Großbritannien wird seine Verteidigungsausgaben im kommenden Jahr um 2,2 Milliarden Pfund (2,64 Milliarden Euro) erhöhen. Das teilte die britische Schatzkanzlerin Rachel Reeves in ihrem Frühjahrsstatement mit. Damit erhöhe sich der Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2026 auf 2,36 Prozent. Die zusätzlichen Ausgaben sollen vor allem High-Tech-Fähigkeiten wie Drohnen, künstlicher Intelligenz und dem DragonFire-Lasersystem für Schiffe der Royal Navy zugute kommen. DragonFire soll nun ab 2027 die Zerstörer vom Typ 45 ausstatten, fünf Jahre früher als ursprünglich geplant.

Im gleichen Jahr soll der Anteil der Verteidigungsausgaben am BIP 2,5 Prozent erreichen, was Zusatzausgaben von insgesamt 6,4 Milliarden Pfund (7,68 Milliarden Euro) entspricht. Die Steigerung soll auch zum allgemeinen Wirtschaftswachstum beitragen, wobei das Finanzministerium den Effekt auf zusätzliche 0,3 Prozent oder elf Milliarden Pfund schätzt. In der kommenden Legislaturperiode soll der BIP-Anteil dann „vorbehaltlich wirtschaftlicher und fiskalischer Umstände“ – sowie mutmaßlich des Ausgangs der bis 2029 abzuhaltenden Wahlen – drei Prozent betragen.
Keine Rede von mehr Soldaten in Großbritannien
Insgesamt sollen künftig zehn Prozent des Verteidigungshaushalts in neue Technologien investiert werden. Eine neue Innovationsabteilung im Verteidigungsministerium soll erfolgversprechende Ansätze identifizieren und für die schnelle Einführung sorgen. Von der aktuelle Erhöhung sollen daneben 200 Millionen Pfund (240 Millionen Euro) in Barrow-in-Furness investiert werden, wo die britischen Atom-U-Boote hergestellt werden. Auch die Marinebasis Portsmouth soll modernisiert und die Unterkünfte für Soldaten und ihre Familien insgesamt verbessert werden.
Keine Rede war von einer Erhöhung des Streitkräfteumfangs, wie er neben dem Anstieg der Verteidigungsausgaben derzeit in vielen anderen europäischen Ländern diskutiert wird. Zuletzt gaben die Niederlande bekannt, dass sie die Gesamtzahl von aktiven Soldaten, Reservisten und Zivilbeschäftigten von derzeit etwa 74.000 auf bis zu 200.000 steigern wollen. Gegenwärtig umfassen die britischen Streitkräfte rund 140.000 aktive Soldaten einschließlich 4.000 Gurkhas, sowie 32.000 Reservisten.
Diese Zahlen sind seit letztem Jahr im Rahmen von noch unter den konservativen Vorgängerregierungen beschlossenen Reduzierungen tatsächlich weiter um etwa 4.000 Aktive und 1.000 Reservisten gesunken. Grund waren vor allem Sparmaßnahmen, nicht zuletzt weil die britische Wirtschaft neben allgemeinen globalen Entwicklungen zusätzlich von Brexit-Folgen betroffen war. Wie auch aus den genannten Verwendungszwecken für die jetzige Ausgabenerhöhung hervorgeht, scheint sich Großbritannien vor allem auf seine Rolle als Seemacht und die nukleare Abschreckung zu konzentrieren.
Stefan Axel Boes