StartMobilitätAbstandsaktive Schutzsysteme – Verbesserter Schutz mit MUSS 2.0

Abstandsaktive Schutzsysteme – Verbesserter Schutz mit MUSS 2.0

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Gelenkte Panzerabwehrraketen sind eine erhebliche Bedrohung für Kampffahrzeuge. Mit aktivem Schutz sollen Raketen unwirksam gemacht werden bevor sie ihre Wirkung entfalten können. Softkill-Systeme wirken auf die Steuerung anfliegender Lenkraketen und verhindern, dass sie ihr Ziel finden.

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MUSS-Sensoren am Schützenpanzer Puma (Foto: KMW)

Seit 2015 wird der Schützenpanzer Puma im Heer eingeführt, der mit dem Softkill-basierten aktiven Schutzsystem MUSS (Multifunctional Self-Protection System) ausgerüstet ist. MUSS wurde in den 1990er Jahren von Hensoldt (hervorgegangen aus Anteilen von EADS Defence & Security bzw. Airbus Defence and Security) zusammen mit Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der Rheinmetall-Tochter Buck (einem Tochterunternehmen von Rheinmetall Defence) entwickelt. Der Hensoldt-Anteil sind Sensor und elektronische Gegenmaßnahme, Buck steuert die Pyrotechnik bei und KMW übernimmt die Integration ins Gefechtsfahrzeug.

Bei MUSS erfassen vier Sensoren Bedrohungen auf dem Gefechtsfeld rund um das Fahrzeug (360 Grad). Verwendet wird das Raketenwarnsystem MILDS (Missile Launch Detection System) von Hensoldt, das auch in Hubschraubern und Flugzeugen über 8.000 Mal eingesetzt ist. Sobald der Sensor eine Rakete oder ein Lasersignal zu ihrer Steuerung erkennt, wird die Bedrohung der Besatzung angezeigt und – automatisch oder halbautomatisch – eine angepasste Gegenmaßnahme ausgelöst. Über einen Werfer wird eine Nebelwand erzeugt, die den Laser „blind“ macht und weitere Steuerung unterbricht. Die Nebelwand wird in 4,5 Sekunden aufgebaut. Daraus ergibt sich eine Mindestentfernung für die Wirksamkeit des Schutzes von rund 500 m. Die Steuerung drahtgelenkter Raketen wird durch Verfälschen der Infrarotsignatur des Raketenmotors abgebrochen.

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Hensoldt hat mit MUSS 2.0 eine Reihe von Verbesserungen für das Schutzsystem realisiert. Ein neuer Laserwarner deckt alle modernen Laserbedrohungen ab. Die verbesserte und erweiterte Sensorik wird mit einer signifikant erneuerten Software ausgewertet. Auch die Gegenmaßnahmen wurden modernisiert. Schnittstellen ermöglichen die Einbindung u.a. eines Hardkill-Effektors. Gleichzeitig wurde das System kleiner und leichter als sein Vorgänger.

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MUSS 2.0 ist für das bevorstehende zweite Los des Schützenpanzers Puma verfügbar. Das Grundkonzept von MUSS ist so ausgelegt, dass das System für andere Gefechtsfahrzeuge wie Kampfpanzer Leopard 2, GTK Boxer oder Fennek adaptiert werden kann.

Gerhard Heiming