StartBewaffnung„Infanteristische“ 25-Mio-Vorlagen im zweiten Halbjahr 2020

„Infanteristische“ 25-Mio-Vorlagen im zweiten Halbjahr 2020

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Einem Bericht auf augengeradeaus! zufolge informierte das Verteidigungsministerium am heutigen Tage die Abgeordneten des Bundestages über geplante 25-Mio-Vorlagen im zweiten Halbjahr 2020. Unter den 29 geplanten Vorlagen finden sich auch vier Vorlagen für infanteristische Rüstungsbeschaffungen. Neben dem System Sturmgewehr Bundeswehr, einer Ergänzungsbeschaffung des Maschinengewehr 5 (MG 5), einer neuen Fahrzeugfamilie für die Spezialkräfte, steht auch die Entwicklung eines Joint-Fire-Support-Team-Fahrzeuges auf Basis des GTK Boxer (JFST-schwer) auf dem Plan.

Unter den Begriff 25-Mio-Vorlagen fallen unter anderem, aber nicht ausschließlich, alle Beschaffungsprojekte der Bundeswehr, deren Gesamtvolumen 25 Mio. Euro übersteigt. Diese Projekte, obwohl im Bundeshaushalt vorgemerkt und beschlossen, bedürfen einer gesonderten Zustimmung des Haushaltsausschusses. Erst danach dürfen die Verträge mit der Industrie gezeichnet werden, was üblicherweise nur wenige Tage nach der Billigung im Haushaltsausschuss erfolgt.

System Sturmgewehr Bundeswehr

Der Meldung auf augengeradeaus! ist zu entnehmen, dass der G36-Nachfolger, in insgesamt vier Losen gebilligt und beschafft werden soll. Über die Vorlage des 1. Loses soll demnach in der letzten Oktoberwoche verhandelt werden. Die Lose 2. Bis 4. sowie die separat ausgeschriebenen Laserlichtmodule und Waffenoptiken stehen für Mitte Dezember 2020 auf dem Plan.

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Am 21. April 2017 begann die europaweite Ausschreibung der G36-Nachfolge. Etwa 120.000 Sturmgewehre und entsprechendes Zubehör will die Bundeswehr beschaffen. Nach ursprünglicher Planung sollten die Verträge im ersten Halbjahr 2019 geschlossen werden. Der Auftragswert wurde zunächst auf 245 Millionen Euro geschätzt.

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Im Oktober 2018 wurde bekannt, dass alle eingereichten Waffen die geforderten Kriterien nicht erfüllten. Den Herstellern wurde eine Frist bis zum Februar 2019 für Nacharbeiten eingeräumt. Die Erprobungen der nachgebesserten Waffen wurden nach modifizierter Planung im Herbst 2019 abgeschlossen und gut informierten Kreisen nach haben die Waffen beider Hersteller die geforderten Kriterien im zweiten Anlauf erfüllt.

Über potentielle Bewerber hüllte sich sowohl Bundeswehr als auch Teile der Industrie in Schweigen. Bekannt ist, dass SIG Sauer (SIG MCX) und Rheinmetall/Steyr (RS556) zwar ursprünglich ein Interesse an der Ausschreibung bekundet haben, aber schlussendlich aus unterschiedlichen Gründen nicht an dem Auswahlverfahren teilnahmen. Daneben soll auch Lewis Machine & Tool Company (LMT), ein US-amerikanischer Handwaffenhersteller, ebenfalls eine Interessenbekundung abgegeben aber nicht am Auswahlverfahren teilgenommen haben. Dem Vernehmen nach haben C.G. Haenel und Heckler & Koch Angebote eingereicht. Es gilt als wahrscheinlich, dass Haenel mit dem MK556 und Heckler & Koch mit dem HK416 und dem HK433 ins Rennen gegangen sind. Der Sprecher von Heckler & Koch hat bis jetzt nur in einem Interview mit einer regionalen Online-Zeitung bestätigt, dass das Unternehmen sich mit zwei Waffen um die G-36 Nachfolge beworben hat.

Oktober 2019 wurde eine Beschaffungsentscheidung für das Ende des zweiten Halbjahres 2020 in Aussicht gestellt (wir berichteten). Im Mai 2020 wurde dann eine Verschiebung der Entscheidung in den Zeitraum Oktober/November 2020 bekannt.

