Die als AGS-40 „Balkan“ bezeichnete Granatmaschinenwaffe hat laut Aussage des Geschäftsführers der Tecmash Holding Alexander Kochkin die letzte Hürde bezüglich der offiziellen Einführung in die russischen Streitkräfte genommen. Das in seiner jetzigen Form 2017 vorgestellte System wurde von den russischen Streitkräften erprobt und durchlief ein aus mehreren Stufen bestehenden Qualifikationsprozess.
Die russischen Streitkräfte nutzen mit den AGS-17 und AGS-30 zwei Granatmaschinenwaffen im Kaliber 30 mm x 29. Gerade letzterer Entwurf, welcher Mitte der 1990er Jahre zur Einführung kam, ist häufig lafettiert auf modernen geschützten Fahrzeugen, wie dem GAZ Tigr, zu sehen und hat das Vorgängersystem bis auf wenige Ausnahmen abgelöst.
Mit der AGS-30 wurde in Relation zum Vorgänger das Optimum an Reichweite und Präzision aus der vorhandenen 30-mm-Munition herausgeholt. Ein Kritikpunkt jedoch ist die geringe Payload an Explosivstoffen, resultierend aus dem kaliberbedingt kleinen Bauraum der Granate. Der Schritt zu 40 mm mit der bewährten, fertigungsseitig erprobten und eingeführten Variante als hülsenlose Granate schien offenbar eine logische Konsequenz. Dabei konnte das verantwortlich zeichnende Konstruktionsbüro in Tula auf erste Entwürfe in diesen Bereich aus den frühen 1980er Jahren zurückgreifen. Diese wurden jedoch durch das Ende der Sowjetunion nicht weiterverfolgt. Die Entwicklung kam über den als TKB-0134 bezeichneten Prototypen nicht hinaus.
Erst Mitte der 1990er Jahre wurden neue Schritte unternommen um das unter dem Projektnamen „Balkan“ laufende System voranzutreiben, wenn auch weiterhin schleppend. Im August 2008 wurde ein als 6G27 bezeichneter Prototyp auf der International Defense Exhibition (IDELF-2008) in Moskau präsentiert. Durch die deutliche Reform und Modernisierung der russischen Streitkräfte nach 2008 wurde auch das Balkan Projekt neu beflügelt, sodass 2016 die ersten Erprobungen mit dem erklärten Ziel für eine Einführung ab 2017 begannen.
Durch die Verwendung eines größeren Kalibers, namentlich der 40-mm-Granate 7P39 ist im Gegensatz zu der aktuell verwendeten 30-mm-Patrone WOG-30 eine deutliche Steigerung gleich mehrerer, relevanter Parameter möglich. So ist die Reichweite mit 2.500 m um etwa 50 Prozent größer. Ebenso ist die Steigerung der Menge an Nutzlast in der Granate und daraus resultierende Wirkungserhöhung signifikant. Auch die Mündungsgeschwindigkeit liegt mit 240 m/s knapp 30 Prozent über der WOG-30. Mit einem reinen Systemgewicht von 32 kg inklusive des Dreibeins ist das AGS-40 bezogen auf das Kaliber ein recht leichtes System.
Der offensichtliche Vorteil des geringen Gewichts in Bezug auf beispielsweise Mobilität bedingt auch Nachteile für die Stabilität im Feuerkampf, insbesondere bei Feuerstößen ist dies ein direkter Nachteil. Diesem begegnete man konstruktiv durch die Ausgestaltung einer Sitzfläche für den Schützen, um das Körpergewicht als zusätzliches, beschwerendes Element nutzen zu können. Neben einer offenen Visierung besteht die Möglichkeit zur Verwendung der bereits vom AGS-30 bekannten PAG-17 Zieloptik mit einer 2,7-fachen Vergrößerung, auch wenn das Strichbild für die neuen außenballistischen Parameter der 40-mm-7P39-Granate angepasst werden müssen.
Bereits Anfang 2018 erklärte der Hersteller auf Anfrage, dass man dabei sei, aus der Erprobung stammende Erkenntnisse in das Produkt einfließen zu lassen, um eine baldige Einführung zu ermöglichen. Dies hielt das Unternehmen nicht davon ab, den AGS-40 auf der IDEX 2019 erneut als Messeneuheit zu präsentieren. Ob die diesmal angekündigte Einführung bei den russischen Streitkräften wirklich zeitnah erfolgt, wird die Zukunft zeigen.