Das U.S. Marine Corps (USMC) will erneut seine Infanteriebataillone umorganisieren. Als Teil einer kontroversen Neuausrichtung mit Fokus auf künftige Einsätze im Pazifikraum hatte das Corps seit 2021 mit insgesamt drei Bataillonen Versuche zu neuen Strukturen durchgeführt, die vor allem neue Fähigkeiten und Technologien bei geringerer Mannstärke integrieren sollten. 2023/24 setzte das 3rd Battalion, 4th Marine Regiment diese bei bereits laufender Umstrukturierung mit einer zweiten Phase fort. Das Ergebnis scheint nun teilweise eine Rückkehr zu altbewährtem zu sein.

Seit mindestens den 50er Jahren bestand das USMC-Infanteriebataillon aus drei Kampfkompanien und einer Stabs- und Versorgungskompanie sowie zumeist einer schweren Kompanie mit Unterstützungswaffen. Grundbaustein war die 13-köpfige Schützengruppe aus einem Gruppenführer und drei Vier-Mann-Feuerteams. Obwohl nach dem Vietnamkrieg die Gesamtstärke des Bataillons vor allem aus Personalgründen von über 1.000 auf 900 Mann reduziert werden sollte, kehrte man nach einem kurzfristigen Wechsel zu einer Elf-Mann-Gruppe bald zum alten Format zurück. Seit den 80er Jahren umfasste das Bataillon 965 Marines.
Weniger Marines, mehr Ausrüstung
Auch die neuen Pläne hatten eine Verkleinerung zum Ziel. Die drei Versuchsbataillone testeten eine nur leicht reduzierte Struktur mit etwa 930 und eine radikale Version mit 735 Mann sowie ein dazwischen liegendes Modell. Die daraus resultierende Organisation sollte schließlich 811 Marines plus 69 „Corpsmen“ Sanitätspersonal umfassen, die traditionell von der U.S. Navy gestellt werden. Dabei wuchs die Schützengruppe statt einer geplanten Reduzierung von 13 auf zwölf sogar auf 15 Mann, indem ein stellvertretender Gruppenführer und ein Systembediener für die diversen neuen Wirk- und Aufklärungsmittel wie Drohnen hinzugefügt wurden.
Die Gruppe wurde mit dem neuen Gewehr M27 (HK416) statt dem bisherigen Karabiner M4 und leichtem Maschinengewehr M249 (FN Minimi) ausgestattet und erhielt Tablets und Mehrkanal-Funkgeräte. Jede Kampfkompanie erhielt zudem eigene Teileinheiten für Führung, Kommunikation, Logistik, elektronische Kampfführung und Sanitätsdienst. Damit sollten die Einheiten besser zu unabhängigen Operationen bis auf die Ebene eines verstärkten Zuges befähigt werden. Umgekehrt entfiel die bisherige schwere Kompanie des Bataillons. Je zwei aktive Bataillone nahmen 2023 und 2024 die neue Struktur ein, die restlichen 17 sollten bis 2029 folgen.
Alles alte ist auch beim USMC wieder neu
Bereits in der zweiten Phase der Versuche wurde die Gruppe jedoch – erneut aus Personalgründen – wieder auf 13 Mann reduziert, indem der stellvertretende Gruppenführer gestrichen wurde und der Systembediener den Platz eines Schützen einnahm. Statt jedes Zuges war nun für jede Schützengruppe ein „Corpsman“ verfügbar. Der 81-mm-Mörserzug des Bataillons erhielt vier statt zwei Feuerleitstellen. Kontrovers war die Entscheidung, die Scharfschützen aus dem Scoutzug zu streichen, so dass sich dieser auf Aufklärungsaufgaben konzentrieren kann.

Am Montag dieser Woche verkündete der Kommandant des USMC, General Eric Smith, dann offiziell die Rückkehr zur 13-Mann-Gruppe. Der Gruppenführer ist nun wieder ein Sergeant statt eines Staff Sergeant. Zudem werden der Mörser- und der Scoutzug sowie Präzisionswirkmittel wie Drohnen und Loitering Munition mit bis zu 50 Kilometer Reichweite wieder in einer eigenen Aufklärungs- und Feuerunterstützungskompanie zusammengefasst, die damit den Platz der früheren schweren Kompanie einnimmt. Wie heißt es doch: nichts ist so beständig wie der Wandel.
Stefan Axel Boes