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Bekleidung und persönliche Schutzausrüstung – Mehrere Verträge geschlossen

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Die Bundeswehr hat über die Bw Bekleidungsmanagement GmbH mehrere Unternehmen mit der Lieferung dringend benötigter Ausrüstungsgegenstände beauftragt. Hierzu gehören auch Sätze der Modularen ballistischen Schutz-und Trageausstattung (MOBAST), Combatshirts und Knieschützer.

Combat Shirts und Knieschützer

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Die Bundeswehr erhält im Q1 2021 20.000 zusätzliche Combatshirts. (Foto: Hexonia)

Der ursprüngliche Vertrag über die Lieferung von Combatshirts – Rahmenvereinbarung mit einer Laufzeit vom 01.04.2017 bis 31.08.2020 – wurde angepasst. Die Hexonia GmbH wurde jüngst beauftragt, im Zeitraum 03.01.2021 bis 28.02.2021 20.000 weitere Combatshirts an die Bundeswehr zu liefern.

Mit Hexonia wurde weiterhin eine Rahmenvereinbarung für die Herstellung und Lieferung im Zeitraum Januar 2021 bis Dezember 2024 von mindestens 47.505 Paar Knieschützer getroffen. Bei Bedarf kann die Menge auf bis zu 84.450 Paar erhöht werden.

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MOBAST

MOBAST soll mittel- bis langfristig alle bisher eingeführten Schutzwesten und die Trageausstattung („Koppeltragegestell 95“) ersetzen. Es ist eine modulare ballistische Schutz- und Trageausstattung bestehend aus einem Schutzwestensystem mit auftrags- und bedrohungsbezogen anpassbaren Komponenten, zusätzlicher ballistischer Unterwäsche und einer an die Schutzweste adaptierbaren Trageausstattung.

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Die Ausschreibung für die Modulare Ballistische Schutz-und Trageausstattung Soldat (MOBAST) erfolgte auf Grundlage der „Funktionalen Fähigkeitsforderung MOBAST“ aus dem Jahr 2015. Die Ausschreibung durch den Bw Bekleidungsmanagement GmbH erfolgte im Oktober 2017.

Ballistische Unterwäsche Hexonia
Die Ballistische Unterwäsche ist Bestandteil von MOBAST und schützt gegen Verletzungen durch Kleinstsplitter und Sand. (Foto: Hexonia)

Eine Lieferung von jeweils 65 Trageversuchsmustern von zwei Bietern und eine Einweisung der Truppe erfolgte Anfang März 2018, parallel hierzu wurden die Auswertung der Angebote sowie die Trageversuche durch die Truppe durchgeführt. Einer der Anbieter wurde in den Trageversuchen deutlich besser bewertet. Jedoch wiesen beide Angebote trotzdem Mängel auf. Die Erprobung wurde daher um eine Kurzerprobung erweitert. Jeweils zehn nachgebesserte Trageversuchsmuster wurden durch die beiden Anbieter eingereicht. Die Beschaffung von MOBAST verzögerte sich im Anschluss, weil einer der Bieter nach seinem Ausschluss ein vergaberechtliches Nachprüfungsverfahren angestrengt hat. Das Bundesministerium der Verteidigung schrieb dazu im 11. Rüstungsbericht: „Nachdem die Vergabekammer des Bundes in der ersten Instanz Ende des Jahres 2019 zugunsten des Bundes entschieden hat, hat der Bieter Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf eingelegt.“

Einer Mitteilung auf der europäischen Vergabeplattform TED, welche am 10. August 2020 veröffentlicht wurde, kann nun entnommen werden, dass mehrere Unternehmen mit der Herstellung und Lieferung von einzelnen MOBAST-Komponenten beauftragt wurden. Geschlossen wurde eine Rahmenvereinbarung über die Lieferung der Modularen ballistischen Schutz- und Trageausstattung über einen Zeitraum von 60 Monaten mit Möglichkeit zur zweimaligen Verlängerung um jeweils 12 Monate.

