der Verteidigungsindustrie und der Verbesserung der Munitionsversorgung von Verbündeten.
Litauen ist einer der drei baltischen Staaten und hat mit der Enklave Kaliningrad eine direkte Grenze zu Russland. Auf der anderen Landesseite besteht eine Grenze zu Belarus, einem engen Verbündeten, Unions- oder Vasallenstaat Russlands. Zudem war Litauen die erste Sowjetrepublik, die sich für unabhängig erklärte. Um das rückgängig zu machen, ließ der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow am 13. Januar 1991 Spezialeinheiten Vilnius überfallen. Die damaligen Kämpfe in der Hauptstadt haben bis heute Einfluss auf das Land und die Bevölkerung.

Auch deshalb sind die Abneigung und Gegenwehr gegen den großen Nachbarn bis heute ungebrochen. Der Wille zu Widerstand und Aufrüstung groß. So wollen Litauen und Deutschland mit der Panzerbrigade 45 eine Brigade der Bundeswehr dauerhaft im Land stationieren. Die USA haben ebenfalls Material für eine Kampfbrigade in Litauen vorstationiert. Und auch auf nationaler Ebene wird die Verteidigungsfähigkeit weiter vorangetrieben.
Litauen hat in diesem Jahr das erste Los von 89 Radschützenpanzern Boxer mit dem unbemannten Rafael Samson Mk II RTC Turm (plus zwei Fahrschulfahrzeuge) in Empfang genommen. Die national als Vilkas (Wolf) bezeichneten Fahrzeuge sind mit einer ebenfalls von Northrop Grumman hergestellten Mk44S Bushmaster II 30-mm-Maschinenkanone sowie Spike-LR Panzerabwehrlenkflugkörpern bewaffnet. Die bisher gelieferten Fahrzeuge rüsten zwei mechanisierte Infanteriebataillone der Brigade „Eiserner Wolf“ aus.
Darüber hinaus will das Land neben anderen Systemen wie Kampfpanzer Leopard 2A8 weitere rund 120 Boxer beschaffen (Soldat & Technik berichtete), um eine vollwertige Division aufzustellen. Die Einrichtung einer inländischen Munitionsproduktion für Schützenpanzer kann ebenfalls vor diesem Hintergrund gesehen werden. In seiner entsprechenden Presseverlautbarung weist Northrop Grumman insbesondere auf seine Fähigkeiten bei der Entwicklung, Erprobung und Produktion von 30-mm-Muniton hin. Nach Angaben von Finanzministerin Gintarė Skaistė ist die staatliche Waffenfabrik Giraitė als litauischer Industriepartner vorgesehen.
Dazu Ingrida Šimonytė, Premierministerin Litauens: „Die Partnerschaft mit Unternehmen unserer engsten Verbündeten, die über höchste Kompetenzen und große Erfahrung in der Verteidigungsindustrie verfügen, ist ein wichtiger Impuls für das langfristige Wachstum und die Modernisierung der litauischen Verteidigungsindustrie sowie für unsere nationale Sicherheit, die eine Priorität ist und bleiben wird. Dieses Projekt stärkt nicht nur die seit langem bestehenden engen Beziehungen zwischen Litauen und den USA, sondern schafft auch einen klaren Mehrwert für Litauen und für unsere Region insgesamt, die angesichts der sicherheitspolitischen Herausforderungen ein Interesse daran hat, die Abhängigkeit von langen Lieferketten zu minimieren.“

Laurynas Kasčiūnas, Litauens Verteidigungsminister ergänzt: „Die Partnerschaft mit Northrop Grumman, einem US-amerikanischen Unternehmen für Verteidigungstechnologie, ist ein wichtiger Meilenstein für unsere Verteidigungsindustrie. Durch die Integration fortschrittlicher amerikanischer Technologien stärken wir nicht nur unsere nationale Sicherheit, sondern ebnen auch den Weg für künftige Innovationen in der Verteidigungsindustrie.“
Und Steve O’Bryan, Corporate Vice President und Global Business Development Officer, Northrop Grumman, sagte: „Diese Zusammenarbeit wird zum Ausbau der Kapazitäten der litauischen Verteidigungsindustrie beitragen und steht im Einklang mit der Verpflichtung unseres Unternehmens, die USA und verbündete Länder durch Industriepartnerschaften auf der ganzen Welt zu unterstützen.“
André Forkert