StartBewaffnungSwitchblade 600 – AeroVironment stellt panzerbrechende Loitering Munition vor

Switchblade 600 – AeroVironment stellt panzerbrechende Loitering Munition vor

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Ende September stellte AeroVironment (AV) die Switchblade 600, eine panzerbrechende Loitering Munition vor. Dabei handelt es sich um das größte Mitglied der Switchblade-Wirkmittelfamilie, das über einen größeren Multifunktionssprengkopf mit panzerbrechenden Eigenschaften verfügt.  Als Loitering Munition werden Lenkwaffen bezeichnet, die zunächst ohne bestimmtes Ziel gestartet werden und anschließend längere Zeit über dem Zielgebiet kreisen, bevor ein Bekämpfungsvorgang eingeleitet wird.

AeroVironment hatte bereits vor geraumer Zeit angekündigt, dass sich eine solche Waffe in der Entwicklung befindet. Die Erstproduktion der Switchblade 600 wurde bereits eingeleitet, innerhalb des ersten Produktionsjahres ist eine Gesamtfertigung von 200 Exemplaren geplant. Die Initial Operational Capability (IOC) des Systems ist für 2021 angekündigt.

AV will die Switchblade 600 dazu einsetzen, ältere raketengetriebene Panzerabwehrlenkflugkörper wie Hellfire, Javelin und TOW zu ersetzen. Für die Beschaffung solcher Lenkflugkörper sind im US-Verteidigungshaushalt 2020 Mittel in Höhe von etwa einer Milliarde US-Dollar hinterleget. Ob Switchblade 600 günstiger als diese in die Jahre gekommenen Wirkmittel ist, wurde vom Unternehmen nicht mitgeteilt.

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Wie ihr kleineres Vorgängermodell, die Switchblade 300, die gegen Personen eingesetzt werden kann, verfügt die neue Loitering Munition über einen Satz von vier Klappflügeln, die nach dem Abschuss aus einem Rohr mit komprimiertem Gas ähnlich einem Klappmesser herausspringen. Die U.S. Army erteilte AeroVironment erst kürzlich einen Auftrag im Wert von 76 Millionen US-Dollar für die Beschaffung und den Support des Switchblade-300-Systems als Teil des Lethal-Miniature-Aerial-Missile-System(LMAMS)-Programms.

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Die Switchblade 600 wiegt 22,7 kg (50 Pfund), ist durch Einsatzkräfte tragbar und kann in weniger als zehn Minuten aus einem Abschussrohr gestartet werden. Sie kann auch für den Abschuss von einem Fahrzeug oder einem langsam fliegenden Luftfahrzeug konfiguriert werden.

Das Wirkmittel wird von einem Elektromotor mit Propeller angetrieben. Es hat eine Reichweite von 80 km und kann mehrere Umläufe über einem Ziel absolvieren, bevor es zuschlägt. Das entspricht einer Flugdauer von etwa 40 Minuten, sagt AeroVironment. Im Zielanflug erreicht die Switchblade eine Geschwindigkeit von 169 km/h. Die Reichweite wird weiter gesteigert, sobald leistungsfähigere Batterien am Markt verfügbar sind.

Die Switchblade 600 verfügt über einen Satz elektro-optischer und Infrarotkameras in einem an der Nase befestigten Kardanring zur Navigation, Überwachung und Zielerfassung. Die Waffe kann auf ein stehendes oder bewegliches Ziel gerichtet werden und es im Sturzflug bekämpfen. Sollten in der Nähe befreundete Streitkräfte oder Zivilisten anwesend sein, verfügt das System über die Möglichkeit eines Missionsabbruches. Als Steuerung dient ein tabletbasiertes Fire Control System.

AeroVironment plant laut eigenen Angaben, verschiedene Versionen der Switchblade 300 und der Switchblade 600 anzubieten. Beide Waffen verfügen über modulare Gefechtsköpfe und Elektronik, die gegen neue Missionsnutzlasten ausgetauscht werden können. Beispielsweise könnten ein Anti-Radar-Sensor und ein Gefechtskopf-Paket hinzugefügt werden, um Radare zu suchen und zu bekämpfen.

Laut AeroVironment sind bereits Verträge für mehrere US-Nutzer vorhanden. Das Produkt war ursprünglich für das Programm der U.S. Army entwickelt worden. Diese Lösung soll aber auch für das Organic-Precision-Fires-Mounted-Programm des U.S. Marine Corps angeboten werden. Hier wird es voraussichtlich im Januar 2021 einen Fly-Off-Wettbewerb zur Auswahl eines einzigen Lieferanten geben. Im Rahmen dieses Programms würde Switchblade 600 in einem fahrzeugmontierten Multipack-Werfer untergebracht werden. Als Verbringungsmittel aus der Luft gelten vor allem Hubschrauber oder größere Drohnen. Das Unternehmen hat jedoch bisher noch keine Arbeiten zur Integration durchgeführt.

André Forkert