Rheinmetall hat gestern in seinem Erprobungszentrum Unterlüß das erste Schießen für ausgewählte Vertreter von Fachmedien mit der SSW 40, einer Feuerunterstützungswaffe für abgesessene Kräfte, durchgeführt. Das Ergebnis überzeugte!
Die Squad Support Weapon 40 (SSW 40) ist laut Rheinmetall weltweit der erste automatische, magazingeladene, schultergeschossene Granatwerfer. Die neue Waffe war zuvor auf mehreren Ausstellungen wie etwa der Enforce Tac präsentiert worden.
Gewicht, Abmessungen und Handhabung der SSW 40 sind ähnlich wie bei Sturmgewehren. Durch ein rückstoßreduzierendes und selbstregulierendes Rücklaufsystem kann die SSW40 neben allen verfügbaren 40 mm Low Velocity (LV) Munitionssorten vor allem auch die neue Rheinmetall 40 mm Medium Velocity (MV)-Munition verschießen. Bei LV-Munition beträgt der Kammerdruck für den Verschuss der Patrone 40 mm x 46 230 bar, die V0 liegt bei ca. 78 m/s. Bei MV sind es 250 bar Kammerdruck und 120 m/s V0.
Dadurch hat die neue MV-Munition eine deutlich erhöhte Geschwindigkeit und eine flachere Flugkurve. Ziele werden schneller bekämpft, die effektive Reichweite des Systems erhöht sich von 400 Meter (LV) bis auf 900 Meter. In Verbindung mit dem breiten Spektrum des 40 mm LV/MV-Munitionsportfolios erreicht der infanteristische Nutzer eine bisher unerreichte Flexibilität und Effektivität auf dem Gefechtsfeld, so Rheinmetall. Die Qualifikation der Waffe soll in diesem Jahr abgeschlossen werden. Auch erste Kunden erproben und validieren sie bereits.

Munition für die SSW 40
Die SSW 40 kann man mit folgenden Munitionstypen nutzen:
- HE Fragmentation (HEFRAG)
- Anti-Tank (HEDP)
- Door Breaching (HEBE)
- Air Burst (HEAB)
- Training (TPM, TPM-T)
- Illumination / Nebel
- Sound & Flash sowie Reizstoffmunition (CS).

Beim Einsatz mit Feuerleitsystem TacRay Ballistic (Laser-Entfernungsmesser mit ballistischem Computer) in Kombination mit IR-Programmiereinheit (IR-PU) kann die SSW 40 auch Airburst-Munition verschießen, besonders geeignet um Feind hinter Deckungen zu bekämpfen. Sie wirkt ebenfalls sehr effektiv gegen kleinere Drohnen in einer Entfernung bis zu 500 Metern.

Die Munitionspalette ermöglicht auch den Kampf gegen leicht gepanzerte Fahrzeuge (bis zu 30 Tonnen). Auch nicht letale Munitionsarten wie Leuchtgranaten oder für den Einsatz im Rahmen von Riot Control sind vorhanden. Ein sogenannter Diskriminator in der Patrone verhindert, dass MV-Munition unbeabsichtigt in nur für LV zugelassenen Waffen verschossen werden kann.

Die Feuergeschwindigkeit liegt bei 300 Schuss pro Minute, das entspricht fünf Schuss pro Sekunde. Zum Zerlegen und Zusammensetzen braucht man weniger als eine Minute. Die drei Bestandsteile sind die Schulterstütze mit Dämpfung, der Verschluss und das Gehäuse. Der Verschluss ist aus Stahl, der Rest aus Aluminium gefertigt. Alle Bedienelemente sind gleichermaßen für Rechts- und Linkshänder ausgelegt.
Eindrücke vom Schießen
Die Waffe lässt sich intuitiv handhaben, ähnlich wie ein Sturmgewehr. Schon nach kurzer Einweisung und ersten Probeschüssen liegt man im Ziel. Ein wirklich harter Rückstoß ist nicht zu verzeichnen. Das Dämpfungssystem arbeitet hervorragend. Sichtbarer Erfolg: Neben etlichen Scheiben in unterschiedlichen Entfernungen stand auf der Schiessbahn auch ein Autowrack. Schon nach wenigen Treffern geriet es in Brand und die Werksfeuerwehr müsste zum Löscheinsatz anrücken.

Fazit
Die SSW 40 bietet dem abgesessenen Infanteristen eine höhere Feuerkraft. Vor allem bietet sich auch die Möglichkeit, kleine Drohnen zu bekämpfen, was aus den Erfahrungen in der Ukraine eine wichtige Zusatzfähigkeit ist. Sie wird nicht nur für die Infanterie- und/oder Spezialkräfte des Heeres von Bedeutung sein. Auch für die Sicherungsverbände der Luftwaffe und der Marine beim Schutz von Flugplätzen oder Hafenanlagen wird sie wertvolle Feuerunterstützung leisten können.
Burghard Lindhorst