Am 20. Februar hat die bayerische Polizei zwei Anti-Terror-Geländewagen erhalten. Innenminister Joachim Herrmann übernahm diese persönlich am Standort des Herstellers ACS Armoured Car Systems in Friedberg/Derching. Dabei betonte er die Bedeutung einer guten Ausstattung für die Spezialeinheiten der Polizei. Gerade auch im Hinblick mit den fast gleichzeitigen Anschlägen von Hanau, betonte er, dass die Sicherheitsbehörden auf solche Anschläge vorbereitet sein müssten.
ENOK
Der mehr als sechs Tonnen schwere Geländewagen ENOK 6.2 des Herstellers ACS aus Friedberg bei Augsburg wird künftig bei den Spezialeinheiten (Spezialeinsatzkommandos (SEK)) in München stationiert werden. Bis Mai soll ein weiterer Wagen geliefert werden, der dann in Nürnberg eingesetzt werden soll. Der Freistaat investiert rund 2,4 Millionen Euro in die beiden Fahrzeuge. „Das ist hervorragend angelegtes Geld für mehr Sicherheit“, sagte Herrmann.
Die Bezeichnung ENOK 6.2 nimmt Bezug auf das Gesamtgewicht des Fahrzeuges. Hinzu kommen sehr günstige technische Parameter wie das sehr hohes Leistungsgewicht, großee Rampenwinkel etc.. Diese Parameter kombiniert mit einer Fahrzeugbreite von unter 2 Metern, erhöhen die taktische Beweglichkeit und geben den Nutzern deutlich mehr Flexibilität, ohne Abstriche bei Nutzlast oder Schutz machen zu müssen. Der ENOK 6.2 ist Teil eines Familienkonzeptes, bei dem mit den ENOK 7.5 (siehe Bild) noch eine größere Fahrzeugvariante erhältlich ist. Als Plattform wird die Basis des Mercedes-Benz G-Modell genutzt. Ein wichtiger Aspekt ist zum Beispiel die Luft- und damit auch die Hubschrauberverladefähigkeit. Das Fahrgestell lässt Fahrzeuge zu, die sowohl innen- als auch außenlastfähig in bzw. unter einem MTH/STH sind.
Die Entscheidung für den Erwerb solcher Fahrzeuge für Bayern war 2016 nach dem Anschlag mit zehn Toten am Olympia-Einkaufszentrum in München gefallen. In der Folge hatte sich die Staatsregierung entschieden, die Polizei mit sogenannten Offensivfahrzeugen auszustatten. Nach einer europaweiten Ausschreibung ging der Auftrag an das Unternehmen ACS in Schwaben.
Fahrzeuge gegen schwer bewaffnete Täter
Anders als die üblichen Polizeifahrzeuge kommt der ENOK nicht in silber-blau daher, sondern in einem matten Oliv. Beide sind besonders stark gegen Beschuss gepanzert. Die Fahrzeuge sollen zum Einsatz kommen, wenn schwer bewaffnete Täter größtmöglichen Schaden anrichten wollen. „Darauf müssen wir bestmöglich vorbereitet sein, auch wenn unseren Sicherheitsbehörden derzeit keine konkreten Anschlagsgefahren bekannt sind“, meinte Herrmann. Bei der Übergabe war das Fahrzeug mit einem leichten Maschinengewehr bewaffnet, das bei offener Luke zu bedienen ist. Über weitere Bewaffnungsoptionen und Ausrüstungsdetails wollte das Innenministerium „aus einsatztaktischen Gründen“ keine Angaben machen.
Bayerns Polizei bekommt ein Modell, das trotz des besonderen Schutzes aufgrund von geringen Abmessungen auch für Einsätze in Städten geeignet ist. Damit könnten die Spezialeinheiten sicher an den Einsatzort gelangen und gegen die Täter vorgehen, erklärte der Minister. „Zudem können sie mit Hilfe des Fahrzeugs Menschen aus Gefahrenzonen bringen.“
Der ENOK ist in der leichteren Variante 5.4 bei der finnischen Polizei im Einsatz, die Bundespolizei hat mehrere ENOK 6.1/6.2 für den Schutz von Flughäfen und für die spezialisierte Einheit BFE+ beschafft. Die Landespolizei in Niedersachsen soll im April ein Fahrzeug übernehmen.