Der Zuschlag wurde nach folgenden Kriterien erteilt:

  • Gewichtung 40
  • frühestmöglicher Liefertermin. Gewichtung 10
  • Ergebnisse der Truppenerprobung. Gewichtung 50

Der ursprüngliche Auslieferungszeitraum wird sich verzögern. Ursprünglich wollte die Bundeswehr bis zu 140.000 MOBAST-Systeme wie folgt beschaffen:

  • 960 Systeme (Auslieferung im Jahr 2019),
  • 2019 bis 2023 – 5.000 Systeme pro Jahr,
  • 2024 und 2025 – 10.000 Systeme pro Jahr,
  • 2026 – 15.000 Systeme,
  • 2027 bis 2030 – 15.750 Systeme pro Jahr,
  • 2031 – 16.240 Systeme.

Schutzwestensystem

Die Schutzweste weist im Körperkernbereich einen weichballistischen Schutz der Schutzklasse 1 (Schutz gegen Beschuss aus Kurzwaffen mit Weichkerngeschoss, Referenz 9 mm x 19) sowie der Schutzklasse 4 (Schutz gegen Beschuss aus Langwaffen mit Hartkerngeschoss, Referenz 7,62 mm x 51) auf. Zusätzlich existiert ein separater Stichschutz gegen Klingen (Schutzniveau K2). Zusätzliche Elemente bieten einen Splitterschutz für den Schulter- und Halsbereich, die Oberarme, den Unterleib und die Oberschenkel. Ein optional einsetzbares Hüftgurtsystem überträgt wesentliche Anteile des Gewichts von Schutzweste und daran befestigter Ausrüstung auf das Becken und entlastet Schulter und Wirbelsäule. Mit der Herstellung und Lieferung des „MOBAST Anteil Schutzwestensystem“ wurde die Mehler Vario System GmbH aus dem hessischen Fulda beauftragt.

Versuchsweste MOBAST Mehler Vario Systems
Trageversuchsmuster des „MOBAST Anteil Schutzwestensystem“ von Mehler Vario System – Das Verschlusssystem der Serienweste wird leicht modifiziert werden. (Fotos: Bundeswehr)

Taschensätze

Eine Grundausstattung an Taschen ermöglicht das Mitführen von Gewehr- und Pistolenmagazinen, Ausrüstungsgegenständen und Kampfmitteln. Mit der Herstellung und Lieferung einzelner Taschensätze wurde neben Mehler Vario System GmbH die Lindnerhof Taktik GmbH – eine 74 Prozent Tochter von Mehler Vario Systems – aus dem bayerischen Lenggries und Tasmanian Tiger beauftragt.

Die Aufteilung wird wie folgt realisiert: Mehler liefert die Accressoires-Sets und die Zubehörtaschen. Lindnerhof Taktik liefert die Taschen Pistolenmagazin, Universalgranatentaschen, Taschen für Nebeltöpfe, Wasserblasenträger und die Abwurfsäcke für verschossene Magazine. Die Multikaliber-Einzelmagazintaschen kommen von Tasmanian Tiger. (Korrektur: In einer früheren Version wurde fälschlicherweise Lindnerhof Taktik als Lieferant der Multikalibertaschen benannt.)

Ballistische Unterwäsche

Die sogenannte „Ballistische Unterwäsche“, bestehend aus Schlauchschal, T-Shirt und Unterhose, wird durch die Hexonia GmbH geliefert. Diese wird unter der Kampfbekleidung getragen und soll die Soldaten gegen Verletzungen durch Kleinstsplitter und Sand – wie sie z. B. bei IED-Anschlägen auftreten – schützen.

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Sandkanonenbeschuss auf Gelatineblock (TNO, Niederlande); links: eingesetzte Sekundärsplitter wie Sandpartikel, Staub, Schmutz und Geröll (1-6 mm), Mitte: Gelatineblock nach Beschuss ohne Schutzlage Ballistische Unterwäsche, rechts: Gelatineblock nach Beschuss mit Schutzlage Ballistische Unterwäsche (Fotos: Hexonia)

Waldemar Geiger