StartMobilitätFahrersichtsystem für GTK Boxer

Fahrersichtsystem für GTK Boxer

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Die europäische Beschaffungsbehörde OCCAR hat am 19. November 2020 mit dem Generalunternehmer für das gepanzerte Transportfahrzeug (GTK) Boxer, ARTEC, einen Vertrag zur Herstellung, Lieferung und Einrüstung eines Fahrersichtsystems abgeschlossen.

Im Einsatz steuert der Militärkraftfahrer den Boxer grundsätzlich unter geschlossener Luke. Für den Blick auf das Verkehrsgeschehen stehen ihm nur verhältnismäßig kleine Ausblicke über Winkelspiegel zur Verfügung, die keine ausreichende Übersicht ermöglichen. Daher war der Betrieb des Boxer im Straßenverkehr nach der deutschen Straßenverkehrszulassungsordnung (STVZO) nur mit einer befristeten Ausnahmegenehmigung erlaubt.

Nun erhalten die deutschen Boxer mit dem Driver Vision System (DVS) ein elektronisch unterstütztes Sichtfeld, um eine sichere und stressfreie Fahrt auf öffentlichen Straßen nach modernen Verkehrssicherheitsstandards zu ermöglichen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, musste speziell für das Boxer-Fahrzeug ein leistungsfähiges Kamera-Monitor-System entwickelt werden, das in Zukunft auch auf andere taktische Fahrzeuge übertragen werden kann.

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Unterbringung der Komponenten des Driver Vision Systems im Fahrzeug (Graphik: KMW)

Das Driver Vision System besteht aus zwei Hochleistungskameras, einem Reinigungssystem und einer elektronischen Hochgeschwindigkeitsverarbeitungseinheit, die eine verzögerungsfreie Übertragung der Bilddaten auf die beiden Fahrerdisplays gewährleistet. Das System unterstützt den Fahrer bei seiner Aufgabe, ein schwer gepanzertes Fahrzeug im öffentlichen Raum zu manövrieren. Für Situationen wie das Abbiegen auf öffentlichen oder städtischen Straßen ist dies ein großer Schritt hin zu mehr Sicherheit, da es die meisten toten Winkel eliminiert. Das System wurde in einer Fahrerschule Langzeittests unterzogen und hat seinen Wert und seine Einsatzbereitschaft unter schwierigen Umweltbedingungen unter Beweis gestellt.

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Sobald das DVS eingerüstet ist, kann die bisher bestehende Einschränkung der Zulassung in eine unbefristete Erlaubnis umgewandelt werden. Es ist geplant, alle bestehenden und zukünftigen Fahrzeuge der deutschen Boxer-Flotte mit diesem Driver Vision System auszurüsten.

Im Juli 2020 hatten sich die zuständigen Ausschüsse des Bundestages im Rahmen einer 25-Mio-Euro-Vorlage mit dem Vorhaben befasst und grünes Licht für den Abschluss des Industrievertrages gegeben. In der Vorlage war der Finanzbedarf für diese Maßnahme mit 69 Millionen Euro angegeben worden.

Gerhard Heiming