Beretta Defense Technologies (BDT), der Verbund von Holding-Gesellschaften unter dem Dach des italienischen Waffenherstellers, geht mit gleich zwei Angeboten in den Wettbewerb um das nächste britische Sturmgewehr. Unter der Projektbezeichnung Grayburn will das Vereinte Königreich die bisherige Standardwaffe SA80 ersetzen. Beretta bietet dafür einerseits seine neu entwickelte New Assault Rifle Platform (NARP) an. Als Alternative gibt es von der mittlerweile ebenfalls zu Beretta gehörenden finnischen Sako das mit schwedischer Beteiligung entwickelte M23, das bereits bei den Streitkräften beider Länder eingeführt wird.

Beide Waffen sind für das NATO-Kaliber 5,56 x 45 mm eingerichtet und bauen auf der inzwischen weltweit verbreiteten AR-15- beziehungsweise AR-10-Plattform auf. Bei der NARP hat Beretta sich laut Jack Cadman, bei BDT zuständig für den Militär- und Behördenbereich, auf die Verbesserung von Schwachstellen des Systems bei Erhalt der vielen Nutzern vertrauten Merkmale konzentriert. Insbesondere liegt die Schließfeder nun oberhalb des Verschlusses und ragt nicht wie beim Original-AR in die Schulterstütze hinein. Das ermöglicht den modularen Austausch der Schulterstütze auch mit klappbaren Ausführungen.
Beretta zeigt NARP auf der Enforce Tac
Auf der Enforce Tac 2025 in Nürnberg zeigte Beretta zwei NARP-Modelle mit klassischer AR- und einer klappbaren Schulterstütze, die aber noch für weitere Anpassmöglichkeiten weiterentwickelt werden soll. Besonderer Wert wurde auch auf die Zuverlässigkeit und leichte Austauschbarkeit der gesamten Verschlussgruppe gelegt. Die Waffe ist auf links- und rechtshändige Nutzung ausgelegt, unter anderem mit einem beidseitigen Sicherungshebel. Sie wird mit Lauflängen von 11,5, 14,5 und 16 Zoll angeboten, laut Cadwell wären aber auch Ausführungen mit 18 oder 20 Zoll möglich – etwa als Gruppen-Scharfschützengewehr (Designated Marksman Rifle, DMR).
Das Sako M23 bietet diese Möglichkeit bereits, und das zudem im stärkeren Kaliber 7,62 x 51 mm NATO. Während Schweden das neue Modell sowohl als Standardausführung in den Kalibern 5,56 (AK 24 mit 11,5- und 14,5-Zoll-Lauf) und 7.62 mm (AK 25 mit 16- oder 18-Zoll-Lauf) sowie als Scharfschützengewehr in 7,62 mm mit 18- oder 20-Zoll-Lauf einführt, beschafft Finnland vorerst nur das DMR KIV 23 und das Scharfschützengewehr TKIV 23 im größeren Kaliber. Aus Sicht von Beretta ist die Entscheidung von bereits zwei NATO-Partnern für den Typ ein gewichtiges Argument für sein zweites Angebot im britischen Wettbewerb.

Großbritannien hat sich bislang auch nicht auf ein Kaliber für den SA80-Nachfolger festgelegt, erwartet wird aber das bisherige 5,56 mm. Bislang befindet sich Projekt Grayburn noch in der Konzeptphase. Da das vorgesehene Dienstzeitende für die jetzige Standardwaffe aber schon 2030 ist, hofft man bei Beretta auf baldige Konkretisierung. Im Wettbewerb wird man dann auf gewichtige Konkurrenz treffen. Bekannt ist etwa dass Heckler & Koch, die bereits das SA80 zur aktuellen Version A3 verbessert haben, sich Hoffnungen darauf macht, auch das Nachfolgemodell liefern zu können.
Stefan Axel Boes