Ergänzungsbeschaffung Maschinengewehr 5

Beim MG5 handelt es sich um einen Gasdrucklader im Kaliber 7,62 mm x 51 des Herstellers Heckler & Koch welches derzeit als mittleres Maschinengewehr für die querschnittliche Nutzung und somit als Nachfolger für das MG3, mit Ausnahme der Blenden-MG in den gepanzerten Fahrzeugen der Leopard 1 und Leopard 2-Familie sowie im Schützenpanzer Marder, in die Bundeswehr eingeführt wird. Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurde Heckler & Koch mit der Lieferung von 7.114 MG5 beauftragt. Mitte Dezember soll der Haushaltsausschuss nun über eine Ergänzungsbeschaffung der Waffe beraten.

Das MG5A2
Das MG5A2 (Foto: BAAINBw)

Das MG5 wird in drei Versionen in die Bundeswehr eingeführt:

  • Das MG5 als Standardbewaffnung für den querschnittlichen Einsatz (abgesessen und lafettiert) mit einer Rohrlänge von 550 mm.
  • Das MG5A1 als Einbauwaffe in fernbedienbaren Waffenstationen, ebenfalls mit einer Rohrlänge von 550 mm.
  • Das MG5A2 mit einer Rohrlänge von 460 mm, einem Sturmgriff mit integriertem Zweibein und einer längen- und höhenverstellbaren Schulterstütze ausgestattet und ist hauptsächlich für den abgesessenen infanteristischen Einsatz

Neue Fahrzeugfamilie für die Spezialkräfte

Das AGF 2 (Aufklärungs- und Gefechtsfahrzeug) und das Unterstützungsfahrzeug Kommando (UFK) sollen demnach Mitte Dezember verhandelt werden. Die neue Fahrzeugfamilie soll den seit 2003 ausschließlich im Kommando Spezialkräfte genutzten AGF Serval ersetzen. Der Serval wurde von Rheinmetall gefertigt und basiert auf dem Fahrwerk des Mercedes-Benz G-Modells. Insgesamt wurden 21 Fahrzeuge beschafft, welche beginnend Ende 2021 durch einen Nachfolger ersetzt werden sollen.

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Das AGF Serval (im Bild) soll durch eine neue Fahrzeugfamilie abgelöst werden (Foto: Bundeswehr)

Insgesamt sollen bis zu 80 Fahrzeuge über mehrere Jahre hinweg beschafft werden. Es sind zwei unterschiedliche Varianten geplant:

  • Die erste Variante ist das „Aufklärungs-/Gefechtsfahrzeug AGF 2“, ein geschütztes Trägerfahrzeug für mindestens vier Kommandosoldaten. Ausgestattet mit Beobachtungsmitteln und bewaffnet mit Maschinenwaffen soll es sowohl Durchsetzungsfähigkeit als auch Selbstschutz bieten.
  • Die zweite Variante ist das „Unterstützungsfahrzeug Kommando“ (UFK) auf gleicher Fahrzeugbasis, vermutlich für Verwundetentransport, Personen- und Lastentransport sowie möglicherweise für besondere Sensoren oder Kommunikationsmittel. Dem Vernehmen nach sollen die Missionsausstattungen als Einbausätze auf Abruf geliefert werden.

Das AGF 2/UFK, soll den deutschen Spezialkräften Mobilität über das komplette Einsatzspektrum hinweg bieten. Trotz einer sehr hohen Nutzlast soll das zulässige Gesamtgewicht nicht 8.128 kg überschreiten. Weitere Forderungen sind eine Ringmontage für verschiedene Waffen, einschließlich schwerer Maschinengewehre im Kaliber .50, dem MG5, MG6 (Dillion Aero M134D) oder einer 20 mm Bordkanone. Neben einem Minenschutz wird ein adaptiver ballistischer Schutz (bis zu NATO STANAG 1) gefordert. Hinzu kommen eine Missionsausstattung mit Command-and-Control (C2) Software sowie die Fähigkeit, ein Motorrad für Aufklärungsmissionen mitzuführen.

JFST-Boxer

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Joint Fire support Team (Graphik: OCCAR)

Die Auswahlentscheidung vom September 2017 sieht als Fahrzeugplattform das Geschützte Transportkraftfahrzeug Boxer vor. Serienbeginn des ersten Loses ist ab 2023 geplant. Zur Unterstützung der Panzertruppen gibt es einen Gesamtbedarf für 28 Joint Fire Support Teams (Zwei-Trupp-/Fahrzeuglösung, Boden-Boden-Fahrzeug und Luft-Boden-Fahrzeug) und somit einen Bedarf für 56 JFST-Boxer.

Dem Vernehmen nach sieht die erste Serienbeschaffung des noch zu entwickelnden Fahrzeuges nur eine Ausstattung von zehn Teams, also eine Beschaffung von 20 Fahrzeugen, vor. Diese Fahrzeuge sollen ab 2025 zulaufen.

Waldemar Geiger