StartBewaffnungUS-Streitkräfte schließen Rahmenvertrag für Carl-Gustaf M4

US-Streitkräfte schließen Rahmenvertrag für Carl-Gustaf M4

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Wie Saab am 15. Oktober bekannt gab, hat das Unternehmen mit der U.S. Army einen Rahmenvertrag über die Lieferung von schultergestützten Mehrzweckwaffen des Typs Carl-Gustaf M4 für die kommenden sieben Jahre geschlossen. Die Carl-Gustaf M4 trägt in der U.S. Army die Bezeichnung M3E1. Der Auftrag hat einen Wert von bis zu 87 Millionen US-Dollar, mit einem ersten Los über 9,2 Millionen US-Dollar, das im Jahr 2021 geliefert werden soll. Im Rahmen des Vertrages wird die U.S. Army nicht nur für den eigenen Bedarf, sondern auch für den Bedarf des U.S. Marine Corps und des U.S. Special Operations Command beschaffen.

Das Carl-Gustaf-System wird seit 2013 in der U.S. Army genutzt. Die Army erhielt die ersten M3 Waffen, als die U.S. Spezialkräfte auf die neuere Version M4 umstiegen. 2018 entschied sich dann auch die U.S. Army, mit der M4 die neuste Variante des Waffensystems einzuführen. Diese war zuvor nur bei den US-Spezialkräften in Nutzung. Mit 6,7 Kilogramm Gewicht ist die neue Version 28 Prozent leichter als die Vorgängerversion M3. 2019 unterzeichnete die U.S. Army bereits einen Rahmenvertrag für die Lieferung benötigter Carl-Gustaf-Munition.

Carl-Gustaf M4

Die Carl-Gustaf M4 ist eine schultergeschossene, tragbare, rückstoßfreie und wiederverwendbare Ein-Mann-Waffe im Kaliber 84 mm. Die M4 ist eine Weiterentwicklung des Modells M3 und zeichnet sich durch geringeres Gewicht, bessere Ergonomie und reduzierte Gesamtabmessungen (unter 1 Meter Länge) aus. Ein eingespieltes Schützenteam, bestehend aus Schütze und Ladeschütze, soll bis zu sechs Schuss pro Minute abfeuern können. Die M4 wurde erstmals 2015 am Markt eingeführt und wird auch unter den Synonymen M3E1/ M3A1 Multi-Role, Anti-Armor, Anti-Personnel Weapon System (MAAWS) genutzt.

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Die Ende der 1940er Jahre entwickelte „Carl Gustaf“ im Kaliber 84 mm ist bei über 40 Nationen im Einsatz. Offiziell bekannte M4-Nutzer sind die Streitkräfte der Länder Schwedens, der USA, Argentiniens, Australiens, der Slowakei und Sloweniens. Ältere Varianten werden unter anderem auch in Österreich, Tschechien, Lettland, Litauen, Polen, Kanada, Griechenland, Indien, Japan und Ungarn genutzt. Die Bundeswehr hat bis heute noch die Carl-Gustaf M1 als Leuchtbüchse in den Waffenkammern der Infanterie liegen.

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Das Rohr der M4 besteht aus Titan mit einer Ummantelung aus einem Kohlefaser-Epoxid-Verbundwerkstoff. Wie bei der M3 wird die Lauflebensdauer mit 1.000 Schuss angegeben. Die M4 kann die gleichen Munitionstypen verschießen, die auch schon bei der M3 zum Einsatz kamen. Dies beinhaltet Geschosse für die Panzerabwehr (Hohlladung), Anti‐Struktur/Mehrzweck, Anti‐Personen (High Explosive) sowie Nebel und Beleuchtung. Viele dieser Munitionssorten sind auch für den Verschuss aus beengten, geschlossenen Räumen verfügbar.

Derzeit wird auch die sogenannte Guided Carl Gustaf Munition (GCGM) entwickelt. Diese geht auf die Saab Ultra-Light Missile (ULM) zurück. Ziel war eine Rakete mit Lock-on before launch, unterschiedlichen Angriffsmodi und einer Reichweite von 1.500-2.000 m. Das Zielgewicht der Rakete sollte etwa 5 kg betragen. Im November 2017 unterzeichnete Saab ein Abkommen mit Raytheon als Entwicklungspartner für schultergestartete Lenkwaffenmunition. Raytheon nutzte die Technologie seiner 40-mm-Pike-Lenkmunition, während Saab den Mehrzweck-Tandemgefechtskopf und den Zwei-Motoren-Antrieb entwickelte. Der GCGM-Demonstrator besteht aus einem containerisierten Flugkörper mit semi-aktiver Laserführung (SAL), der mehrere Zielarten bei Reichweiten von bis zu 2.000 m für stationäre Ziele und 1.500 m für bewegliche Ziele bekämpfen kann. Das Gewicht des Flugkörpers und des zylindrischen Kanisters beträgt 6,8 kg. Der Flugkörper verfügt über Aufprall-, Verzögerungs- und Airburst-Zündoptionen sowie über die Fähigkeit, Ziele im Top Attack zu bekämpfen. Bei der GCGM muss an der M4 das Aimpoint Fire Control System (FCS)‐13 ER Dynamic Universal Reflex Sights (DURS) genutzt werden. Erste Tests fanden in den Jahren 2018 und 2019 statt.

Wie die Unternehmen am 31. Oktober 2019 mitteilten, fanden die Versuche mit dem Semiaktiven Laser-Steuerungssystem im September und Oktober in Karlskoga/Schweden und Sierra Blance/Texas statt. In Karlskoga wurden drei der neuen Lenkflugkörper verschossen – zwei gegen statische und einer gegen ein bewegliches Ziel. Letzterer traf im Semi-Active Laser-Guidance-Verfahren  ein sich mit 25 km/h bewegendes Ziel in der Größe eines Geländewagens auf eine Entfernung von 1.800 Metern. Weiterhin präsentierten die Unternehmen andere mögliche Suchkopftechnologien wie beispielsweise abbildender Infrarot-Suchkopf als weitere mögliche Optionen für die neue Munition. Ebenso wurden dynamische Versuche mit Gefechtsköpfen gegen verschiedene Ziele durchgeführt. Für 2020 war eine weitere Fähigkeitsdemonstration für die USA vorgesehen.

André Forkert